Mutmacher Macron: Wie der Präsident Frankreich verändert
Der Staatspräsident lässt keinen Stein auf dem anderen. Sein Programm gefällt der Wirtschaft und findet den Beifall der Anleger. Doch die Verunsicherung der Bürger wächst, seine Popularität sinkt.
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von Jörg Billina, Euro am Sonntag
Emmanuel Macron ist in Eile. Für die Miss France nimmt er sich dennoch Zeit. Frankreichs Staatschef weiß um die Macht der Bilder. Der Präsident ist auf Kurzvisite in Französisch-Guyana, einem der fünf Übersee-Départements. Frankreichs derzeit attraktivste Frau ist in dem an Brasilien und Surinam grenzenden Land aufgewachsen und lebt in der Hauptstadt Cayenne. Schöne Fotos mit der 19-jährigen Alicia Aylies könnten helfen, die Stimmung der Bürger Französisch-Guyanas ein wenig aufzuhellen.
Doch das soll nicht gelingen. Die 250.000 Einwohner sind wütend auf Paris. Das jährliche Pro-Kopf-Einkommen liegt weit unter dem, was im Mutterland verdient wird. 22 Prozent der Erwerbstätigen sind arbeitslos. Schon vor der Präsidentschaftswahl war es zu Unruhen gekommen. Auch Macrons Besuch Ende Oktober ist von schweren Protesten überschattet. Daran ist der mit 39 Jahren jüngste Staatschef der fünften Republik nicht unschuldig. Wie in den vergangenen Wochen formuliert Macron einmal mehr etwas unglücklich. "Ich bin nicht der Weihnachtsmann", antwortet er auf Forderungen, Paris solle den finanziellen Beitrag für Französisch-Guyana erhöhen.
Nicht nur im Übersee-Département wächst die Kritik an Macron. Seine Umfragewerte sinken landesweit. Die Bürger fürchten, seine Politik werde das bislang geltende Sozialsystem massiv zu ihren Lasten verändern. "Präsident der Reichen" - den Vorwurf hört er immer öfter. Schweres Geschütz fährt der Autor und Ökonom Thomas Piketty auf. Macron mache sich einer schweren moralischen, ökonomischen und historischen Sünde schuldig, so sein Urteil.
Kursfantasie bei Investoren
Deutlich besser kommt Macron in der Anlegerszene an. Vor wenigen Tagen lud er Chefs und Repräsentanten der 25 weltgrößten Investmentfirmen, darunter Larry Fink von BlackRock, zum Dinner in den Wintergarten des Elysée-Palasts. Bei Kerzenlicht und edlen Weinen erläuterte Macron, warum die Verwalter von Hunderten Milliarden an Kundengeldern jetzt ihr Frankreich-Engagement hochfahren sollten. Macron, früher selbst bei Rothschild & Cie. als Investmentbanker unter Vertrag, hat anscheinend mehr als nur überzeugt. Seine mutigen Visionen" sollen die Gäste laut Teilnehmeraussagen "regelrecht umgehauen" haben.
In der Tat versteht es Monsieur le Président, Kursfantasien zu wecken. Ambitioniertere Reformvorhaben hörten Investoren in den vergangenen Jahren jedenfalls nicht. Der Macher von der Seine will das Land ja nicht nur fit für die Herausforderungen der Globalisierung machen. Macron möchte mehr. Er strebt gleich die "Transformation" Frankreichs zu einer großen Macht" an. "Wir müssen wieder ein stolzes Land werden", sagt der Staatspräsident.
Feuerwerk an Reformideen
Aus rein ökonomischer Sicht gab es in den vergangenen Jahren dazu wenig Grund. Seit 2009 haben rund 600 Fabriken dicht gemacht, über 115.000 Jobs gingen verloren. Die Arbeitslosenrate zog in den vergangenen Jahren selbst dann noch an, als sich in Spanien und Portugal bereits Erholungstendenzen abzeichneten. Aktuell sind 9,5 Prozent ohne Job, in der Altersgruppe von 15 bis 24 Jahren sucht jeder Vierte eine Beschäftigung. Ihnen muss Macron Perspektiven bieten, sonst stimmen sie bei den nächsten Wahlen für Parteien der extremen Linken oder Rechten. Sein Versprechen, an dem er sich in fünf Jahren messen lassen will, ist ambitioniert: Macron will bis dahin die Arbeitslosigkeit auf sieben Prozent drücken.
Grund für die Jobmisere und die daraus resultierenden tiefgreifenden sozialen Probleme sind die im Vergleich zu anderen Volkswirtschaften der EU deutlich geringeren Wachstumsraten. 2014 stieg die Wirtschaftsleistung nur um 0,6 Prozent, in den beiden Jahren darauf um je 1,2 Prozent. Deutschland zum Beispiel erzielte 2015 ein Plus von 1,7 Prozent und 2016 von 1,9 Prozent.
Die Schwäche der zweitgrößten Volkswirtschaft der EU zeigt sich auch an den anhaltenden Verstößen gegen die Maastricht-Kriterien. Vergangenes Jahr betrug Frankreichs Haushaltsdefizit 3,3 Prozent, die Staatsverschuldung macht mittlerweile 97 Prozent des französischen Bruttoinlandsprodukts aus.
Den Grund für Frankreichs Misere hat Macron klar erkannt: beschäftigungs- und wachstumshemmende Strukturen im Arbeitsrecht sowie zu hohe Lohnnebenkosten, die der Wettbewerbsfähigkeit französischer Unternehmen enorm schaden. Und ein zu hoher Staatsanteil. Das will er ändern, und schon keimt mehr als nur Hoffnung auf Besserung auf. In den vergangenen Monaten hat das Unternehmervertrauen deutlich angezogen.
Frankreichs Firmenlenker setzen insbesondere auf Macrons Steuersenkungspläne. Bis 2022 sollen die Unternehmenssteuern von derzeit 33 Prozent auf 25 Prozent sinken. Zudem will der Präsident die Kapitalertragsteuer von aktuell 50 auf 30 Prozent senken.
Auch die mittlerweile per Dekret in Kraft gesetzten Arbeitsmarktreformen versprechen mehr Dynamik. Die Lockerung des Kündigungsrechts soll es den Arbeitgebern leichter machen, neues Personal einzustellen. Darüber hinaus gibt es eine Obergrenze für Abfindungen, die Entlassene vor Gericht einfordern können. Hinzu kommt, dass kleinere Unternehmen unabhängig von den Gewerkschaften mit der Belegschaft über Löhne und Arbeitszeit verhandeln können. Die Firmen können so wesentlich flexibler auf Aufträge reagieren. Weitere Schritte sollen folgen. Dazu zählen unter anderem die Senkung der Sozialabgaben sowie Reformen der Berufsausbildung und des Rentensystems.
Führungsrolle in Europa
Macrons Tatendrang erstreckt sich aber nicht nur auf sein Land. Europa will er gleichfalls auf Trab bringen. So plädiert er für einen europäischen Haushalt, einen europäischen Finanzminister und ein Parlament der Eurozone. "Wenn alles realisiert würde, was Macron angekündigt hat, wäre Frankreich eine der modernsten Volkswirtschaften. Es würde Deutschland weit in den Schatten stellen", so Martin Hüfner, Chefvolkswirt der Münchner Anlagegesellschaft Assenagon. Und Frankreich hätte seine Position in Europa wesentlich gestärkt.
Hüfner weist jedoch auf die Risiken des Reformprogramms hin. Insbesondere sieht er die Gefahr, dass Macron Frankreichs Bürger überfordert und die bislang noch schwache Opposition dem Staatspräsidenten künftig mehr Widerstand entgegenbringen wird. Aber auch wenn nur ein Teil der Pläne umgesetzt werde, sei schon viel gewonnen. Soll man in französische Aktien investieren? "Unbedingt", sagt Hüfner. "Frankreich hat bereits sehr viele gute Unternehmen. Durch die neue Politik könnten es noch mehr werden."
Investor-Info
Mandarine Opportunités
Frauenpower
Die Fondsmanagerinnen Marie-Jeanne Missoffe, Marie Guigou und Diane Bruno investieren rund 60 Prozent der Mittel in französische Large Caps wie den Luxusgüterhersteller LVMH oder den Ölkonzern Total. Kleinere Unternehmen wie Teleperformance sind mit über 30 Prozent gewichtet. Bislang hat der Fonds starke Ergebnisse erzielt. Auf Sicht von einem Jahr legte er um 25 Prozent zu.
iShares MSCI France
Lockruf an die Seine
Der ETF bildet die Wertentwicklung des MSCI France ab. Der Index umfasst 85 Prozent des französischen Aktienuniversums. Unter den Top-Positionen ist Airbus Group. Auf Sicht von drei Jahren legte der ETF um 30 Prozent zu. Politische Reformen locken mehr institutionelle Investoren an. Die Chancen auf anhaltende Kursgewinne sind gut.
Ausgewählte Hebelprodukte auf Airbus
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Der Hebel muss zwischen 2 und 20 liegen
Name | Hebel | KO | Emittent |
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Bildquellen: LEWEB/Flickr/CC BY 2.0, Ioan Panaite / Shutterstock.com
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30.01.2025 | LVMH Moet Hennessy Louis Vuitton Outperform | Bernstein Research | |
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29.01.2025 | LVMH Moet Hennessy Louis Vuitton Outperform | Bernstein Research |
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