Neu: Profi-Strategien auch für Privatanleger
Mit den neuen europäischen Fondsrichtlinie lassen sich jetzt auch für private Investoren Strategien verfolgen, die bisher nur institutionellen Anlegern zugänglich waren.
von Christian Machts, Gastautor von Euro am Sonntag
Wenn Anleger in diesen Zeiten in ihr Wertpapierdepot sehen, stellen sie oft erstaunt erhebliche Kursschwankungen fest. Schauen sie dann auf die Aktien- oder festverzinslichen Anlagen, weicht häufig das Erstaunen einer Nervosität oder Verunsicherung. Nun sind Schwankungen an den Märkten keineswegs eine Erfindung der letzten Jahre, diese Bewegungen hat es schon immer gegeben. Wir stellen jedoch gerade nach 2008 eine deutliche Häufung von Marktereignissen fest, die die Aktien- und Zinsmärkte erheblich durcheinanderwirbeln.
Gerade das Jahr 2016 hat sehr bewegt begonnen und uns enorme Schwankungen beschert. Die Politik der Notenbanken ist hierbei mittlerweile ein dominierender Faktor, aber denken Sie auch an den Ölpreis oder die Entwicklung von Bankaktien. Wie nun aber als Anleger damit umgehen? Viele Anlageberater werden darauf verweisen, dass Aktien und festverzinsliche Papiere eine langfristige Anlage sind und somit gewissen kurzfristigen Schwankungen unterliegen, was auch grundsätzlich stimmt. Jedoch gibt es weitere Strategien, die nun auch in der Breite Privatanlegern zugänglich sind und eine attraktive Wertentwicklung mit einer Stabilisierung des gesamten Depots verbinden.
Mit alternativen Investments
nicht nur auf Aktien setzen
Oft finden Sie diese Strategien zusammengefasst unter dem Oberbegriff "alternative Anlagen", was so viel bedeutet wie Anlagen, die eine andere Herangehensweise an Aktien oder Renten erlauben, gezielt auch Derivate einsetzen und oft die Schwächen traditioneller Strategien ausgleichen. Ein Beispiel dafür sind sicher sogenannte Long-Short-Aktienstrategien, die nach einer klaren Philosophie die besten Aktien in ihrem Spektrum erwerben - ähnlich einem normalen Aktienfonds. Gleichzeitig identifizieren sie aber auch sehr schwache Aktien - Titel, von denen keine hohe Rendite zu erwarten ist. Diese Aktien werden in der gleichen Strategie verkauft, um sie später zu einem niedrigeren Preis zurückzukaufen.
Kombiniert man diese beiden Strategien - den Kauf hervorragender Aktien und den Verkauf vermeintlich schlechter Werte -, haben wir eine Strategie, welche die Differenz zwischen sehr guten und schlechten Aktien als Ergebnis liefert. Vorteil eines solchen Vorgehens ist zum einen eine gewisse Unabhängigkeit von den Märkten, d. h. Schwankungen am Aktienmarkt spielen eine sehr untergeordnete Rolle. Weiterhin liefert eine solche Strategie eine konstante Rendite, die ebenfalls nicht von den Märkten abhängig ist.
Derartige Strategien gibt es nun nicht nur auf Aktien, ähnliche Ansätze werden auch im festverzinslichen Bereich sowie bei Währungen verfolgt. Das Prinzip bleibt dabei immer gleich: Gute Werte werden gekauft, schlechte verkauft (um sie später günstiger wieder zu kaufen), die Differenz ist die erwirtschaftete marktunabhängige Rendite der Anlage. Laufende Renditen von fünf bis neun Prozent pro Jahr sind dabei keine Seltenheit.
Alternative Strategien gehen aber auch noch deutlich andere Wege. So setzen einige auf Fusionen und Übernahmen sowie die Kursentwicklung von Aktien in einem derartigen Umfeld. Andere Strategien fokussieren sich auf die Entwicklung von Währungen und Wirtschaftsräumen zueinander (Global Macro) und vieles mehr. In den vergangenen Jahrzehnten hat sich ein fast unüberschaubarer Markt für solche Strategien entwickelt.
Wie nun den Überblick behalten? Bisher waren viele dieser Strategien nur institutionellen Anlegern vorbehalten. Diese Anleger können sowohl den richtigen Vermögensverwalter mit der besten Expertise auswählen, ein umfassendes Risikomanagement leisten und mit den rechtlichen Rahmenbedingungen umgehen - zum Beispiel mit der Tatsache, dass viele Strategien nur in den USA oder einzelnen Ländern erworben werden können.
Inzwischen kommen solche Strategien jedoch vermehrt auch in der Hülle klassischer Publikumsfonds auf den Markt. Diese bieten zum einen die Liquidität und Transparenz, wie sie im Rahmen der europäischen Fondsrichtlinie UCITS gefordert sind. Zum anderen bieten sie auch Privatanlegern Zugang zu alternativen Anlagestrategien. Immer mehr Anleger schätzen diese Verbindung aus einem etablierten, verlässlichen Rechtsrahmen und zusätzlichen, teilweise marktunabhängigen Investitionsmöglichkeiten.
Zwischen 2008 und 2014 ist das verwaltete Vermögen im Segment alternative Anlagestrategien im Mantel von Publikumsfonds weltweit von 27 Milliarden auf 304 Milliarden Dollar gestiegen, zeigen Zahlen des Analysehauses Morningstar. Mit Blick auf Europa hat Morningstar festgestellt, dass das verwaltete Vermögen in alternativen UCITS-Fonds jährlich im Schnitt um mehr als 30 Prozent zugelegt hat. Das dynamische Wachstum dürfte anhalten: Bis 2020 könnten alternative Anlagestrategien im Mantel von Publikumsfonds weltweit 664 Milliarden Dollar verwalten, erwartet die Beratungsgesellschaft PwC.
Das Risikomanagement ist ein
entscheidender Erfolgsfaktor
Neben Einzelstrategien im UCITS-Mantel gibt es UCITS-Fonds, die Zugang zu einer Vielzahl alternativer Anlagestrategien bieten und dabei individuelle Strategien von Drittanbietern vereinen, die nirgendwo sonst in der Breite verfügbar sind. Solche alternativen UCITS-Fonds mit Zugang zu einer Vielzahl von Strategien haben den Charme, dass Anleger dabei die Auswahl und Analyse geeigneter Manager professionellen Assetmanagern anvertrauen.
Schließlich umfasst das Hedgefonds-Universum weltweit mehr als 8.000 Organisationen, und die Abweichungen zwischen den besten und den am wenigsten erfolgreichen Managern sind oft groß. Daher ist die Auswahl von Managern, die nicht aufgrund von Glück, sondern Können Mehrertrag erwirtschaften, entscheidend. Hinzu kommt die Bedeutung eines professionellen Risikomanagements durch einen erfahrenen Assetmanager als entscheidender Erfolgsfaktor.
Mit UCITS-Fonds auf alternative Anlagestrategien erwerben Anleger Bausteine für ihr Portfolio, die unabhängiger von Aktien- und Rentenmärkten machen und eine attraktive Wertentwicklung in fast jedem Marktumfeld liefern können. Insofern gehen auch wir davon aus, dass die Nachfrage nach solchen Strategien weiter steigen wird.
Kurzvita
Christian Machts, Leiter des Privatkundengeschäfts
in Deutschland, Österreich und Osteuropa bei Blackrock
Der gelernte Bankkaufmann Machts verantwortete bei der Commerzbank sieben Jahre lang das Geschäft mit Finanzprodukten für Privatkunden, bevor er 2013 zu Blackrock wechselte. Blackrock ist ein weltweit führender Anbieter von Investmentmanagement, Risikomanagement und Beratung für institutionelle und private Anleger.
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