Mehr Dampf auf die (Wärme-)Pumpe: Mangelndes Know-how als Hemmschuh der Wärmewende
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Gestiegene Gaspreise und das geplante Verbot herkömmlicher Gas- und Ölheizungen für Neubauten und auch bald für Bestandsbauten machen die Wärmepumpen zu einer Schlüsseltechnologie für die Wärmewende. Damit der Einbau alternativer Heizsysteme im Bestand an Tempo gewinnt, ist neben klaren politischen Rahmenbedingungen und Förderungen ein massiver Know-how-Ausbau in der Branche notwendig.
Sechs Millionen verbaute Wärmepumpen und damit mehr als das Vierfache des jetzigen Bestands1 will die Bundesregierung bis 2030 schaffen. Laut dem Bundesverband Wärmepumpen e. V. stieg der Absatz von Heizungswärmepumpen in den letzten Jahren kontinuierlich an - 2021 um 28 Prozent und 2022 sogar um 53 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Auch die CO2-Bilanz lässt sich sehen: Über 35 Millionen Tonnen schädlicher Kohlendioxid bleiben durch die eingebauten Wärmepumpen erspart.
Sechs Millionen verbaute Wärmepumpen und damit mehr als das Vierfache des jetzigen Bestands1 will die Bundesregierung bis 2030 schaffen. Laut dem Bundesverband Wärmepumpen e. V. stieg der Absatz von Heizungswärmepumpen in den letzten Jahren kontinuierlich an - 2021 um 28 Prozent und 2022 sogar um 53 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Auch die CO2-Bilanz lässt sich sehen: Über 35 Millionen Tonnen schädlicher Kohlendioxid bleiben durch die eingebauten Wärmepumpen erspart.
Gleichzeitig kommt Deutschland in Sachen Wärmepumpen-Einbau deutlich langsamer voran als seine europäischen Nachbarn und belegt im EU-Vergleich derzeit noch den vorletzten Platz2. Der Grund: Während Länder wie Dänemark oder Schweden bereits vor Jahren anfingen, sich mit klimafreundlichen Heizungstechnologien zu beschäftigten und fossile Heizungen zu verbieten, setzt man hierzulande bis heute auf "Freiwilligkeit" bei der Wahl der Wärmeerzeugung. Dementsprechend mangelt es jetzt an Wissen und Erfahrungswerten in Bezug auf Wärmepumpen. Diesen Rückstand gilt es nun aufzuholen.
Im Neubau schon Standard, im Bestand noch am Anfang
Um das zu schaffen, ist deutlich mehr Expertise darüber notwendig, wie Wärmepumpensysteme im Bestand am sinnvollsten einzubinden sind und wie effiziente Lösungen mit einer wirtschaftlichen Wärmequelle, ggf. einem Speicher und kombiniert mit Photovoltaik oder grünem Strom für den Bestand aussehen können. Dieses Fachwissen fehlt nicht nur bei großen Immobilien, sondern auch bei Ein- und Mehrfamilienhäusern. Des Weiteren muss dieses Wissen den Planern, Energieberatern und ausführenden Firmen zugänglich gemacht werden. Derzeit werden Entscheidungen, ob und wann eine Wärmepumpe sinnvoll und wirtschaftlich ist, von vielen noch aufgeschoben oder auf eigene Faust und ohne ausgewiesene Expertenmeinung getroffen. Das Ergebnis ist oft eine ineffiziente Lösung, die sich bei genauerer Betrachtung als unwirtschaftlich herausstellt.
Die gute Nachricht: Die einzelnen notwendigen technischen Komponenten und Tools sind bereits vorhanden und es liegen auch Betriebserfahrungen vor. Im Neubaubereich gehören Wärmepumpen fast schon zum Standard bei der Auswahl der Heizungstechnik. Anders sieht die Lage jedoch im Bestand aus: Hier fehlen noch ausreichende Auslegungs- und Betriebserfahrungen zu sinnvollen und wirtschaftlichen Systemlösungen je nach Bestandssituation.
Standards dringend notwendig
Die größte Herausforderung für die Altbauten insbesondere im Wohnungsbereich besteht darin, für jede Bestandssituation die passende wirtschaftliche Lösung zu entwickeln. Individuelle Analysen und Konzeptentwicklungen für jedes einzelne Bestandsgebäude sind jedoch zu aufwendig - und speziell im Einfamilien- und Mehrfamilienhausbereich sicherlich zu kostspielig. Daher benötigen wir so schnell wie möglich standardisierte Vorgehensweisen und für den Bestand entwickelte, standardisierte Lösungen für ähnliche Gebäude, z. B. geclustert nach Baualtersklassen oder nach Energieeffizienzklassen in Kombination mit den typischen Bestands-Heizsystemen der jeweiligen Zeit. Durch eine Art Standardkatalog mit drei bis vier Varianten mit Empfehlungscharakter in Abhängigkeit der gängigen Gebäude je nach Baualtersklasse oder Energieeffizienzklasse kann vermieden werden, dass jeder Marktteilnehmer versucht‚ das Rad neu zu erfinden. Und nur so wird man die notwendige Geschwindigkeit in der Transformation des Bestandes erreichen.
Kommunale Wärmeplanung als wichtiger Baustein der Wärmewende
Gleichzeitig wäre es falsch, die Wärmepumpe als eine Non-Plus-Ultra-Lösung zu betrachten, da ihre Wirtschaftlichkeit im Bestand von sehr vielen Randbedingungen abhängt. Daher ist es sinnvoll, in der Gesamtbetrachtung auch Alternativen, wie Anschlussmöglichkeiten an regenerativ betriebene Nahwärme- und Fernwärmesysteme, zu prüfen und zu bewerten. Die kommunale Wärmeplanung ist daher der richtige Schritt und sollte mit höchster Priorität vorangetrieben werden. Wenn jedoch kein Anschluss an Fernwärme- oder Nahwärmenetze mit wesentlicher regenerativer Energieerzeugung möglich ist, ist die Wärmepumpe mit wirtschaftlichen und effektiven Wärmequellen und möglichst niedrigen Betriebstemperaturen die sinnvollste und zukunftsfähigste Lösung.
1 Quelle: https://www.umweltbundesamt.de/themen/klima-energie/erneuerbare-energien/umgebungswaerme-waermepumpen#kennzahlen
2 Quelle: https://www.enercity.de/magazin/unsere-welt/waermepumpen-boom
Über den Autor:
Michael Bauer ist seit 1999 bei Drees & Sommer, seit 2005 als Partner. Er ist zuständig für den Bereich Engineering Beratung und hier insbesondere für die ganzheitliche Beratung zu den Themen Energiedesign, Energiemanagement, Gebäudetechnik, Green Building, Nachhaltigkeit, CO2, ESG, klimapositive Gebäude und Infrastrukturen sowie netzreaktive Gebäude. Zudem ist er Experte für die Entwicklung innovativer Energiekonzepte, neuer Inbetriebnahme-Methoden und des technischen Projektmanagements. Zu seinen Referenzprojekten gehören unter anderem das Rathaus in Freiburg, die experimenta Heilbronn, die Neue Messe Stuttgart und die Entwicklung A-Plus des Flughafens Frankfurt. Michael Bauer absolvierte sein Studium mit Schwerpunkt energiesparende Gebäudetechnik an der Universität Stuttgart, an der er auch über die Simulation von energiesparenden Heizanlagen promovierte. Heute lehrt er dort selbst als Honorarprofessor am Institut für Gebäudeenergetik, Thermotechnik und Energiespeicherung und am Institut für Baubetriebslehre. Sein Wissen hat er als Mitautor in dem Buch »Green Building« und in vielen anderen Veröffentlichungen publiziert. Ehrenamtlich wirkt Michael Bauer in Richtlinien und Fachausschüssen des VDI und beim DGNB mit.
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Nachhaltige, innovative und wirtschaftliche Lösungen für Immobilien, Industrie, Energie und Infrastruktur zu beraten, umzusetzen - oder den Kunden sogar beides aus einer Hand zu bieten - das zeichnet das partnergeführte Beratungsunternehmen Drees & Sommer SE aus. Im Jahr 1970 gegründet und seitdem als Nachhaltigkeitspionier und Digitalisierungstreiber der Real Estate Branche bekannt, beschäftigt das Unternehmen mehr als 5.100 Mitarbeitende an 59 Standorten. Interdisziplinär zusammengesetzte Teams arbeiten in mehr als 5.000 Projekten weltweit daran, eine lebenswerte Zukunft zu schaffen und scheinbare Gegensätze zu vereinen: Tradition und Zukunft, Analog und Digital, Effizienz und Wohlbefinden. Als Unternehmer im Unternehmen steht dafür eine persönlich verantwortliche Partnerschaft ein.
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Bildquellen: Drees & Sommer