Das sind Short- bzw. Inversive ETFs: Chancen und Risiken im Überblick
Mit Short-ETFs können Anleger von fallenden Kursen profitieren, doch diese hochspekulativen Produkte bergen auch erhebliche Risiken.
• Mit Short-ETFs kann man auf fallende Kurse am Aktienmarkt setzen
• Short-ETFs richten sich gegen den langfristigen Trend
• Hohe Gewinnchancen verbunden mit hohen Risiken
Was sind Short-/Inverse ETFs?
Der Aktienmarkt entwickelt sich nicht immer positiv. Mit inversen ETFs, auch als Short-ETFs bekannt, können Anleger im Falle eines rückläufigen Marktumfelds von fallenden Kursen profitieren. Allerdings widerspricht eine solche Strategie dem langfristigen Aufwärtstrend der Börsen und ist daher mit erheblichen Risiken verbunden, wie Comdirect in einem Magazinbeitrag erklärt.
ETFs verfolgen in der Regel das Ziel, die Wertentwicklung von Indizes wie dem DAX oder MSCI World möglichst exakt nachzubilden. Anleger setzen bei dieser klassischen Form auf vorwiegend auf steigende Kurse, da der ETF-Kurs entsprechend dem zugrunde liegenden Index steigt. Es gibt jedoch auch die Möglichkeit, mit Short-ETFs auf fallende Kurse zu spekulieren, indem solche inversen Produkte ins Depot aufgenommen werden.
Während ein gewöhnlicher ETF die Wertentwicklung eines Index direkt abbildet, funktioniert ein Short-ETF genau entgegengesetzt: Er spiegelt die Indexbewegung in umgekehrter (inverser) Form wider. Sinkt der Index beispielsweise um zehn Prozent, steigt der Short-ETF um denselben Prozentsatz - und umgekehrt. Anleger sollten dabei jedoch die Risiken, insbesondere die Pfadabhängigkeit, genau beachten, so ExtraETF.
Inverse ETFs sind, wie Comdirect erklärt, zudem mit Hebel 1 oder Hebel 2 erhältlich. Ein Short-ETF mit Hebel 1 bildet die Wertentwicklung des Basiswerts 1:1 ab, während bei einem Hebel von 2 eine Hebelwirkung ins Spiel kommt. Das bedeutet, dass Anleger bei einem Hebel-2-ETF doppelt so stark an der Entwicklung des Index beteiligt sind - sowohl bei Gewinnen als auch bei Verlusten. Hebelprodukte bieten somit die Möglichkeit, überproportional von Kursbewegungen zu profitieren, bergen jedoch zugleich ein entsprechend hohes Verlustrisiko.
Das hat es mit der Pfadabhängigkeit auf sich
Short-ETFs unterliegen der sogenannten Pfadabhängigkeit, die insbesondere bei schwankenden Märkten problematisch werden kann. Dies liegt daran, dass die inverse Abbildung eines Index meist nur auf Tagesbasis erfolgt. Über längere Zeiträume können dadurch erhebliche Abweichungen zwischen der erwarteten und tatsächlichen Wertentwicklung auftreten.
Ein Beispiel von ExtraETF verdeutlicht diese Auswirkungen: Angenommen, der Index startet bei 7.500 Punkten, und ein Short-ETF wird zu einem Preis von 100 Euro gekauft. Am ersten Tag fällt der Index um 4 Prozent, der ETF steigt entsprechend auf 104 Euro. Am nächsten Tag erholt sich der Index jedoch um 5,56 Prozent auf 7.600 Punkte. Statt der erwarteten Entwicklung von -1,33 Prozent notiert der ETF bei 98,22 Euro, was einem Verlust von 1,78 Prozent entspricht. Dieser Effekt entsteht, weil die Berechnung auf der höheren Basis (104 Euro) des Vortags erfolgt.
Nach mehreren Schwankungen notiert der Index am achten Tag wieder auf dem Ausgangsniveau von 7.500 Punkten, während der Short-ETF aufgrund der Pfadabhängigkeit bei 98,88 Euro liegt - ein Verlust von 1,12 Prozent. Selbst wenn der Index an Tag 9 auf 7.450 Punkte fällt, bleibt der ETF mit 0,46 Prozent im Minus.
Da sich Aktienmärkte langfristig jedoch meist positiv entwickeln, seien Short-ETFs eher ungeeignet für den Vermögensaufbau auf lange Sicht. Die Risiken für hohe Verluste seien bei diesen Produkten besonders groß, weshalb Finanzexpertinnen und -experten Privatanlegenden zu großer Vorsicht raten.
Das sind die Vor- und Nachteile
So wie bei jedem Anlageprodukt gibt es auch bei inversen ETFs, oder Short-ETFs, sowohl Vorteile als auch Nachteile. Wer sich mit diesem Instrument auseinandersetzt, sollte diese unbedingt kennen, gibt Comdirect weiter zu bedenken.
Zu den Vorteilen gehört naheliegenderweise die Möglichkeit, zu "shorten" und in einem bärischen Marktumfeld auf fallende Kurse am Aktienmarkt setzen zu können. Zudem gibt es hier keine Knock-Out-Schwelle (wie es zum Beispiel bei Derivaten der Fall ist), sodass Anleger kein unmittelbares Totalverlustrisiko eingehen. Zusätzlich gebe es eine überproportionale Renditechance durch Hebel. Außerdem gelten Inverse ETFs als Sondervermögen und sind daher nicht von einer Insolvenz der Fondsgesellschaft oder der Depotbank betroffen. Das Kapital der Anleger bleibt in solchen Fällen investmentrechtlich geschützt.
Jedoch gibt es es auch einige Nachteile. So handelt es sich bei Inverse-ETFs um ein hochspekulatives sowie komplexes Finanzprodukt, welches nicht nur mit einem hohen Verlustrisiko verbunden ist, sondern auch dem langfristigen Trend an den Börsen widerspricht. Zudem birgt die Hebelmöglichkeit, die zwar eine hohe Renditechance mit sich bringt, ein ebenso ein hohes Verlustrisiko. Die Pfadabhängigkeit bewirkt außerdem, dass sich die Wertentwicklung von ETF und Basiswert in volatilen Märkten über längere Zeiträume auseinanderentwickelt. Dadurch kann ein Short-ETF rein rechnerisch seinen ursprünglichen Wert nicht mehr erreichen.
Redaktion finanzen.net
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