Fondsmanager Sehgal: "Der Anlagestil bleibt derselbe"
Templeton Emerging Markets: Der Fondsmanager spricht im Interview über personelle Umbrüche, wichtige Einblicke und gefährliche ETFs.
von Jörg Billina, €uro am Sonntag
€uro am Sonntag: Herr Sehgal, nach dem Ausscheiden von Mark Mobius und Carlos Hardenberg lenken Sie den Templeton Emerging Markets allein. Werden Sie den Anlagestil ändern?
Chetan Sehgal: Wichtige Anpassungen haben wir schon vor Jahren vorgenommen - etwa fünf Analysten nur für Techwerte abgestellt. Der Anlagestil bleibt derselbe: Wir suchen Unternehmen, die in der Lage sind, ihre Erträge über Jahre hinaus zu steigern. Damit wir investieren, müssen die Unternehmen zudem mit einem Abschlag zum fairen Wert an der Börse notieren. Solange das nicht der Fall ist, warten wir geduldig.
Schwellenländeraktien legten 2017 kräftig zu. Finden Sie Firmen, die den Kriterien genügen?
Ja, das Anlageuniversum besteht aus 25.000 Unternehmen. 800 davon kommen als Investment infrage. Aus diesen suchen wir die Titel, die unseren Anforderungen entsprechen. Im Portfolio finden sich rund 100 Aktien.
Wie spüren Sie die Titel auf?
Wir verfügen über eine umfangreiche Datenbank. Und wir nutzen unser globales Netzwerk an Research-Spezialisten vor Ort. In die Analyse fließen auch Faktoren wie Umwelt, soziale Fragen und Corporate Governance ein. Trotz der Datenvielfalt sind wir überzeugt, dass eine Investmententscheidung vor allem von dem Eindruck abhängt, den wir bei Unternehmensbesuchen und Gesprächen mit dem Management gewinnen.
Sind Schwellenländer riskanter als Industriestaaten?
Nicht wenige Anleger sehen das sicherlich so. Das hat historische Gründe. In der Vergangenheit fielen die Wachstumszyklen der Schwellenländer extrem aus. Starken Zuwächsen folgten kräftige Rückschläge. Zudem schnitten Schwellenländerunternehmen im Vergleich zu Firmen aus Industriestaaten bei der Corporate Governance schlechter ab. Aber vieles hat sich positiv verändert. Die Schwellenländer haben potenzielle Gefahren abgebaut. Die Devisenreserven fallen meist höher aus als vor ein paar Jahren. Auch das Problem der Leistungsbilanzdefizite wurde zum großen Teil gelöst. Und die Unternehmen sind deutlich transparenter geworden.
Die Fed wird 2018 drei bis vier Mal den Zins erhöhen. Werden Anleger dann Mittel abziehen?
Die Entscheidungen der US-Notenbank beeinflussen nicht nur die Emerging Markets, sondern alle Anlageregionen. Sicherlich wird dieses Jahr die Volatilität steigen. Kräftige Kurskorrekturen in den Schwellenländern sind aber keineswegs zwingend. Zinserhöhungen lassen sich auch so interpretieren, dass die US-Konjunktur Fahrt aufnimmt und die Nachfrage nach Gütern aus Schwellenländern steigt.
Die Sorge vor einem Handelskrieg wächst. Wären Schwellenländer besonders betroffen?
Eine Ausweitung von US-Sanktionen und Strafzöllen wäre kontraproduktiv und würde der Kursentwicklung schaden. Der freie Austausch von Waren trägt wesentlich dazu bei, dass die Schwellenländer hohe Wachstumsraten erzielen und die Armut spürbar zurückgeht.
In Brasilien und Mexiko gibt es 2018 Wahlen. Was, wenn reformunwillige Parteien gewinnen?
Auch das kann Schwankungen auslösen. Wir konzentrieren uns aber weniger auf den Ausgang von Wahlen. Entscheidend sind tragfähige Regierungsstrukturen. Diese sehen wir in Brasilien und Mexiko nicht gefährdet.
Legen Sie Benchmark-nah an?
Nein, wir versuchen große Indextitel weitgehend zu vermeiden. Auch weil mittlerweile viel Geld in Schwellenländer-ETFs steckt. Kommt es zu Verkäufen, leiden die ETF-Schwergewichte besonders. 20 Prozent der Mittel haben wir daher in Small Caps angelegt.
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