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In Ruhe investieren und Nerven schonen: Das sind die Super-Fonds!

20.09.18 10:51 Uhr

In Ruhe investieren und Nerven schonen: Das sind die Super-Fonds! | finanzen.net

Diese Fonds überzeugen mit einem exzellenten Verhältnis zwischen Rendite und Risiko. Welche Produkte die Redaktion von €uro am Sonntag überzeugt.

von A. Hohenadl und C. Platt, Euro am Sonntag

Jeder Anleger hat im Laufe seines Lebens schon einmal Hochs und Tiefs erlebt - das liegt in der Natur der Sache, wenn man sich an der Börse mit ihren schwankenden Kursen engagiert. Sich entspannt zurückzulehnen und die gut laufenden Investitionen im Blick zu haben, das ist der Idealzustand. Doch es gibt auch unerfreuliche Momente, an die man sich weniger gern erinnert.



So wie an den 15. September 2008, also vor zehn Jahren. Damals meldete die US-Investmentbank Lehman Brothers Insolvenz an. Das Ereignis steht eigentlich in einer Reihe von Pleiten und Schieflagen, die von der Versicherung AIG über die US-Hypothekenbank ­Fannie Mae bis zur Hypo Real Estate reicht. Und doch markiert es eine Zäsur: Aus der Hypothekenkrise in den Vereinigten Staaten wurde quasi über Nacht eine globale Finanzkrise. Die Institute weltweit misstrauten sich plötzlich und liehen sich kein Geld mehr, der Interbankenmarkt kam zum Erliegen. Es folgte eine Rezession und - nach dem Platzen der Dotcom-Blase im Jahr 2000 - die zweite Mega-Baisse binnen eines Jahrzehnts.

Gruselige Entwicklung

Für die meisten Anleger war die Zeit von Anfang 2008 bis März 2009 ein herber Schlag ins Kontor. Um rund 50 Prozent brach etwa der DAX in diesem Zeitraum ein. Für viele weniger börsenerfahrene Sparer war dies ein neuerliches Zeichen dafür, dass sich der Aktienmarkt nicht für die Geldanlage eignet.



Und heute? Da stehen die Aktienmuffel schlecht da. Selbst wer zu Zeiten des damaligen DAX-Hochs im Jahr 2007 bei 8151 Zählern eingestiegen ist und die gesamte Finanzkrise durchlitt, freut sich aktuell über ein Plus von fast 50 Prozent. Geld ansparen mit Aktien - das hätte sich demnach auch dann gelohnt, wenn man kurz vor dem Einbruch der Börsen 2008 sein Geld investiert hätte.

Die Geschichte zeigt wieder und wieder: Gerade wer viel Zeit bei der Geldanlage hat, kann und sollte auf Aktien setzen. Denn zwischenzeitliche Verluste können ausgesessen und so kann diese Phase unbeschadet überstanden werden. Das betrifft vor allem die Altersvorsorge, für die im Idealfall mehrere Jahrzehnte lang gespart werden kann.

Nötige Vielfalt

Doch obgleich Aktien langfristig die ertragreichste Anlageklasse sind, sollten Anleger auch andere Vermögenswerte in ihr Depot integrieren. Denn das sorgt für die nötige Diversifikation, bei der das eingegangene Risiko über mehrere Investitionen gestreut wird. Nicht umsonst gilt das Sprichwort "Setze nicht alles auf eine Karte" ganz besonders für die Geldanlage.

Unerreicht stark in Sachen Diversifikation sind Investmentfonds. Sie nehmen eine Reihe von Titeln in ihr Portfolio auf und sind gesetzlich dazu verpflichtet, ihr Vermögen zu streuen. So darf kein Einzelwert mehr als zehn Prozent des Portfolios ausmachen, und sämtliche Positionen mit einem Anteil von mehr als fünf Prozent dürfen zusammen maximal ein Gewicht von 40 Prozent haben. Je nach Ausrichtung des Produkts werden Aktien, Anleihen, Rohstoffe oder Immobilien gekauft. ­Mischfonds - auch Multi-Asset-Fonds genannt - basteln ihr Portfolio gar aus mehreren Anlageklassen zusammen.

Doch in welche Fonds sollten Anleger einsteigen? Die Auswahl ist riesig: Mehr als 6.000 Produkte werden allein in Deutschland vertrieben. Zuallererst richtet sich die Antwort danach, wie hoch die Risikobereitschaft des Sparers ist, wie lange sein Anlagehorizont und wie die Vermögensallokation bisher aussieht. Danach entscheidet sich, welche Art von Fonds in das eigene Depot integriert werden sollte.

Gute Entscheidungen

Aus den zahlreichen Fonds gleicher Ausrichtung die besten Produkte aufzuspüren ist dann der zweite Schritt. Bei der Auswahl hilft oft der Blick auf die Renditeranglisten. Fonds, die über verschiedene Zeiträume an der Spitze ihrer Vergleichsgruppe stehen, haben in dieser Zeit offenbar viel richtig gemacht. Blenden lassen dürfen sich Anleger davon natürlich nicht, denn vergangene Erfolge sind keine Garantie dafür, dass sie sich in der Zukunft wiederholen werden. Und doch ist eine hohe Rendite ein Zeichen dafür, dass der Fondsmanager in der Vergangenheit gute Entscheidungen gefällt hat.

Von Privatanlegern weit seltener als Entscheidungshilfe herangezogen wird eine andere Kennzahl: die Volatilität. Sie beschreibt, wie heftig der Anteilswert eines Fonds innerhalb eines bestimmten Zeitraums geschwankt hat. Sehr volatile Produkte sind in der Regel nicht das Richtige für Anleger, die das Risiko scheuen. Im Normalfall ist die Volatilität bei Aktien und Rohstoffen hoch, bei Anleihen und Immobilien niedrig bis sehr niedrig. Auch hier gibt es innerhalb der Anlageklassen jedoch Unterschiede. Pennystocks etwa schwanken meist heftiger als Aktien internationaler Multis aus der Nahrungsmittelbranche, Hochzinsanleihen weniger solventer Unternehmen heftiger als Bundesanleihen.

Eine besondere Kennzahl setzt die Rendite und die Volatilität zueinander ins Verhältnis: die Sharpe Ratio. Sie beschreibt, wie hoch das Risiko war, das eingegangen wurde, um eine bestimmte Rendite zu erzielen. Eine hohe Sharpe Ratio hat zum Beispiel ein Aktienfonds, der stark zulegte und dabei nur mittelmäßig schwankte. Genauso kann etwa ein Rentenfonds eine hohe Sharpe Ratio haben, dessen Kurs zwar nur ein paar Prozent hinzugewann, aber sehr ruhig verlief.

Ausgezeichnete Balance

€uro am Sonntag hat fünf Anlagekategorien betrachtet und die Fonds mit der jeweils höchsten Sharpe Ratio der vergangenen drei Jahre herausgefiltert. Aus den drei Top-Produkten je Kategorie stellen wir einen Fonds heraus, den die Redaktion für besonders empfehlenswert hält. Untersucht wurden Rentenfonds, Offene Immobilienfonds und ­Mischfonds sowie globale und europäische Aktienfonds.

Den aufgeführten Fonds ist gemein, dass sie über ein hervorragendes Rendite-Risiko-Profil verfügen und sich - zumindest unter diesem Blickwinkel - ganz besonders für die Altersvorsorge eignen. Denn ein gutes Verhältnis zwischen Rendite und Risiko schont die Nerven und sorgt für Gelassenheit bei einem jahrzehntelangen Sparvorgang.

Sharpe-Ratio:

Ursprung:
Die Sharpe Ratio ist eine Kennzahl aus der Finanzmathematik. Sie ist benannt nach dem US-Ökonomen William Forsyth Sharpe, der sie 1966 entwickelte. Für seine Forschungen auf dem Gebiet der Preisbildungstheorie im Kapitalmarkt erhielt er 1990 den Wirtschaftsnobelpreis.

Berechnung:
Die Sharpe Ratio beschreibt das Verhältnis von Ertrag und Risiko einer Geldanlage. Sie lässt sich für Fonds genauso wie für andere Investments ausweisen. Die Sharpe Ratio wird berechnet, indem man die jährliche Rendite (R) oberhalb der risikolosen Verzinsung (Rb) durch die Volatilität teilt. Um den risikolosen Zins zu beziffern, wird auf den Geldmarktzins zurückgegriffen. €uro am Sonntag verwendet den Drei-Monats-Euribor, einen Zinssatz, der für Geschäfte zwischen Banken gilt. Wegen der momentanen Niedrigzinsphase liegt der Drei-Monats-Euribor nahe null. Aktuell wird also von der Rendite einer Geldanlage quasi nichts abgezogen, um die Überrendite zu ermitteln, aus der die Sharpe Ratio berechnet wird. Zur Beschreibung des von einem Fonds eingegangenen Risikos wird auf die Volatilität, also die Wertschwankung, zurückgegriffen. Sie wird wie die Rendite in Prozent dargestellt und benennt, wie stark der Wert eines Fonds innerhalb eines bestimmten Zeitraums von seinem Durchschnittswert abgewichen ist. Beispiel:
Der risikolose Zins liegt bei zwei Prozent, Fonds A hat eine Rendite von acht Prozent erzielt. Die Überrendite jenseits des Ertrags einer risikolosen Geldanlage beträgt also sechs Prozent. Hatte der Fonds eine Volatilität von drei Prozent, ergibt sich eine Sharpe Ratio von zwei.

Einordnung: In der aktuellen Marktsituation bewegt sich die Sharpe Ratio der meisten Fonds auf Dreijahressicht zwischen null und eins. Eine Sharpe Ratio von eins bedeutet, dass die Überrendite des Fonds genau der Volatilität, also dem eingegangenen Risiko, entspricht. Eine Sharpe Ratio von mehr als eins zeigt, dass das eingegangene Risiko überkompensiert wurde: Der Gewinn war höher als die Schwankungen. Liegt die Sharpe Ratio zwischen null und eins, hat das Investment zwar mehr als den Geldmarktsatz abgeworfen, ist dafür aber ein überhöhtes Risiko eingegangen. Liegt die Sharpe Ratio unter null, konnte der Fonds nicht einmal den Geldmarktzins erwirtschaften. Bei der derzeitigen Marktlage ist das gleichbedeutend mit Verlusten.

Offene Immobilienfonds
Meister aller Klassen

Offene Immobilienfonds sind die Könige der Sharpe Ratio. Unter den zehn Produkten mit dem besten Verhältnis zwischen Rendite und Volatilität finden sich gleich acht Immobilienfonds. Und die beiden übrigen Fonds, die zu dieser illustren Runde gehören, sind keine ernsthafte Konkurrenz. Es sind zwei Geldmarktfonds, die in den vergangenen drei Jahren eine Rendite von 0,07 Prozent erzielten und deren Schwankungen kaum messbar waren.

Die Offenen Immobilienfonds sind da ein ganz anderes Kaliber. Ihre Erträge wachsen zwar nicht in den Himmel, doch sie sind solide. Gleichzeitig ist ihre Volatilität äußerst gering. Der Spitzenreiter in dieser Kategorie, der UniImmo: Deutschland, kam in den vergangenen drei Jahren auf ein Plus von 8,8 Prozent. Seine Schwankungsbreite lag bei nur 0,4 Prozent. Das führt zu einer Sharpe Ratio von fast 15 und verdeutlicht das exzellente Rendite-Risiko-Verhältnis dieses Portfolios. Doch auch die Verfolger können sich brüsten: Mit Werten von gut zwölf und fast elf haben der UniImmo: Europa und der SemperReal Estate ebenfalls eine außergewöhnlich hohe Sharpe Ratio.

Offene Immobilienfonds kaufen Gebäude, meist Gewerbeobjekte, und vermieten diese. Ihr Wertzuwachs speist sich aus zwei Quellen: der Mietrendite und der Wertänderungsrendite. Erstere ergibt sich aus den Mieteinnahmen der Fondsimmobilien, Letztere aus der Änderung der Gebäudewerte. Beide Renditequellen sind sehr stabil: Die Mieteinnahmen fließen kontinuierlich Monat für Monat, die Immobilienwerte werden durch Gutachter alle drei Monate bestimmt. Das verhindert ein zittriges Auf und Ab des Anteilswerts eines Immobilienfonds.

Hinzu kommt, dass insbesondere die großen Offenen Immobilienfonds sehr breit aufgestellt sind und etwaige Schwächen bei einem Objekt mit Stärken bei anderen wettgemacht werden können. "Der UniImmo Deutschland bietet mit seinen rund 80 Objekten in unterschiedlichen Regionen und Nutzungsarten eine breit diversifizierte Anlagestruktur, die es ermöglicht, zyklusbedingte Schwankungen auszugleichen", sagt Thomas Röhrs, der den Fonds managt.

Der UniImmo Deutschland brilliert nicht nur bei der Sharpe Ratio, sondern punktet mit weiteren Vorteilen. Zum einen sind die Immobilien fast vollständig vermietet. "Die Vermietungsquote des Fonds bewegt sich mit rund 98 Prozent seit einigen Jahren auf einem sehr hohen Niveau", berichtet Röhrs. Zum anderen überzeugt die regionale Diversifikation des Portfolios, das zu 56 Prozent aus deutschen Immobilien und zu 44 Prozent aus Objekten im übrigen Westeuropa besteht. Hinzu kommen als Pluspunkt die niedrige Verschuldung des Fonds und die Fokussierung auf Nachhaltigkeitsaspekte.

Einziges Manko des UniImmo: Deutschland ist die eingeschränkte Verfügbarkeit. Der Anbieter Union Investment gibt derzeit keine neuen Anteile heraus, weil für die im Fonds vorhandene Liquidität zuerst neue Anlagemöglichkeiten aufgetan werden müssen. Ein Handel an der Börse ist allerdings möglich.

Immobilienfonds mit der höchsten Sharpe Ratio (pdf)

Rentenfonds
Stabilität im Vordergrund

Bei der Kategorie Rentenfonds gab es bewusst keinerlei Einschränkungen vonseiten der Redaktion. Sämtliche Portfolios, die auf festverzinsliche Wertpapiere setzen, wurden nach der Sharpe Ratio sortiert. Die Fonds mit dem besten Rendite-Risiko-Profil kamen auf Werte zwischen 1,86 und 2,48.

An erster Stelle steht der Dual Return Vision Microfinance - ein ungewöhnlicher Fonds, der Schuldtitel von Mikrofinanzunternehmen kauft. Diese sind in Schwellen- und Entwicklungsländern aktiv und geben Kleinstkredite an Selbstständige aus, damit sie sich ein Geschäft aufbauen können. Die Rückzahlungsquote bei den Darlehen ist sehr hoch, was die Mikrofinanzfonds wenig schwanken lässt. Wegen des sehr speziellen Investmentansatzes des Spitzenreiters empfiehlt die Redaktion aber den zweitplatzierten Rentenfonds für die langfristige Anlage.

Der IP Bond-Select hat in den vergangenen Jahren ordentlich zugelegt und war zugleich nur wenig volatil. "Der Fonds verfolgt das Ziel, eine stabile Wertentwicklung bei einer möglichst geringen Volatilität sowie niedrigen Drawdowns zu erzielen", erläutert Lars Rosenfeld.

Der Fondsmanager hat bei der Titelauswahl eine große Freiheit. "Der IP Bond-Select investiert unabhängig von einer Benchmark flexibel über alle Anleihekategorien", sagt er. Dazu zählen neben Unternehmensanleihen auch Staatsanleihen und Pfandbriefe. Der Fokus liegt gleichwohl auf Anleihen europäischer Konzerne mit solider Bonität. Mehr als die Hälfte des Portfolios besteht aus deutschen Emittenten.

Ein Grund für die Schwankungsarmut des Fonds: Schon seit Längerem gewichtet Rosenfeld Anleihen mit kurzer Restlaufzeit über. "Das kostet gelegentlich Performance, sorgt aber für ein stabileres Portfolio", sagt er. Auch Devisenschwankungen geht er aus dem Weg.

Rentenfonds mit der höchsten Sharpe Ratio (pdf)

Aktienfonds weltweit
Nachhaltige Renditen

Bei den weltweit anlegenden Aktienfonds rangiert in puncto Risiko zu Rendite ein Portfolio an der Spitze, das eigentlich zu den Themenfonds zu rechnen ist. Denn der Sustainable Equity Global des liechtensteinischen Vermögensverwalters LGT hat sich der Anlage in nachhaltige Unternehmen verschrieben.

Diese grüne Ausrichtung muss kein Nachteil sein, wie viele Anleger glauben, sondern sorgt im Gegenteil für ein ausgezeichnetes Rendite-Risiko-Profil. Das spiegelt sich in der hohen Sharpe Ratio über die vergangenen drei Jahre wider.

Generell ist das Interesse großer Investoren an nachhaltiger Geldanlage stark gewachsen. Denn Probleme wie der Klimawandel verlangen nach neuen Lösungen. Und institutionelle Anleger wie Versicherungen und Pensionsfonds scheuen zunehmend Investments, die ihnen einen Reputationsschaden zufügen könnten. Lieber bestärken sie Firmen durch ihr Engagement darin, Umweltrisiken zu reduzieren oder ethischen und sozialen Aspekten mehr Aufmerksamkeit zu schenken.

So favorisiert der LGT-Fonds bei seinen Anlagen Unternehmen, deren Produkte und Dienstleistungen dazu beitragen, das "menschliche Wohlbefinden" zu erhöhen. Fondsmanager Christian Scherrer und sein Team prüfen unter anderem, wie Unternehmen Ressourcen nutzen, aber auch, wie die Mitarbeiter vom Management gefördert werden. Aus einem Universum von 4400 Aktien filtern sie für den Fonds 40 bis 70 Titel heraus. Von vornherein ausgeschlossen sind Unternehmen mit umstrittenen Aktivitäten (etwa Pornografie, Glücksspiel oder Waffen).

Alles in allem bietet der Fonds eine Anlage, die im Vergleich zum breiten Aktienmarkt weniger volatil ist - bei dennoch sehr guter Rendite. "Es hat sich gezeigt, dass die kombinierte Analyse finanzieller und nicht finanzieller Kennzahlen zur Steigerung der risikoadjustierten Rendite in jeglichem Marktumfeld beitragen kann", so Fondsmanager Scherrer.

Globale Aktienfonds mit der höchsten Sharpe Ratio (pdf)

Aktienfonds Europa
Abseits ausgetretener Pfade

Der Blick auf die Tabelle mit den Europa-Aktienfonds überrascht ein wenig. Denn auf den ersten beiden Plätzen finden sich Portfolios, die dezidiert in kleine und kleinste Unternehmen investieren. Die sind eigentlich schwankungsanfälliger als die großen Wirtschaftsakteure - sprich, mit mehr Risiko verbunden.

Seit einigen Jahren ist das nicht mehr unbedingt der Fall. Viele Nebenwerte schwankten nicht stärker als die Aktien der Big Player. Dafür warfen sie eine deutlich höhere Rendite ab. Im Ergebnis führt das zu einer besseren Sharpe Ratio bei den Nebenwertefonds. Das beste Ergebnis erzielte der Squad European Convictions. Leider ist der Zugang zu diesem Fonds eingeschränkt; neue Anleger können ihn nur noch mit vollem Ausgabeaufschlag kaufen.

Uneingeschränkt zugänglich ist dagegen der Lupus alpha Micro Champions. Sein Investitionsschwer­punkt sind Firmen mit einer Marktkapitalisierung zwischen zehn und 150 Millionen Euro. Sie machen zwar mehr als die Hälfte aller börsennotierten Unternehmen in Europa aus, tauchen aber meist nicht auf dem Radarschirm großer Investoren auf.

Es ist das Feld für Spezialisten wie Peter Conzatti, der den Micro-Champions-Fonds von Anfang an managt. Er beschäftigt sich akribisch mit den Firmen, in die er investiert. Und ist auch bereit, "schnell und emotionslos zu verkaufen, wenn wir Proble­me bei einer Firma sehen". Meist bleibt er aber lange investiert; zehn Jahre sind keine Seltenheit.

Den Vorteil von Nebenwerten sieht er darin, dass sie dynamischer wachsen als die Schwergewichte und die Kursentwicklung mehr von Unternehmensdaten und weniger von der wirtschaftlichen Großwetterlage abhänge. Auch künftig sieht er unter den kleinen Titeln an der Börse viele, die ihren Wert steigern können - "auch wenn die Kurse nicht mehr ganz so schnell klettern".

Aktienfonds Europa mit der höchsten Sharpe Ratio (pdf)

Mischfonds
Klein, aber leistungsstark

Um die Top-Portfolios in der Rubrik Mischfonds zu ermitteln, hat die Redaktion alle Kategorien von offensiv über ausgewogen bis defensiv betrachtet. Das im Hinblick auf die Sharpe Ratio beste Produkt ist der ausgewogene Mischfonds IP White T. Er wird wie unsere Empfehlung bei den Rentenfonds, der IP Bond-Select, von Lars Rosenfeld gemanagt.

Allerdings beträgt die Mindestanlagesumme bei diesem Portfolio 25.000 Euro, und die Rendite in den vergangenen drei Jahren fällt doch deutlich gegenüber dem Zweit- und Drittplatzierten ab.

Der Acatis Datini Valueflex hat im Dreijahreszeitraum zwar den größten Wertzuwachs erzielt, allerdings mit merklich höheren Schwankungen. Die beste Wahl aus Sicht der Redaktion ist deshalb der relativ kleine FU Fonds Multi Asset der Vermögensverwaltung Heemann.

Bei dem Portfolio handelt es sich um einen vermögensverwaltenden dynamischen Mischfonds. Sprich die Aktienquote kann vergleichsweise rasch an das Marktumfeld angepasst werden. Das Fondsmanager- Team um Ernst Heemann bewerkstelligt das bevorzugt mit taktischen Short-Investments in Form von Futures und einer flexiblen Cashquote.

Zudem wird auf eine breite Streuung des Portfolios geachtet, um die Risiken zu reduzieren. Selbst die Top-Ten-Titel sind nur zwischen 1,2 und 2,0 Prozent gewichtet. Anleihen befinden sich derzeit nur in "homöopathischer" Dosis von rund zwei Prozent im Portfolio. Nach Ansicht des Vermögensverwalters sind die Papiere im Niedrigzinsumfeld kaum geeignet, um Kursschwankungen der Aktienmärkte abzufedern.

Bei der Aktienauswahl setzt Heemann auf eine breite Mischung, was Branchen, Regionen und Unternehmensgröße und auch Anlagestile angeht. Im Portfolio finden sich sowohl Growth- als auch Value- und Quality- Titel. Eine eigenwillige Mischung, die aber funktioniert und über die relativ hohen Gebühren des Fonds hinwegsehen lässt.

Mischfonds mit der höchsten Sharpe Ratio (pdf)

Fast nur gute Ergebnisse
Rückblick: Fondsempfehlungen aus Heft 37/15

Vor drei Jahren filterte die Redaktion von €uro am Sonntag schon einmal die Fonds mit der höchsten Sharpe Ratio aus verschiedenen Anlagekategorien heraus. Diese haben sich - bis auf eine Ausnahme - gut bis sehr gut entwickelt. Bei den Offenen Immobilienfonds stach damals wie heute der UniImmo Deutschland heraus. Er brachte Anlegern in den vergangenen drei Jahren ein kumuliertes Plus von rund 8,8 Prozent. Bei den Rentenfonds überzeugte damals der Xaia Credit Basis II mit einer außergewöhnlich stetigen Rendite. Die schaffte das Fondsmanagement in der Folge leider nicht mehr. Und so stehen bei dieser Strategie unterm Strich zwei Prozent Minus in den vergangenen drei Jahren.

Erfreulich hingegen sind die Dreijahresresultate beim globalen Aktienfonds Kepler Value Aktien (ISIN: AT 000 0A0 AH0 6) und beim ausgewogenen Mischfonds Kepler Vorsorge Mix (AT 000 072 264 0). Mit knapp 28 ­respektive gut 15 Prozent Plus haben sie sich besser entwickelt als der Durchschnitt ihrer Kategorien. Mit rund 21 Prozent Kurszuwachs blieb der SEB European Small Caps (LU 009 998 489 9) in der Gruppe der europäischen Nebenwertefonds zwar etwas zurück, enttäuschend ist das Ergebnis aber keineswegs.




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