SJB FondsEcho. JPM Global Dynamic. MiFID-Risikoklasse nach MFX: 5.
Disziplin. In der Herde.
John Pierpont Morgan (1837-1913) kannte herdengetriebenes Investorenverhalten. 1895 und 1907 stellte sich der Gründer des US-Instituts JPMorgan an die Spitze eines Finanzkonsortiums, um zwei „Banken-Paniken“ in den Griff zu bekommen und die USA vor einem Staatsbankrott zu retten. Die Erkenntnis, „dass sich Anleger häufig nicht von der Vernunft, sondern von Emotionen wie Angst, Gier oder Schuldgefühlen leiten lassen“, ist bei JPMorgan ein Stück Firmengeschichte. Auf deren Basis bietet das Haus seit 15 Jahren Investmentfonds mit einer „Behavioural Finance“-Strategie an. Den per 23. November 1,5 Milliarden US-Dollar schweren JPM Global Dynamic (LU0119067295) gibt es seit 8. Dezember 2000. Wie viel Psychologie und wie viel Rationalität stecken in diesem weltweit aktiven Aktienfonds? Die SJB hat es herausgefunden.
FondsStrategie. Masse. Folgsam.
JPMorgan hat den Erfolgsanspruch seiner Behavioural Finance-Strategie klar formuliert: „1. Höheres Renditepotenzial; 2. Kontinuität; 3. Diversifizierung“. Auch die FondsManager des JPM Global Dynamic, Sandeep Bhargava und Howard Williams sind diesen Grundsätzen verpflichtet. Im Tagesgeschäft sieht die laut Verkaufsprospekt vom August 2009 „aggressive“ Herangehensweise an die Märkte so aus: Mit Hilfe eines quantitativen Filters werden starke Substanz- und Wachstumswerte identifiziert. Abschließend werden die ausgewählten Aktien von Regionen- und Sektorexperten bewertet. Was unterscheidet diesen Investmentprozess von der Masse der FondsManager? Laut JPMorgan die Disziplin. „Aktien werden nach objektiven Kriterien ausgewählt und das Risiko gemanagt, ohne sich von den Verhaltensmustern täuschen zu lassen“, schreibt das Unternehmen auf seiner Website. „So folgen Anleger beispielsweise dem Herdentrieb und kaufen Aktien, von denen gerade jeder spricht. Auf der anderen Seite halten viele Menschen zu lange an schlecht laufenden Aktien fest, weil sie ihren Irrtum nicht zugeben möchten.“ Dadurch entstünden Kursanomalien, von denen gut informierte Investoren profitieren können. Die FondsManager wollen das mit einer „Wachstums/Momentum-Strategie“ tun. Ins Portfolio kommen deshalb Titel „mit einer starken mittelfristigen Kursdynamik und einer starken Gewinndynamik“. Das bedeutet, Bhargava und Williams suchen nach günstigen Substanztiteln und halten Wachstumstitel länger als andere. Beide Maßnahmen seien im Vergleich zur Masse der Anleger Alphaquellen. Antizykliker gehen einen Schritt weiter: Zykliker werden gebraucht, um den Antizyklikern Alpha ins Portfolio zu treiben. Die FondsManager bestätigen das in ihrem aktuellen Quartalskommentar per 30. September: „Daher sind positive Gewinnüberraschungen eine entscheidende Voraussetzung für eine Fortsetzung der Rallye.“
FondsPortfolio. Preis. Wert.
Auf die Psyche der Investoren hat der JPM Global Dynamic einen positiven Einfluss. Sie honorieren Strategie und Entwicklung des Fonds mit Nettomittelzuflüssen im laufenden Jahr per 23. November von rund 409,9 Millionen US-Dollar. Die Diversifizierung als ein herausgehobenes Merkmal des Behavioural Finance-Ansatzes leistet der JPM Global Dynamic in breiter Form. Insgesamt hält er Titel aus 18 Industrie- und Schwellenmärkten weltweit. Die USA mit 45,8 Prozent vorneweg, gefolgt von Großbritannien mit 14,4 und Japan mit 7,4 Prozent. Finanztitel machen mit 22,6 Prozent den größten Anteil der Branchenallokation aus. Gegenüber der FondsBenchmark MSCI World sind sie leicht übergewichtet. Gehen Bhargava und Williams von einer Fortsetzung der positiven Konjunkturentwicklung aus?
Nur dann profitieren Finanztitel noch mehr. Genauso zyklische Konsumgüter mit 13,7 Prozent und der IT-Sektor mit 12,4 Prozent Anteil am FondsPortfolio. Energie-, Industrie-, Rohstofff-, Gesundheits- und nichtzyklische Konsumwerte bilden mit zusammen 46,1 Prozent den defensiven Gegenpol. Entscheidende Frage der Analyse ist, ob das FondsPortfolio der „Wachstums/Momentum-Strategie“ entspricht. Das Kurs-Buch-Verhältnis (KBV) des Fonds liegt aktuell bei 1,4x. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) bei 14,2x. Weltweit rechnen die Analysten von JPMorgan mit einem KBV von 1,8x und einem KGV von 15,6x. Substanz- und Wachstumstitel im FondsPortfolio wie HSBC, Royal Dutch Shell, Vodafone oder Cisco Systems sind preiswerter als der globale Durchschnitt. Die Dividendenrendite des Fonds auf US-Dollarbasis von 3,30 Prozent ist höher als beim MSCI World mit 2,70 Prozent. Das Investment zeigt die gewünschte Gewinndynamik.
FondsVergleichsindex. Unabhängigkeit. Erwünscht.
„Nicht durch Indexbeschränkungen beeinträchtigt“, „eine geringe Korrelation zu traditionellen Investmentfonds“. Die Anlageziele des JPM Global Dynamic und der Behavioural Finance-Strategie machen dem FondsManagement klare Vorgaben, die Unabhängigkeit von der FondsBenchmark MSCI World anzustreben. Laut SJB Korrelationsanalyse nimmt der Grad der Zielerreichung kurzfristig zu. Über drei Jahre korrelieren Fonds und Index mit 0,94. Mittelfristig herrscht Gleichläufigkeit vor. Über ein Jahr hat der Wert auf 0,76 deutlich abgenommen. Eine Entwicklung, die auch die Zunahme der Aktivität von Bhargava und Williams widerspiegelt.
FondsRisiko. Dynamik. Programmiert.
Das FondsManagementsaktivitätsbarometer signalisiert aufkommende Böen. Die Spurabweichung (Tracking Error) über drei Jahre macht 5,98 Prozent aus. Über ein Jahr ist der Wert auf 8,12 Prozent gestiegen. Zu mehr Dynamik ist der JPM Global Dynamic schon namentlich verpflichtet. Einen Sturm haben Bhargava und Williams noch nicht entfacht. Denn das Mehr an Aktivität bedeutet gleichzeitig ein Weniger an Volatilität. Im Dreijahres-Vergleich wich der Fonds 21,50 Prozent vom Kursmittelwert ab. Der MSCI World 19,33 Prozent. Über ein Jahr hat sich die FondsVolatilität auf 13,07 Prozent reduziert. Damit liegt er noch unter dem Vergleichsindex mit 14,45 Prozent. Gemessen am Risikoindikator entspricht das per 23. November einem Beta von 0,75. Die 25,0 Prozentpunkte unter dem Marktrisikofixwert 1 bedeuten die niedrigste Risikobeanspruchung im rollierenden 12-Monatsvergleich über den gesamten unabhängigen SJB Analysezeitraum von drei Jahren. Für diesen Zeitraum liegt das Beta bei 1,07. Erst seit 2. Quartal 2009 laufen Bhargava und Williams kontinuierlich unter Marktrisiko. Per 23. Mai 2008, also mitten im durch die Subprime-Krise verursachten angespannten Börsenklima, lag die Risikobeanspruchung 27,0 Prozentpunkte über dem Fixwert 1. Im Oktober 2008, Höhepunkt der Finanzmarktkrise, stellten sie sich gegen die Masse und behielten die Nerven. Das Beta lag bei 1,17. Das Alpha bei 0,08. Ist Disziplin der Lieferant für Mehrrendite?
FondsRendite. Markt. Ungeschlagen.
Wichtiges Element der Behavioural Finance ist die „Subjektive Bewertungsfunktion“ der Investoren. Zu Deutsch: „Wichtig ist, was hinten rauskommt.“ Im laufenden Jahr sind das beim JPM Global Dynamic auf Eurobasis +19,52 Prozent. Nach Ansicht der Finanzpsychologen wiegt bei Anlegern der Verlust eines Euro doppelt so schwer, als dass sie sich über den Gewinn eines Euro freuen. Dieser Punkt bringt Bhargava und Williams in Erklärungsnot. Der JPM Global Dynamic hat über drei Jahre keine Mehrrendite erwirtschaftet. Das Alpha rangiert bei -0,13. Das entspricht einem Wertverlust auf Eurobasis von -30,19 Prozent im Vergleich zum MSCI World von -24,38 Prozent. Allerdings hat der Fonds in 23 von 36 rollierenden 12-Monatszeiträumen ein positives Alpha, also Mehrrendite erwirtschaften können. Der strategische Ansatz ist mehrheitlich aufgegangen. Das aktuelle Alpha von 0,47 ist das beste Ergebnis über den gesamten Vergleichszeitraum. Der Wert speist sich nicht aus der absoluten Rendite von +26,77 Prozent über ein Jahr. Der MSCI World hat im gleichen Zeitraum +27,32 Prozent zugelegt. Entscheidend für das positive Abschneiden ist das um 25,0 Prozentpunkte niedrigere Beta. Wie viel die disziplinierte und informierte Anlagestrategie des JPM Global Dynamic wert ist, zeigt die Sharpe Ratio. Über ein Jahr hat der Fonds den Vergleichsindex bei dieser Kennziffer mit 1,78 gegenüber 1,65 hinter sich gelassen. JPMorgan kennt die Psychologie der Märkte gut. Bereits seit 1871.
SJB Fazit. Antizyklik ist eine Strategie, mit sehr viel Disziplin. Es lohnt sich nachweislich, quantitative Modelle am gesunden Menschenverstand zu messen und psychologische Modelle an trockenen Kennzahlen. Denn Alpha liegt nicht auf der Straße. Man muss es finden.
Erläuterung.
Alpha
Ist die Kennziffer für die Renditechancen. Sie misst die Mehrrendite, die über der zu erwartenden Rendite des Marktes liegt. Das Alpha beziffert jenen Teil der Rendite, der nicht mit der allgemeinen Marktentwicklung oder höherer Risikobereitschaft zu erklären ist, sondern auf aktiver Titelauswahl und Risikokontrolle beruht. Ein positives Alpha deutet auf ein erfolgreiches FondsManagement hin. Beispiel: Ein Alpha von 5 zeigt an, dass der Fonds bei einer Nullentwicklung des Index 5 Prozent Mehrrendite erzielt hat, ohne dafür ein höheres Risiko einzugehen.
Beta
Ist die Kennziffer für die Risiken. Sie ist das Resultat eines Risikovergleichs zwischen Fonds und Index. Das Kriterium ist deren Schwankungsintensität (Volatilität). Beim Beta wird dem Index der feste Wert „1“ zugesprochen. Weicht die Volatilität des Fonds um 15 Prozent nach unten ab, ist sein Beta 0,85, weicht er 15 Prozent nach oben ab, ist es 1,15. Ein Wert über 1 spricht gegen den Fonds, ein Wert unter 1 für ihn. Das Beta eines Fonds ist negativ, wenn sich Fonds und Index abwärts bewegen.
Korrelation
Ist die Kennziffer für die wechselseitige Abhängigkeit zweier Investments. Angegeben wird, wie wahrscheinlich sich die Kursverläufe gegenläufig (Korrelation -1), unabhängig (Korrelation 0) oder gleichläufig (Korrelation +1) verhalten.
Kurs-Buch-Verhältnis (KBV)
Das KBV ist eine Kennzahl für den Substanzwert eines Unternehmens. Es wird errechnet, in dem man den Aktienkurs durch den Buchwert je Aktie teilt. Der Buchwert der Aktiengesellschaft ergibt sich durch den Abzug der Verbindlichkeiten von der Summe der Aktiva. Der Buchwert der Aktie ist das Ergebnis der Teilung des Unternehmensbuchwerts durch die Anzahl der Aktien. Je niedriger der Wert ist, desto preiswerter ist die Aktie. Der Kurs entspricht der Substanz des Buchwerts. Dann hat die Aktie einen „fairen“ Wert.
Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV)
Das KGV ist die Kennzahl der Ertragskraft eines Unternehmens. Es wird errechnet, in dem man den Aktienkurs durch den Gewinn je Aktie teilt. Hier gilt: Je niedriger die Kennzahl, desto preiswerter ist die Aktie. Ein niedriges KGV bedeutet an der Börse ein Einstiegssignal in die Aktie. Sie gilt als unterbewertet und hat Aufstiegspotenzial. Liegt ihr KGV über dem Marktdurchschnitt, ist das ein Ausstiegssignal. Sie gilt als überbewertet. Die Wahrscheinlichkeit, dass ihr Kurs fällt ist hoch.
Sharpe Ratio
Ist die Kennziffer für einen Rendite-Risiko-Vergleich zwischen unterschiedlichen Geldanlagen. Die nach dem Nobelpreisträger William Sharpe benannte Kennziffer misst die durchschnittliche Rendite in Bezug auf das eingegangene Risiko. Dabei wird der Fonds mit dem risikolosen Geldmarkt konfrontiert. Angenommen, die Sharpe Ratio liegt beim Fonds bei 0,40 und beim Index bei 0,30. Dann erwirtschaftet der Fonds mit jedem Risikoschritt ein Drittel mehr Rendite als der im Index dargestellte Markt. Eine negative Zahl bedeutet: Der Fonds ist schlechter als der Geldmarkt.
Tracking Error
Ist die Kennziffer für die Spurabweichung des Fonds vom Index. Sie misst, wie stark die Positionen und ihre Gewichtung im Portfolio des Fonds prozentual von denen des Index abweichen. Je niedriger der Tracking Error, desto stärker orientiert sich der FondsManager am Vergleichsindex. Je höher der Wert ist, desto unabhängiger bewegt sich der FondsManager in seinem Markt.
Autor: SJB FondsSkyline OHG 1989 für Unternehmer und Führungskräfte
Gerd Bennewirtz ist als geschäftsführender Gesellschafter der SJB FondsSkyline OHG 1989 Herausgeber speziell auf Privatinvestoren zugeschnittener Publikationen. Fordern Sie die täglich, wöchentlich und monatlich erscheinenden Beiträge an. Gratis unter FondsEcho@sjb.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.