Schwellenländer

Kaufrausch in Asien

05.08.10 13:00 Uhr

Auch westliche Unternehmen profitieren stark vom wachsenden Konsum in den Schwellenländern. Wie Sie davon profitieren können.

von Jörn Kränicke, Euro fondsxpress

Während in Deutschland schon jahrelang eher Konsumflaute herrscht, shoppen die Menschen in Schwellenländern für ihr Leben gern. Gerade in Asien steigt die Zahl der kaufkräftigen Konsumenten sprunghaft. So erwartet die Weltbank, dass weltweit die Mittelklasse (Jahreseinkommen zwischen 3000 und 20 000 US-Dollar) von derzeit sieben auf 16 Prozent steigt. Zudem soll sich die Anzahl der Reichen glatt verdoppeln. Was dies für die Konsumausgaben bedeuten könnte, kann man sich einmal exemplarisch am Vergleich China und Amerika verdeutlichen. Die 1,3 Milliarden Chinesen hatten zuletzt Konsumausgaben von 1700 Milliarden Dollar pro Jahr. Die 300 Millionen US-Bürger gaben hingegen 12 000 Milliarden Dollar aus. „Daran sieht man, welches Wachstum im Konsumsektor über die kommenden Jahrzehnte zu erwarten ist“, sagt Jeroen Afink, Konsumexperte bei Robeco.

Davon profitieren jedoch nicht nur die heimischen Anbieter, sondern auch multinationale Konzerne gehören zu den Gewinnern des wachsenden Wohlstands in den Emerging Economies. „Mittlerweile erzielen viele große Konsumgüterhersteller mehr als 50 Prozent ihres Umsatzes in den Emerging Markets“, erklärt Leon Svejgaard Pedersen, Manager des Nordea Emerging Consumer Fund. In den vergangenen Jahren sei dieser Anteil stetig gewachsen. Nach Berechnungen von Nordea erzielte beispielsweise die Brauereigruppe SAB Miller 2009 74 Prozent ihres Umsatzes in den Schwellenländern, auch der Kosmetikkonzern Avon Products kommt nach Nordea-Angaben beim Umsatz auf einen Schwellenländeranteil von 61,2 Prozent. Konsumgüterhersteller Colgate-Palmolive macht mittlerweile mehr als die Hälfte seiner Geschäfte (53,1 Prozent) in den Schwellenländern. „Dieser Trend umfasst aber nicht nur Konsumgüter des täglichen Bedarfs, sondern auch hochpreisige Luxusgüter“, betont Pedersen. Die Luxusgüterkonzerne LVMH und Richemont setzten laut Pedersen 2009 etwas mehr als 31 Prozent ihrer Waren in den Schwellenländern ab. Afink ergänzt: „Junge Chinesen haben kein Problem damit, mehrere Monatsgehälter für eine Louis Vuitton Tasche auszugegeben. Das sind die einzigen Statussymbole, die sie im Moment leisten können. Für ein Luxusauto reicht es ja meist noch nicht.“

Der Robeco- Experte geht davon aus, dass dieser Hang zu den Luxusgütern weiter anhält. „Man sieht dies ja auch in Japan. Dort haben fast 95 Prozent der jungen Frauen wenigstens ein Produkt von Louis Vuitton oder ähnlichen Herstellern.“ Mit den wachsenden Einkommen wandelten sich auch die Konsumgewohnheiten. „Sobald die Grundbedürfnisse befriedigt sind, strebt die neue Mittelschicht nach komfortableren Lebensbedingungen und Gütern, die siesich früher nicht leisten konnte“, erklärt Nordea-Mann Pedersen. Immer noch ist das Aufholpotenzial groß. Chinesen geben im Schnitt erst einen Euro für Shampoo aus. In Deutschland sind es acht. Bei Autos sieht das Verhältnis noch krasser aus. Erst 1,6 Prozent der Chinesen haben ein eigenes Auto – in den USA haben 90 Prozent der Bevölkerung einen fahrbaren Untersatz.

Um von diesem Megatrend zu profitieren, setzen sowohl Afink als auch Pedersen auf etablierte heimische Unternehmen wie etwa Ctrip, Hyundai Motor oder Li Ning als auch auf westliche Anbieter, die in den Bereichen Konsum- und Luxusgüter, Reisen, Bildung oder Verbraucher- Finanzdienstleistungen aktiv sind.

Fazit: Der wachsende Konsum in den Schwellenländern ist einer der Trends der kommenden Jahre. Dabei zu sein, lohnt sich sich.

Ausgewählte Konsumfonds
Pictet Premium Brands , Wertentwicklung seit 1.1.2010: 16,5 %
Robeco Consumer Trends EUR D, Wertentwicklung seit 1.1.2010: 16,1%
Invesco Asia Consumer Demand A, Wertentwicklung seit 1.1.2010: 15,3 %
ING (L) Invest Consumer Goods P, Wertentwicklung seit 1.1.2010: 15,0 %
UniSector:ConsumerGoods, Wertentwicklung seit 1.1.2010: 12,9 %