Sparen für Kinder: Auf Flexibilität und Kosten achten
Wer für seine Kinder oder Enkelkinder sparen möchte, hat viele Möglichkeiten - wobei klassische Fondspolicen durch hohe Gebühren und eher unterdurchschnittliche Renditen nicht immer erste Wahl sind. ETF-Sparpläne können auch gute Alternative sein.
Wer Kinder oder Enkelkinder hat, sorgt sich um deren Zukunft. Bleiben sie gesund? Erreichen sie ihre Ziele? Und wie können sie eine gesunde finanzielle Basis erhalten, um abgesichert ins Erwachsenenleben zu starten oder beispielsweise auch die bestmögliche Ausbildung zu erhalten? Das sind Fragen, die sich Eltern und Großeltern regelmäßig stellen. Und zumindest den finanziellen Teil können die Angehörigen positiv beeinflussen.
Dafür stehen vielfältige Angebote zur Verfügung. Der Klassiker sind weiterhin Fondspolicen von Banken und Versicherungen, die in Form eines Sparplans mit monatlichen Zahlungen ein Vermögen aufbauen sollen. Das macht, in Verbindung mit einem schnellen Vertragsabschluss, den Aufwand überschaubar. Nachteile sind dabei, wie so häufig bei Fondspolicen, hohe Gebühren, eine eher unterdurchschnittliche Rendite und starre Strukturen bei Zuzahlungen, Entnahmen und Zahlungspausen. In Kombination kann dies zu einem niedrigeren Gesamtergebnis und Inflexibilität führen als eigentlich möglich wäre.
Aber was ist dann die Alternative zu diesen typischen, marktüblichen Angeboten? Ideal wäre natürlich der Dreischritt von niedrigen Kosten, Flexibilität und Wachstumschancen in einem Produkt, was in Verbindung mit dem langen Horizont in der Geldanlage für Kinder zu erstaunlichen Ergebnissen führen kann. Um das an einer Beispielrechnung zu verdeutlichen: Wer ein Produkt ohne Ausgabeaufschlag erwirbt, jährlich etwa ein Prozent an Gesamtkosten zahlt und 18 Jahre lang monatlich 100 Euro in den Sparplan investiert, kommt bei einer durchschnittlichen, defensiv kalkulierten Nettorendite von 2,5 Prozent (bereits nach Abzug aller Kosten) auf mehr als 27.000 Euro Vermögen. Erbringt das Produkt aufgrund höherer Kosten aber beispielsweise nur 1,75 Prozent jährlich, sind es rund 2000 Euro weniger. Und eine über die Jahre verteilte Abschlussprovision reduziert den Ertrag nochmals um mehrere 1000 Euro. Übrigens: Mittlerweile werden Sparpläne auf ETF-Basis sogar mit weit unter ein Prozent jährlicher Vermögensverwaltungsgebühr angeboten.
Apropos ETFs: Mittlerweile stecken weltweit mehr als drei Billionen US-Dollar in börsengehandelten Indexfonds (ETFs), in den vergangenen fünf Jahren hat sich das mittels dieser passiven Instrumente verwaltete Vermögen verdoppelt. Durch den langen Zeitraum der Anlage entstehen in der Regel auch ohne aktives Management gute Erträge, folgt man Zahlen des Deutschen Aktieninstituts: Ein breit gestreutes Aktienportfolio wie der Dax bei einer Einmalanlage und einem 20-jährigen Anlagehorizont erbrachte historisch 8,9 Prozent Rendite pro Jahr.
Aufpassen sollten Anleger aber bei der Struktur der Indexfonds, denn ETF ist nicht gleich ETF. Im Fokus bei eher konservativen Mitmenschen stehen sogenannte voll-replizierende ETF, die also den zugrundeliegenden Index tatsächlich mit physischen Wertpapieren abbilden. Im Gegensatz dazu wollen ETFs als synthetisches Produkt die Rendite eines Index‘ mittels Swap-Geschäften nachvollziehen. Das birgt zum Teil nicht unwesentliche Emittentenrisiken. Wichtig ist auch, sich grundsätzlich mit Aktien-ETFs mit einer gewissen Streuung zu befassen. Zins-ETFs machen im derzeitigen Umfeld keinen Sinn und sind bei sehr langfristigen Ansätzen ohnehin nicht angesagt.
Wichtig bei solchen Sparkonzepten für Kinder ist zudem die Flexibilität. Die Anlage sollte so strukturiert sein, dass sie regelmäßig höhere und niedrigere Einzahlungen zulässt und auch Entnahmen möglich sind, ohne den Vertrag verändern zu müssen. Dadurch erhalten sich die Sparer die Möglichkeit, zum Beispiel finanzielle Geburtstags- und Weihnachtsgeschenke einmalig einzuzahlen und weitere Sonderzahlungen vorzunehmen, um bei Gelegenheit das Vermögen zu erhöhen. Aber ebenso ist es ihnen möglich, für eine gewisse Zeit nichts einzuzahlen, wenn es die Situation einmal nicht zulässt, oder Geld zu entnehmen, sei es für den Auslandsaufenthalt oder eine größere Anschaffung.
Von Thilo Stadler, Vermögensverwalter und Certified Financial Planner bei I.C.M. Independent Capital Management in Mannheim und Neuss
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