Euro am Sonntag-Interview

Fondsmanager O’Connor: "Europa hat noch Potenzial"

08.04.18 15:00 Uhr

Fondsmanager O’Connor: "Europa hat noch Potenzial" | finanzen.net
Paul O’Connor von Janus Henderson

Anlagestrategie » Der Investmentprofi von Janus Henderson spricht im Interview mit €uro am Sonntag über Volatilität, US-Wirtschaft und seine Vorliebe für Europa.

von Astrid Zehbe, €uro am Sonntag

€uro am Sonntag: Nach ­einem 18-monatigen Anstieg der globalen Aktienmärkte ohne größere Schwankungen ist die Volatilität nun zurückgekehrt. Müssen sich Anleger auf turbulentere Zeiten einstellen?
Paul O’Connor: 2017 hatten wir ein sogenanntes Goldlöckchen-Szenario. Das globale Wirtschaftswachstum war weder zu hoch noch zu niedrig. Die Inflation war gering und wirtschaftliche Rahmenbedingungen haben sich immer weiter verbessert. All das ist mittlerweile eingepreist, sodass das ­Risiko für Volatilität steigt.

Was könnte Turbulenzen ­hervorrufen?
Volatilitätstreiber sind traditionell steigende Zinsen, aber auch politische Ereignisse können Kurseinbrüche verursachen. Dank der nach wie vor guten Fundamentaldaten in vielen Ländern zeigt der mittelfristige Trend jedoch nach oben. Wir bewerten politische Ereignisse wie den Brexit, die Situation in Italien oder die US-Politik unter Donald Trump immer danach, ob sie die wirtschaftlichen Fundamentaldaten beeinflussen könnten.

Und, könnten sie?
Im Hinblick auf Trump auf jeden Fall. Die US-Wirtschaft brummt, und wir sehen mittlerweile Anzeichen einer möglichen Überhitzung. Ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt fiskalpolitische Lockerungsmaßnahmen wie die US-Steuerreform durchzusetzen, halten wir für schwierig. Die Inflation könnte schneller anziehen als erwartet - mit der Folge, dass die US-Notenbank schneller mit Zinserhöhungen reagieren muss, als ihr lieb ist.

Wie reagieren Sie in Ihren ­Portfolios darauf?
Die Zeiten, in denen man Titel kaufen und liegen lassen konnte, sind vorerst vorbei. Wir haben passive Investments im Portfolio deshalb reduziert. Gleichzeitig haben wir unseren Anteil an US-Aktien gesenkt. Vor allem Technologiewerte wurden abgestoßen, da wir diese mittlerweile für teuer halten. Zugekauft haben wir US-Regionalbanken. Die Kreditinstitute profitieren von steigenden Zinsen.

Aktien sind also nach wie vor erste Wahl?
Ja, auch wenn kurzfristig mit Schwankungen zu rechnen ist, sind Aktien für uns langfristig die lukrativste Anlageklasse, da sie die höchste Rendite versprechen. Allerdings suchen wir verstärkt nach Titeln in Europa und Japan.

Weil die dortigen Notenbanken es nicht so eilig haben mit der geldpolitischen Straffung?
Das ist nur ein Argument. Beide Wirtschaftsräume sind in ihrem Konjunkturzyklus noch nicht an ihrem Zenit angelangt. Insbesondere in Europa sehen wir noch viel Potenzial. In den kommenden Jahren könnte die Wirtschaft dort um rund zwei bis drei Prozent zulegen. Ein weiterer Abbau der nach wie vor recht hohen Arbeitslosigkeit in einigen Ländern birgt weiteres Gewinnpotenzial für Unter­nehmen.

Wie gleichen Sie die höheren ­Risiken aus, die durch mögliche Turbulenzen an den Aktienmärkten entstehen könnten?
Wir kaufen wieder vermehrt US-Staatsanleihen. Aber deren Kurse sinken, wenn das Zinsniveau steigt. Wir kaufen sie darum sukzessive und haben unseren Bestand langsam erhöht. Wir rechnen damit, dass die Renditen auf bis zu 3,5 Prozent ansteigen werden. Damit sind wir zufrieden, zumal die Papiere im Portfolio ja in erster Linie für Stabilität sorgen sollen. Die Risiken, die wir hier minimieren, können wir woanders eingehen.

Wie sieht es mit europäischen Staatsanleihen aus?
Wir haben auch damit begonnen, britische Papiere aufzustocken. Hier setzen wir auf Kursgewinne.

Wieso rechnen Sie damit?
Unserer Ansicht nach sind an den Märkten aktuell vier Zinserhöhungen der britischen Notenbank berücksichtigt, was in den vergangenen Monaten zu sinkenden Kursen geführt hat. Die britische Wirtschaft ist jedoch im Hinblick auf den Brexit sehr fragil. Wir glauben nicht, dass die Wirtschaft derart viele Zins­erhöhungen benötigt und auch vertragen kann. Diese Erkenntnis dürfte dafür sorgen, dass britische Staatsanleihen wieder gefragter werden und die Kurse steigen.



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Bildquellen: Janus Henderson