Einzelaktien kaufen oder Indexfonds? Mit welcher Strategie man Börsenkrisen besser meistert
Anleger brauchen in diesem Jahr ein dickes Fell. Infolge der Corona-Unsicherheiten kam es zu massiven Kurseinbrüchen, die Börsen schwanken weiterhin stark. Doch welche Anleger kamen bislang besser durch die Krise: Aktienbesitzer oder ETF-Anleger?
• Anleger jeder Strategie haben jüngst Verluste hinnehmen müssen
• ETF-Anleger mit geringerer Volatilität und geringeren Kosten
• Indexfonds können den Markt nicht übertreffen, fahren aber auch nicht schlechter
Börsenaltmeister Warren Buffett ist ein Fan von Indexfonds. Mit dem Investieren in einen ETF, der den S&P 500 abbildet, hat der Altmeister auf Zehnjahressicht sogar einen Hedgefonds geschlagen und eine Wette mit einem Einsatz von einer Million US-Dollar für sich entschieden.
Und auch sonst wird die Börsenlegende nicht müde, Privatanlegern die Vorteile von Indexfonds nahe zu bringen. "Feuert euren Fondsmanager", forderte Buffett 2017 öffentlichkeitswirksam und riet Anlegern zu kostengünstigen Indexfonds.
Aktien oder ETFs - wer hat das Blutbad besser verkraftet?
Doch auch Buffett hat ein Blutbad, wie es die internationalen Finanzmärkte in den vergangenen Wochen erlebt haben, so wohl nicht vorhergesehen. Auf breiter Front sind zahlreiche Anlageklassen abgerauscht - Einzelaktien ebenso wie Indexfonds. Doch für wen fielen die Verluste in Summe geringer aus?
Fakt ist: Risikofreie Investments gibt es während eines Marktcrashes nicht. Entsprechend haben alle Anleger die Folgen der Abwärtsbewegung zu spüren bekommen. Auch wer sein Vermögen durch die Investition in einen Indexfonds diversifiziert hat, weil er so pro forma in zahlreiche Einzelaktien investiert hat, wurde vom Abwärtssog erfasst. Die ETFs fielen im Gleichklang mit den Indizes - nicht deutlicher, aber auch nicht weniger deutlich.
Anleger, die in Einzelaktien investiert sind, hatten in den vergangenen Wochen aber eine deutlich höhere Volatilität auszuhalten, denn Einzelwerte unterliegen weitaus größeren Kursbewegungen als etwa Indexfonds. Während einige Anteilsscheine dem Markt getrotzt und weniger verloren haben als der breite Markt und es sogar eine Handvoll Gewinner gab, ging es für viele andere Anteilsscheine noch deutlich tiefer als für die Börsenbarometer DAX, Dow Jones, S&P 500 & Co.
Wer sein Portfolio selbst gut diversifiziert hat, konnte so große Verluste bei Einzelaktien durch weniger starke Einbrüche bei anderen Anteilsscheine ausgleichen - vorausgesetzt, sein Depot war bereits im Vorfeld breit genug aufgestellt. Unter Umständen lief es für Einzelwertanleger sogar besser als für den breiten Gesamtmarkt, um Verluste kam im Marktumfeld der vergangenen Wochen aber wohl kaum ein Anleger herum.
Kostenstruktur spricht für ETFs
Die Diversifikation, die Indexfonds bieten, sind von Anlegern mit Einzelaktien im Depot schwer nachzustellen, wie Experten betonen: "Wenn Sie einzelne Aktien auswählen, müssen Sie dies einzeln tun - und möglicherweise 20, 30 oder 50 Aktien kaufen. Sie müssen viel mehr arbeiten und die erforderliche Sorgfalt walten lassen", zitiert Yahoo Finance Arielle O’Shea, Investmentexpertin NerdWallet. Und auch Tony Ogorek, Präsident und Gründer von Ogorek Wealth Management, glaubt, dass ETF-Anleger mit deutlich geringerem Aufwand investieren: "Anstatt zu versuchen, herauszufinden, welche Unternehmen die Gewinner sein werden, kaufen Sie einfach den Index". Man umgeht also das Unternehmensrisiko und streut seine Anlagen.
Neben der starken Diversifizierung, die Anleger in Einzelaktien nur durch sorgfältige Recherche, regelmäßige Depotanpassungen und viel Zeit nachbilden können, spricht auch die Kostenstruktur für ein Investment in Indexfonds. Die Gebühren bei ETFs liegen verhältnismäßig niedrig, Anleger haben schlussendlich also mehr Geld für ihre Investition zur Verfügung. Beim Kauf von Einzelaktien wird jedoch häufig eine Ordergebühr fällig - für jeden Trade.
Darüber hinaus eliminieren Investments in Indexfonds noch ein weiteres Problem, das Aktienanleger häufig haben: Den, sich von einer Aktie nicht trennen zu können - etwa, weil man an einen Turnaround glaubt oder bereits zu hohe Verluste eingefahren hat. Indexfonds, die einen Index komplett abbilden, haben dieses Problem nicht - fliegt eine Aktie aus dem Index, fliegt sie auch aus dem ETF. Das gilt auch umgekehrt: Aktien, die Anleger aus verschiedensten Gründen nicht ins Depot legen würden, sind Teil des Index. Das Risiko, emotionale Anlageentscheidungen zu treffen, wird damit minimiert.
Markt kann nicht übertroffen werden
Die Chance, mit dem eigenen Investment besser zu fahren als der Markt, haben Anleger von Indexfonds unterdessen nicht. Selbst in starken Börsenzeiten werden ETF-Anleger nicht besser performen als der zugrundeliegende Index. In schwachen Börsenzeiten werden sie allerdings auch nicht schlechter abschneiden als der breite Markt.
Die Chance, den Markt zu schlagen, haben hingegen nur Anleger, die in einzelne Anteilsscheine investieren. Besonders dann, wenn sie Unternehmen mit einem Alleinstellungsmerkmal im Depot haben, die künftig abgehen könnte. Techwerteanleger mit Einzelaktien, die in den vergangenen Jahren in die FAANG-Gruppe investiert haben, dürften in Summe besser gefahren sein, als der Markt.
Wer also Zeit und Mühe in die Recherche steckt und zudem vor den Tradingkosten nicht zurückschreckt, für den kann ein Investment in Einzelaktien durchaus lohnenswert sein. Zu beachten ist dabei aber auch, dass zeitgleich das Anlagerisiko steigt.
Wer unterdessen die ETF-Strategie wählt, begrenzt sein Risiko und seine Kosten - aber auch seine Chance, besser zu performen als der breite Markt. Vor Verlusten ist man mit keiner Anlagestrategie gefeit, wie die jüngsten Marktentwicklungen gezeigt haben.
Redaktion finanzen.net
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