Beste Vermögensverwalter: Typisch schwäbische Scheu vor Verlusten
Die Stuttgarter Vermögensverwalter Sand und Schott verpassen lieber mal einen Aufschwung, als sich in Gefahr zu begeben.
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von Martin Blümel, Euro am Sonntag
Für Arne Sand ist die aktuelle Entwicklung der Börsen wie ein Sprung mit dem Bungee-Seil. „2008 war das schlechteste Aktienjahr seit Langem, seit März aber haben wir uns so schnell erholt wie selten zuvor. Nachdem man also 50 Meter frei gefallen ist, reißt es einen dann wieder 40 Meter in die Höhe.“ Die Krux an der Sache: „Das Hochschnellen ist sehr eindrucksvoll, aber es genügt bei Weitem nicht, um wieder auf die Absprunghöhe zu gelangen. Wohin die Reise nach den teils dramatischen Kurserholungen der letzten Monate geht, ob wir das Schlimmste an den Börsen gesehen haben oder ob der große Knall noch kommt, ist offen.“
Der Mann, der das sagt, ist eigentlich gelernter und diplomierter Elektroingenieur. Weil Sand aber immer schon Börsenmakler werden wollte, wechselte er in den 90ern das Metier und heuerte zunächst beim Finanzdienstleister MLP an. Das war ihm aber immer noch nicht Börse genug, MLP war Sand zu stark auf Lebensversicherung und zu wenig auf Geldanlage ausgerichtet. Darum dann 1994 die Verwirklichung der beruflichen Vorstellungen: Mit Max Schott gründete Sand die unabhängige Stuttgarter Vermögensverwaltung Sand und Schott, die in den vergangenen Jahren vor allem durch ihren Dachfonds Smart-Invest Helios bekannt wurde. Der Helios gehört zu den erfolgreichsten Investmentfonds überhaupt in den vergangenen fünf Jahren – nicht zuletzt, weil er relativ unbeschadet durch das Krisenjahr 2008 kam.
Sands Kompagnon ist Max Schott. Dessen Werdegang erscheint schwäbisch-geradliniger: Nach einer Ausbildung zum Bankkaufmann folgte ein Studium mit Abschluss Diplom-Kaufmann, dem Schott schließlich sogar die Promotion zum Thema Kapitalmarkttheorie folgen ließ. Und weil man sich privat schätzt – Sand und Schott sind verschwägert – und parallel dazu feststellte, dass sie es mit einer unabhängigen Geldverwaltung wohl besser machen können als die großen Player am Markt, wurde 1994 eben Sand und Schott aus der Taufe gehoben. Seit 2007 sind die beiden zudem Geschäftsführer von Smart-Invest, einer eigens gegründeten Gesellschaft, durch die ihre Fonds verwaltet werden. 15 Mitarbeiter zählt das Team der beiden inzwischen. Verwaltet werden 350 Millionen Euro, zwei Drittel in Fonds, der Rest in der Vermögensverwaltung.
„Risiken meiden, Chancen nutzen – genau in dieser Reihenfolge“, lautet der Leitsatz bei Sand und Schott. Man werkelt in aller Ruhe in einem unprätentiösen Bürokomplex in Stuttgart Süd, recht beschaulich zu Füßen der Karlshöhe, einem Bergrücken mit Weinreben, Gärten und einem Büdchen mit Terrasse.
„Vorrangig ist das Hosenträger-Gürtel-Prinzip, wir bieten dem Kunden Sicherheit“, so Schott. Das sagt er durchaus aus eigener Erfahrung: Dass sich die beiden Schwaben 1998 während der Asien-Krise die Finger verbrannten, soll ihnen nicht erneut passieren. Chancen zur Geldvermehrung sollen zwar genutzt werden, aber nur, wenn sich diese zwingend bieten.
Kollege Computer hilft dabei. Um ihre Ambitionen umzusetzen, arbeiten Sand und Schott mit einem computerbasierten Trendfolgesystem. Das Motto: „Wir sind dabei, wenn Märkte laufen, und steigen aus, wenn nicht“, sagt Schott. „Dabei verpassen wir aber lieber mal einen Aufschwung, als uns in Gefahr zu begeben“, ergänzt Sand. Die Finger verbrannt haben sie sich seit der Asien-Krise jedenfalls nicht mehr.
Zurzeit sind die Fonds der beiden Schwaben gut investiert, das System hat für verschiedene Märkte zum Einstieg geklingelt. Welche Indikatoren für das Modell maßgeblich sind, verraten die Herren nicht – das ist schlicht und einfach Betriebsgeheimnis. Dass Sand aber schon beim Ingenieurstudium mit Kurven, Wellen und Amplituden zu tun hatte, ist dabei sicher nicht von Nachteil – an Markttechnik kommt so ziemlich kein Trendfolger vorbei. Um geeignete Investments zu finden, richten sie sich jedenfalls nicht nach Indizes, sondern orientieren sich an einer großen Auswahl potenzieller Zielinvestments, die jeweils zum Signalgeber für den Ein- oder Ausstieg in den speziellen Markt werden. „Wir überwachen das täglich“, sagt Sand.
Dass das Hosenträger-Prinzip gut funktioniert, zeigt das Flaggschiff der Vermögensverwaltung, der Helios-Fonds. Seit Übernahme des Fondsmandats im Jahr 2003 schnitt der Fonds 113 Prozent besser ab als der Weltaktienindex MSCI Welt. Das Horrorjahr 2008 beendete der Fonds nahezu unverändert, weil er praktisch das Vermögen das gesamte Jahr in Geldmarktfonds parkte. „Die eigentliche Herausforderung war ja pikanterweise nicht, aus dem Markt auszusteigen, sondern bestand darin, sichere Geldmarktfonds zu finden, in denen keine toxischen Papiere geparkt wurden“, so Schott. „Und Cash auf dem Konto liegen zu lassen, ging auch nicht, weil man sich vor Bankenpleiten fürchten musste.“
Die richtigen Investments wurden jedenfalls gefunden, die Krise überstanden. Auf lange Sicht streben die Schwaben beim Helios eine Rendite von zehn Prozent pro Jahr an. Ein Wertsicherungssystem sorgt zudem mit Stop-Loss-Kursen dafür, dass bei Rückschlägen die Verluste auf maximal zehn Prozent begrenzt sind – bisher gelang das perfekt. „Wir haben unser Trendfolgesystem nicht nur theoretisch im Backtest ausprobiert, sondern in der Vergangenheit auch schon einige Fonds erfolgreich damit gesteuert. Dabei haben wir festgestellt, dass zehn Prozent jährlich machbar sind“, sagt Schott.
Entsprechend hochdekoriert ist der Fonds: Beim Fund Award 2009 von €uro und €uro am Sonntag belegte er Platz 1 für die beste Performance in seiner Kategorie über drei und fünf Jahre und den 3. Platz für die Performance über ein Jahr.
Unabhängigkeit ist eine der Erfolgszutaten, gerade bei der Auswahl der Investmentfonds. „Wir stützen uns bei der Produktauswahl ausschließlich auf eigenes Research“, so Sand. Dennoch ist das Wichtigste bei ihrer täglichen Arbeit das Trendfolgesystem. „Wir sind opportunistisch. Am Ende des Tages sind wir demütige Trendfolger, auch wenn durch das Research vielleicht etwas anderes empfohlen wird“, so Schott.
Ohne aktives Management geht es nach Meinung der beiden sowieso nicht mehr. Die klassische Vermögensverwaltung nach dem Kostolany-Motto „Kaufen und Liegenlassen“ sei überholt. „Ohne Risikomanagement via moderne portfoliotheoretische Ansätze und ausgeklügelte Wertsicherungsmaßnahmen kann man heutzutage nicht mehr investieren“, sagt Schott. Bei mittelfristig eher seitwärts tendierenden Märkten müsse man zwischenzeitliche Trends nutzen und gleichzeitig sicherstellen, dass bei Kursrückschlägen nicht alles wieder verloren werde. „Das gilt gerade jetzt“, sagt Sand. „Außerdem belegt die Historie, dass der Markt schon während der Rezession anspringt. Da verpasst man schnell die Hälfte vom Aufschwung, wenn man nicht dabei ist.“ Für Schott sind es daher gute Zeiten zu investieren: „Die Blase ist tot – es lebe die Blase. Soll heißen, da wir vermutlich stark schwankende Märkte in den kommenden Jahren haben, bitte nur mit Sicherheitsnetz.“
Die Anlagegrundsätze gelten dabei für die Fonds genauso wie für die Vermögensverwaltung. Neben dem Helios gibt es noch den Superfonds, der ähnlich aufgestellt ist wie der Helios, aber etwas aggressiver gesteuert wird: früher in Trends rein und später wieder raus. Dazu kommt der Liquid Real Estate, der in Immobilienfonds und REITs investiert, sowie der Proteus, der sich auf festverzinsliche Papiere konzentriert – Staatsanleihen bester Bonität, Emerging-Markets-Bonds, Unternehmensanleihen, Wandelschuldverschreibungen sowie Genussscheine (siehe Investor-Info). Alle Fonds laufen unter dem Label Smart-Invest und sind problemlos für jeden Anleger zu kaufen.
Wem das nicht reicht und wer lieber umfangreich beraten werden will, kann auf eine individuelle Vermögensverwaltung von Sand und Schott zurückgreifen, die das Gesamtvermögen und die Lebenssituation des Klienten berücksichtigt. In der Vermögensverwaltung hat Sand und Schott einen sogenannten Core-Satellite-Ansatz: Die Smart-Invest-Fonds stellen den Kern des Portfolios, weitere Ansätze und Anlagekategorien werden mit Strategien anderer Fondsmanager aufgefüllt.
Typisch schwäbisch? „Böse Zungen behaupten ja, die Scheu vor Verlusten sei eine typisch schwäbische Eigenschaft. Ich habe jedoch den Eindruck, dass unser Ansatz überall in der Republik gut verstanden und akzeptiert wird“, findet Sand. „Selbst wenn reinrassige Aktieninvestments über sehr lange Zeiträume vermeintlich erfolgreicher aussehen, so ist doch die Frage zu stellen, wie viele Anleger nach Abschwüngen enttäuscht ausgestiegen sind und so einen wesentlichen Teil des anschließenden Aufschwungs verpasst haben.“ Bei Gewinnen dabei sein, Verlustphasen überspringen – das Ideal der Geldanlage lässt sich mit wenigen Worten zusammenfassen. Sand und Schott hat es beherzigt.
Smart-Invest, Sand und Schott
Die Stuttgarter Smart-Invest wurde 2007 aus der schon seit 1994 bestehenden Vermögensverwaltung von Arne Sand und Max Schott heraus gegründet. Smart-Invest ist Manager mehrerer Fonds für private und institutionelle Kunden. Flaggschiff ist der Dachfonds Smart-Invest Helios. Schwerpunkt der Anlagestrategien ist das Erreichen absolut positiver Erträge in jedem Jahr. Wichtigster Grundsatz ist die Vermeidung von Abwärtsrisiken. Um das zu erreichen und gleichzeitig von Aufschwungphasen zu profitieren, nutzt Smart-Invest selbst entwickelte mathematisch-quantitative Trendfolgesysteme. Getreu dem Motto „Risiken meiden, Chancen nutzen“ – genau in dieser Reihenfolge.
Investor-Info:
Smart-Invest Helios AR
Das Flaggschiff
Beim Smart-Invest Helios entscheidet der Computer, wann Fonds ge- oder verkauft werden. Die Manager Sand und Schott bestimmen für das Trendfolgesystem die Vorauswahl der aussichtsreichsten Märkte und Fonds. Bei Gewinnen dabei sein, Verlustphasen überspringen – der Dachfonds soll diese Strategie in die Tat umsetzen. Und das gelingt bislang gut. Im zuletzt schwierigen Markt konservierte er das Vermögen, indem er zeitweise fast ausschließlich in Geldmarktfonds anlegte. Inzwischen wird wieder gut in Aktienfonds investiert. Der Dachfonds soll ein Absolute-Return-Produkt sein, will also jedes Jahr eine absolut positive Rendite erzielen. Langfristiges Ziel sind ambitionierte zehn Prozent pro Jahr.
Weitere Fonds
Alle Assetklassen dabei
Smart-Invest verwaltet drei weitere Fonds. Der Superfonds ähnelt dem Helios, investiert aber einen Tick aggressiver. Der Smart-Invest Liquid Real Estate wiederum setzt auf ein breit gefächertes Portfolio von gut rentierlichen, Offenen Immobilienfonds, darunter auch institutionelle Tranchen, mit geringer historischer Volatilität. In untergeordnetem Umfang sollen Immobilienaktien und Immobilienaktienfonds hinzukommen. Beim Proteus wiederum stehen kontinuierliches Kapitalwachstum und eine absolut positive Wertentwicklung jedes Jahr im Vordergrund. Dafür wird überwiegend in Fonds mit Anleihen investiert (Staatsanleihen, Emerging-Markets-Bonds, Unternehmensanleihen etc.).