Vermögensverwalter-Kolumne

Dekarbonisierung - Der neue Megatrend

27.09.21 09:06 Uhr

Dekarbonisierung - Der neue Megatrend | finanzen.net

Karbon, ist den meisten als sehr leichter und dennoch extrem stabiler Kunststoff bekannt.

Karbon - abgeleitet aus dem lateinischen Carbo = Kohle - bezeichnet aber auch das fünfte erdgeschichtliches Zeitalter, grob den Zeitraum vor 400 bis 300 Millionen Jahren, in dem riesige Wälder auf der Erde wuchsen, deren Überreste wir heute als Kohle, Öl und Erdgas vor allem für Energie, Mobilität und Wärme nutzen.

Der Klimawandel ist aktuell neben Corona das beherrschende Thema und ein häufig genutztes Schlagwort in den geführten Klimadebatten ist Dekarbonisierung. Gemeint ist hiermit der Verzicht auf die Verbrennung fossiler Rohstoffe oder wortwörtlich ins Deutsche übertragen, die Entkohlung der Erde.

Das Pariser Klimaabkommen und auch Deutschlands Ziel, bis 2045 Klimaneutral zu sein, stellt die Dekarbonisierung in den absoluten Vordergrund. Der Rückzug aus Öl, Gas und Kohle zur Energie- oder Wärmegewinnung wird eine in gleichem Maß steigende Nachfrage nach Strom erzeugen, denn aktuell ist keine andere Energieform in Sicht, mit dem CO2 Freiheit gelingen könnte. Aktuell gehen Forscher von einer Verdoppelung des Stromverbrauchs bis 2050 aus.

Rund 40 Prozent des in Deutschland erzeugten Stroms stammen derzeit aus Windkraft, Solar oder anderen erneuerbaren Energien. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass 60 Prozent der Stromerzeugung zur Erreichung der Klimaneutralität in den nächsten Jahren umgestellt werden müssen. Zusätzlich kommen die Anlagen aus den Anfängen des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes in die Jahre und müssen sukzessive erneuert oder ersetzt werden.

Experten schätzen das Investitionsvolumen alleine in Deutschland auf mehr als zehn Milliarden Euro pro Jahr. Ein gigantisches Konjunkturprogramm, von dem nicht nur das Klima profitieren sollte.

Ein Comeback der traditionellen Stromversorger, die sich von Atom- und Kohleverstromung verabschieden mussten ist bereits zu erkennen. Auch interessant zu beobachten sind Kooperationen mit den großen Ölkonzernen, die den Druck der Dekarbonisierung ebenso spüren und neue, klimaneutrale Geschäftsmodelle suchen. Strom wird nicht mehr da produziert, wo er gebraucht wird. Er muss über weite Strecken transportiert werden und es wird Tage geben, wo weder der Wind weht, noch die Sonne scheint. Dann müssen die verbliebenen Reservekraftwerke einspringen, um das Stromnetz aufrecht zu halten.

Damit all dies funktioniert, muss das gesamte Stromsystem intelligenter, also smarter werden. Neben einem deutlichen Abbau der Bürokratie ist vor allem die digitale Vernetzung von Abnehmern und Produzenten unumgänglich. Ermöglicht werden soll dies durch den Einbau sogenannter Smart Meter, einem digitalen und internetfähigen Stromzähler. Der internetfähige Zähler spielt eine elementare Rolle in der Energiewende, da aktuelle Verbrauchsdaten zwischen Abnehmer und Produzent kommuniziert werden und dabei helfen, das intelligente Stromnetz (Smart Grid) dynamisch zu stabilisieren. Ein flächendeckender Einsatz würde auch vielen kleinen, lokalen Stromanbietern einen einfachen Zugang zum Stromsystem ermöglichen.

Jedem ist klar, dass Klimaschutz ein globales Thema ist und Deutschland es alleine nicht retten wird. Auch gibt viel Kritik an den politischen Rahmenbedingungen und Plänen der Bundesregierung, die zum Beispiel bei der Mobilität den Fokus im Vorhinein auf die Batterietechnik gelegt hat ohne zu schauen, ob sich andere Technologien ebenfalls oder sogar besser durchsetzen.

Fakt ist aber, die Beschlüsse sind gefasst und werden, egal in welche Konstellation sich eine neue Bundesregierung aufstellt, umgesetzt werden. Die gewollte Dekarbonisierung wird damit unweigerlich zu hohen Investitionen und einem damit einhergehenden Wachstum im Energiesektor führen. Neue Geschäftsmodelle werden entstehen und damit, neben den etablierten Playern neue, innovative Unternehmen auf den Markt bringen.

Interessierte Anleger, die an dem vielleicht neuen Megatrend profitieren möchten, sich aber nicht in einzelnen Energietitel engagieren wollen, finden sowohl unter aktiv gemanagten Fonds, wie z.B. dem LBBW Global Warming als auch unter den ETF Anbietern, wie dem HANetf iClima Global Decarbonisation Enablers eine große Auswahl. Ein Blick in die Fact Sheets sei aber empfohlen, denn nicht überall wo grün draufsteht, ist auch Klimaschutz drin.

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Von Ralph Rickassel, PMP Vermögensmanagement in Düsseldorf, eine Niederlassung der Donner & Reuschel Lux S.A.

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