Differenzierung tut not
Die Investoren erinnern sich zurzeit an die Krisen in den Schwellenländern von1994 bis 1998. Doch es gibt Unterschiede zu damals, die zuversichtlich stimmen.
An den Finanzmärkten sollte man vor Faustregeln auf der Hut sein. Irgendwann entpuppen sie sich als faustdicke Irrtümer. Die folgende gilt freilich nach wie vor: Läuft die Wirtschaft in den USA rund, kommen Schwellenländer unter Druck. Der Grund: Die Richtung der Kapitalströme ändert sich. Die Leitzinserhöhungen in den USA zwischen 1993 und 1998 führten beispielsweise zu Kapitalabflüssen aus Asien, Lateinamerika und Osteuropa und zu einer Reihe von Krisen: 1994 in Mexiko, 1997 in Asien und 1998 in Russland. Die Parallelen zu heute sind evident. Auf die Ankündigung der USNotenbank, sich von der ultralockeren Geldpolitik schrittweise zu verabschieden, reagierten die Anleger sehr sensibel und zogen Kapital aus den Schwellenländern ab, denn dies kündigte höhere Zinsen in den USA an. Daraufhin gaben die Kurse an deren Anleiheund Aktienmärkte nach. Eine ausreichende Differenzierung findet dabei allerdings zu selten statt.
Sicherlich gibt es auch zurzeit wieder Länder, die über ihre Verhältnisse leben. Als Krisenkandidaten gelten die Türkei oder Südafrika, deren Leistungsbilanzdefizite 2014 auf 5,9 und 4 Prozent geschätzt werden. Doch viele Schwellenländer weisen solidere Zahlen aus. So ist Indien weniger stark auf Auslandskapital angewiesen, China gar nicht. Dennoch fielen die Kurse in Shenzhen und Shanghai. Verantwortlich dafür waren Meldungen, dass sich das Wachstumstempo im Reich der Mitte verringert. Einerseits will die Regierung das Kreditwachstum bremsen, da es die Wirtschaft belastet. Andererseits treibt sie wirtschaftliche Reformen voran, um das strukturelle Wachstum zu stärken. Wir glauben, dass China von der Metamorphose zum reformund konsumgetriebenen Wachstumsmodell profitieren wird.
Trotz einiger schwächelnder Schwellenländer dürfte die Weltwirtschaft solide wachsen. Dafür spricht, dass die Ökonomien sowohl in den USA als auch in Japan und in der Eurozone zulegen. Die Dynamik in den Industrieländern lässt steigende Zinsen und damit tendenziell rückläufige Anleihekurse erwarten - ein Belastungsfaktor für Aktien. Doch die wirtschaftliche Beschleunigung sollte den Unternehmensgewinnen Auftrieb verleihen. Das wiederum spricht dafür, Aktien im Portfolio höher zu gewichten. Auch diese Faustregel gilt noch.
Dieser Text ist ein Auszug aus dem aktuellen CIO View der Deutsche Asset & Wealth Management. Hier gehts zum vollständigen CIO View mit vielen weiteren spannenden Themen.
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