SJB FondsEcho. Stabilitas Silber & Weissmetalle. MiFID-Risikoklasse nach MFX: 5
Silberstreif. Gesucht.
Silber ist gefragt. Nach Analystenmeinung wird die Investmentnachfrage nach Silber im laufenden Jahr 213,9 Millionen Unzen betragen. Die Industrienachfrage – Schmuck, Fotographie, Elektronik und Batterien – soll von 616,4 Millionen Unzen 2009 rund 2,4 Prozent auf 631,2 Millionen Unzen steigen. Dagegen lag Minenproduktion 2009 bei rund 553,9 Millionen Unzen. Silber ist also ein knappes Gut. Das wirkt auf den Preis. Per 13. Mai 2010 rangiert der Silberpreis pro Feinunze bei 19,35 US-Dollar. Im Vergleich zu rund 1.235,00 US-Dollar pro Feinunze Gold ist das eine Preisrelation Gold/Silber von 64/1. Mittelfristig, so die Expertenmeinung, werden sich Gold- und Silberpreis wieder annähern. Ein Preisverhältnis von 15/1 ist denkbar. „Der Silberpreis steht kurz vor einem fulminanten Ausbruch nach oben“, meint Werner Ullmann FondsManager des Stabilitas Silber & Weissmetalle (LU0265803667). Seit Auflage am 25. September 2006 ist er für den Fonds verantwortlich. Die Erwartung seiner Investoren kennt Ullmann genau: „Unsere Expertise liegt im Aufspüren unterbewerteter Nebenwerte.“ Mit einer Wertentwicklung seit Auflage auf Eurobasis per 10. Mai von -59,88 Prozent hat sich der FondsManager bisher kein optimales Zeugnis ausgestellt. Neben dem jüngeren HWB Gold & Silber Plus ist der Stabilitas Silber & Weissmetalle der einzige in Deutschland zum Vertrieb zugelassene aktiv gemanagte Fonds, der sich auf Aktien aus dem Silbersektor spezialisiert hat. Die SJB gibt einen Statusbericht zur Konsolidierungsphase.
FondsStrategie. Unterbewertung. Gesucht
Natürlich sind aktives FondsManagement und dessen Ergebnisse eine Frage der handelnden Personen. FondsManager Werner Ullmann ist Kopf der ERA Resources mit Sitz in Augsburg. Die Gesellschaft berät alle sieben Produkte des Stabilitas-Umbrella mit einem Volumen von insgesamt rund 45 Millionen Euro. Mit einem FondsVolumen von 13,8 Millionen Euro per 10. Mai macht der Stabilitas Silber & Weissmetalle rund ein Drittel des gemanagten Gesamtvermögens aus. Als KAG fungiert IP Concept. Beim „Neustart“ des Fonds will Ullmann an erfolgreiche Zeiten anknüpfen. Seine Expertise im Edelmetallaktiensektor hat er bei Dr. Jens Ehrhardts DJE Kapital aufgebaut. Dort war Ullmann für den Gold & Ressourcen Fonds verantwortlich. 2003 der beste Goldaktienfonds. Ullmanns Strategie ist Value Investing. Das heißt, er ist auf der Suche nach unterbewerteten Unternehmen mit Substanz. Dafür nutzt er Kontakte zur Minenindustrie und sachverständigen Partnern. „Wir prüfen vor Ort den Metallanteil im Gestein, das Abbauverfahren und das erwartete Produktionsvolumen. Ganz wichtig sind die Kapital- und Förderkosten. Bei Unternehmen, die noch nicht produzieren, sollte der Produktionsstart binnen zwei Jahren absehbar sein“, erklärt Ullmann sein Vorgehen. „Aus den Daten berechnen wir die Rückflüsse über den Lebenszyklus der Mine. Daneben zählen Rechtssicherheit und politische Stabilität im Produktionsland.“ Ziel dieser fundamentalen Analyse ist die Investition in lukrative Nischenproduzenten, Explorationsunternehmen und Juniorminen. Also Bereiche, die bis heute von Investmentgesellschaften gern gemieden werden. Bei soviel Gründlichkeit, warum dann diese mäßige Bilanz?
FondsPortfolio. Aufstellung. Angepasst.
Per 10. Mai 2010 hat der Stabilitas Silber & Weissmetalle ein Volumen von 13,8 Millionen Euro. Rund 0,9 Millionen Euro weniger als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres. Immerhin stecken darin Wertzuwächse von +11,10 Prozent über ein Jahr. Trotz des insgesamt geringen FondsVolumens, eine Schließung oder Verschmelzung wurde von Vertriebsseite gegenüber der SJB derzeit ausgeschlossen. Der Fonds kriegt eine zweite Chance. Das zieht Veränderungen im FondsPortfolio nach sich. „Im Portfolio waren tatsächlich viele Titel aus der dritten Reihe, die in der Krise illiquide geworden sind. Hinzu kamen vorbörsliche Beteiligungen, auf denen wir sitzen blieben, weil der Markt für Börsengänge zusammengebrochen war“, erklärt Ullmann selbstkritisch im Interview. Beispiel Trevali Resources, ein Minenwert für Silber, Blei und Zink aus Kanada mit Explorationstätigkeiten in Lateinamerika. Der Titel fiel vom Hoch bei 1,70 Euro in 2008 auf 0,39 Euro Ende 2009. Per 26. Februar war der Titel noch die drittgrößte FondsPosition. Inzwischen ist er aus den Top-5 verschwunden. Allein zwischen 30. April und 10. Mai 2010 hat FondsManager Ullmann zwei von fünf Top-Positionen ausgetauscht. Die hohe Cash-Quote von 11,1 Prozent per 10. Mai ist ebenfalls ein Indiz für den aktuellen Konsolidierungsprozess. Binnen 10 Tagen hat Ullmann den Anteil liquider Mittel verdoppelt. Wohin die Reise geht, steht noch nicht fest. Die Übergewichtung von Kanada (74,2 Prozent) in der Länder- sowie Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe (84,6 Prozent) in der Branchenallokation sind bisher Konstanten. Aber Ullmann zeigt Lernbereitschaft: „Wir achten jetzt verstärkt auf Handelbarkeit und beteiligen uns nicht mehr vorbörslich“, so der FondsManager.
FondsVergleichsindex. Vergleichbarkeit. Notwendig.
Ullmann hat aus Sicht der SJB für den Stabilitas Silber & Weissmetalle eine unglückliche Benchmark gewählt. Gegen die internationale und branchentechnische Diversifizierung des MSCI World sieht das Nischenprodukt alt aus. Die Korrelation über drei Jahre beträgt nur 0,45. Für die unabhängige Bewertung stellt die SJB den Fonds dem internationalen Minenindex HSBC Global Mining Index gegenüber. Die Korrelation von 0,80 über drei Jahre und 0,84 über ein Jahr zeigt, dass dieser Vergleichsindex für den Fonds insgesamt ein angemessener Maßstab ist. R² von 0,65 über drei Jahre und 0,71 über ein Jahr unterstreichen allerdings, dass Silber im gesamten Minensektor ein Nischenprodukt ist. Die FondsEntwicklung ist kurz- und mittelfristig nur zwischen 65,0 und 70,0 Prozent von der des Vergleichsindex abhängig.
FondsRisiko. Aktivität. Dynamisch.
Der aktive FondsManager. Das lernende Wesen. Beides sorgt zusammen mit dem aus Sicht der SJB gerade ausreichenden FondsVolumen des Stabilitas Silber & Weissmetalle für eine besondere Dynamik. Die Spurabweichung (Tracking Error) von 28,14 Prozent über drei Jahre zeigt, dass Ullmann weder Stillstand schätzt, noch ihn sich leisten kann. Immerhin hat er die FondsVolatilität im gleichen Zeitraum auf 51,35 Prozent gebracht. 6,86 Prozentpunkte mehr als der HSBC Global Mining Index. Die korrespondierende Risikokennzahl Beta liegt mit 0,95 knapp unter dem Marktrisikofixwert 1. Im rollierenden 12-Monatsvergleich hat Ullmann Betawerte von 0,12 bis 1,30 Prozent hingelegt. Bis zu 82,0 Prozentpunkte unter und 30,0 Prozentpunkte über dem Marktrisiko. Seit Anfang 2010 hat sich die Risikoseite konsolidiert und liegt konstant unter dem Marktrisiko. Per 7. Mai kommt das Beta auf 0,83. Die dazu passende Spurabweichung von 15,49 Prozent ist zwar immer noch hoch. Im Vergleich zur mittelfristigen Aktivitätskennziffer scheint das FondsManagement bei der Risikostrategie jetzt einen Weg gefunden zu haben. Für die Renditeseite kann das Vorteile bringen.
FondsRendite. Entwicklung. Verbessert.
FondsManager Ullmann hat Fehler bei der Titelauswahl gemacht. Das hat Rendite gekostet. Über drei Jahre hat der Stabilitas Silber & Weissmetalle -71,36 Prozent an Wert abgegeben. Der HSBC Global Mining Index -0,35 Prozent. Das entspricht einem Alpha von -3,12. Seinen Investoren ist das FondsManagement vieles schuldig geblieben. 2009 konnte der Fonds die Ertragssituation verbessern. Immerhin +47,90 Prozent konnte er hinzugewinnen. Das reicht im Jahresvergleich für +9,69 Prozent. Der Vergleichsindex konnte im gleichen Zeitraum allerdings +44,14 Prozent zulegen: Mehrrendite ist mit einem Alpha von -1,77 genauso in weiter Ferne wie eine rentable Information Ratio. Die fällt mit -1,54 ebenfalls negativ aus. Die aktuellen Konsolidierungsschritte sind nötig, damit Investoren den erhofften Silberstreif sehen können.
SJB Fazit.
Der Stabilitas Silber & Weissmetalle und sein FondsManagement sind im Lernprozess. Vorteil bei der Konsolidierung: Silber ist ein gefragter und knapper Industrierohstoff. Das bringt Marktpotenzial. Wird der Fonds endlich aus der Nische kommen und daran teilhaben? Stellvertretend für Investoren wünscht sich die SJB vom FondsManagement, dass es das Leistungsversprechen der „Stabilität“ erfüllt. Damit es was wird mit der „zweiten Chance“.
Erläuterung.
Alpha
Ist die Kennziffer für die Renditechancen. Sie misst die Mehrrendite, die über der zu erwartenden Rendite des Marktes liegt. Das Alpha beziffert jenen Teil der Rendite, der nicht mit der allgemeinen Marktentwicklung oder höherer Risikobereitschaft zu erklären ist, sondern auf aktiver Titelauswahl und Risikokontrolle beruht. Ein positives Alpha deutet auf ein erfolgreiches FondsManagement hin. Beispiel: Ein Alpha von 5 zeigt an, dass der Fonds bei einer Nullentwicklung des Index 5 Prozent Mehrrendite erzielt hat, ohne dafür ein höheres Risiko einzugehen.
Beta
Ist die Kennziffer für die Risiken. Sie ist das Resultat eines Risikovergleichs zwischen Fonds und Index. Das Kriterium ist deren Schwankungsintensität (Volatilität). Beim Beta wird dem Index der feste Wert „1“ zugesprochen. Weicht die Volatilität des Fonds um 15 Prozent nach unten ab, ist sein Beta 0,85, weicht er 15 Prozent nach oben ab, ist es 1,15. Ein Wert über 1 spricht gegen den Fonds, ein Wert unter 1 für ihn. Das Beta eines Fonds ist negativ, wenn sich Fonds und Index abwärts bewegen.
Dividendenrendite
Diese Kennzahl misst die Dividende einer Aktie im Verhältnis zum Aktienkurs zum Zeitpunkt der Ausschüttung. Sie wird in Prozent gemessen. Je höher der Wert, desto mehr Erträge in Form der Dividende bekommen die Anteilseigner aus der Unternehmensleistung heraus. Diese Erträge sind unabhängig von der Kursentwicklung an der Börse. Im Gegensatz zum Kurs-Gewinn-Verhältnis KGV werden hier die Erträge als Maßstab für die Rendite genommen, die tatsächlich den Anteilseignern zugute kommen. Ist der Wert hoch, deutet das auch auf eine Unterbewertung des Unternehmens an der Börse hin, denn wie eine hohe Dividende zeigt, ist die Ertragskraft größer, als der Aktienkurs ausdrückt.
Information Ratio
Um die Qualität des Managements eines bestimmten Fonds besser einschätzen zu können, ist die Information Ratio eine zentrale Kennzahl. Errechnet wird die Information Ratio, indem man die FondsRendite durch das FondsRisiko teilt. Die Rendite wird hierbei mit Alpha gemessen. Das FondsRisiko anhand des Tracking Errors. Je höher dieser Wert ist, desto besser das Management des zu untersuchenden Fonds.
Korrelation
Ist die Kennziffer für die wechselseitige Abhängigkeit zweier Investments. Angegeben wird, wie wahrscheinlich sich die Kursverläufe gegenläufig (Korrelation -1), unabhängig (Korrelation 0) oder gleichläufig (Korrelation +1) verhalten.
Kurs-Buch-Verhältnis (KBV)
Das KBV ist eine Kennzahl für den Substanzwert eines Unternehmens. Es wird errechnet, in dem man den Aktienkurs durch den Buchwert je Aktie teilt. Der Buchwert der Aktiengesellschaft ergibt sich durch den Abzug der Verbindlichkeiten von der Summe der Aktiva. Der Buchwert der Aktie ist das Ergebnis der Teilung des Unternehmensbuchwerts durch die Anzahl der Aktien. Je niedriger der Wert ist, desto preiswerter ist die Aktie. Der Kurs entspricht der Substanz des Buchwerts. Dann hat die Aktie einen „fairen“ Wert.
Kurs-Cashflow-Verhältnis (KCV)
Das KCV ist eine Kennzahl der Liquidität eines Unternehmens. Man erhält es, in dem man den Aktienkurs durch den Cashflow je Aktie teilt. Der Cashflow eines Unternehmens bildet die wirklichen Zahlungsflüsse in einer bestimmten Zeitperiode ab. Sein Wert gibt das Volumen der im Unternehmen für Investitionen und Verbindlichkeiten vorhandenen liquiden Mittel an. Mit dem KCV kann die Entwicklung der Ertragskraft einer Aktiengesellschaft bewertet werden. Dabei gilt eine Aktie als umso preiswerter, je niedriger ihr KCV ist.
Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV)
Das KGV ist die Kennzahl der Ertragskraft eines Unternehmens. Es wird errechnet, in dem man den Aktienkurs durch den Gewinn je Aktie teilt. Hier gilt: Je niedriger die Kennzahl, desto preiswerter ist die Aktie. Ein niedriges KGV bedeutet an der Börse ein Einstiegssignal in die Aktie. Sie gilt als unterbewertet und hat Aufstiegspotenzial. Liegt ihr KGV über dem Marktdurchschnitt, ist das ein Ausstiegssignal. Sie gilt als überbewertet. Die Wahrscheinlichkeit, dass ihr Kurs fällt ist hoch.
R²
Diese Kennzahl drückt den Prozentsatz der Bewegungen eines Fonds aus, die durch Bewegungen in seinem Referenzindex erklärt werden können. R² ist das Quadrat der Korrelation. Das heißt, dass maximale R² liegt bei 1. Dies bedeutet, dass 100,0 Prozent der Entwicklung des Fonds durch den Referenzindex bestimmt wird. Ein R² von 0,5 bedeutet, dass 50,0 Prozent der Entwicklung des Fonds das Ergebnis der Entwicklung des Referenzindex ist. Je deutlicher diese Zahl unterhalb von 1 liegt, umso unabhängiger ist der Ertrag des Fonds vom Referenzindex. R² wird genutzt, um die Aussagekraft von Beta zu bestimmen. Je höher das R², desto signifikanter das Beta, weil klar wird, wie sehr eine erhöhte und niedrige Risikokennziffer auf aktivem FondsManagement oder Marktentwicklung basiert.
Sharpe Ratio
Ist die Kennziffer für einen Rendite-Risiko-Vergleich zwischen unterschiedlichen Geldanlagen.
Die nach dem Nobelpreisträger William Sharpe benannte Kennziffer misst die durchschnittliche Rendite in Bezug auf das eingegangene Risiko. Dabei wird der Fonds mit dem risikolosen Geldmarkt konfrontiert. Angenommen, die Sharpe Ratio liegt beim Fonds bei 0,40 und beim Index bei 0,30. Dann erwirtschaftet der Fonds mit jedem Risikoschritt ein Drittel mehr Rendite als der im Index dargestellte Markt. Eine negative Zahl bedeutet: Der Fonds ist schlechter als der Geldmarkt.
Tracking Error
Ist die Kennziffer für die Spurabweichung des Fonds vom Index. Sie misst, wie stark die Positionen und ihre Gewichtung im Portfolio des Fonds prozentual von denen des Index abweichen. Je niedriger der Tracking Error, desto stärker orientiert sich der FondsManager am Vergleichsindex. Je höher der Wert ist, desto unabhängiger bewegt sich der FondsManager in seinem Markt.
Gerd Bennewirtz ist als geschäftsführender Gründungsgesellschafter der SJB FondsSkyline OHG 1989 Herausgeber speziell auf Privatinvestoren zugeschnittener Newsletter. Die täglich, wöchentlich und monatlich erscheinenden Publikationen können gratis angefordert werden unter FondsEcho@sjb.de oder www.sjb.de.
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