Ist der Euro noch zu retten?
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Obwohl die Kreditvergabe der Banken im europäischen Währungsraum im Oktober etwas in Schwung gekommen ist (an Unternehmen plus 0,6 Prozent, an Haushalte plus 1,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr), kam die Ausweitung der expansiven Geldpolitik von Seiten der Europäischen Zentralbank für die Ökonomen am 3. Dezember erwartet...
Von Dr. Thomas Heidel, Leitung Research FIDAL AG
...um die Kreditvergabe und die Inflationsrate anzukurbeln. Die Teuerungsrate betrug im Oktober nur 0,1 Prozent und ist damit meilenweit von der EZB-Zielmarke von knapp zwei Prozent entfernt.
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Plus500: Beachten Sie bitte die Hinweise5 zu dieser Werbung.Die Divergenz der geldpolitischen Ausrichtung der Europäischen Notenbank (verstärkt expansiv, weitere Zinssenkungen) und der US-Notenbank (leicht restriktiv, Zinserhöhungen) wird zunehmen. Damit wird das Zinsdifferential zwischen den USA und der Eurozone größer. Durch verstärkte Anleihenkäufe der EZB würde das Angebot an Euro steigen; durch noch niedrigere Eurozinsen würde die Attraktivität des Euros fallen. Beides drückt den Preis des Euros.
Das Angebot an Euros steigt. Nach dem eng gefassten Geldmengenbegriff M1 (Bargeld plus Sichteinlagen) wuchs die Geldmenge im Euroraum im Oktober um knapp 12 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die erweiterte Geldmenge M3 stieg um 5,3 Prozent auf Jahresbasis. Der Euro hat in den letzten sechs Wochen schon einiges dieser erwarteten Entwicklung eingepreist, der Eurokurs fiel von 1,15 auf jetzt noch 1,06 US-Dollar. Vor einem Jahr lag der Kurs sogar bei 1,25. Für manche Devisenmarktexperten ist die sogenannte Euro/Dollar-Parität nur noch eine Frage der Zeit. Goldman Sachs rechnet mit einem Fall des Euros unter die Parität vor dem Jahresende.
Ein Blick auf die Grafik zeigt, dass gerade in den letzten Wochen die Spekulanten an den US-Devisenterminbörsen ihre Nettopositionen gegen den Euro auf 22 Mrd. US-Dollar mehr als verdoppelt haben.
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Für Ende 2017 erwarten die Ökonomen von Goldman Sachs sogar einen Kurssturz des Euros gegenüber dem Dollar auf nur noch 80 Cents. Ihr Negativ-Szenario beruht darauf, dass sie das Wirtschaftswachstum der Eurozone in den nächsten Jahren unter zwei Prozent einschätzen, während sie für die USA bis 2018 mit einem Wachstum der Wirtschaftsleistung über zwei Prozent rechnen. Die Wachstumsunterschiede zwischen der Eurozone und den USA dürften auf Dauer zu unterschiedlichen Geldpolitiken der beiden Wirtschaftsmächte führen.
Es gibt jedoch auch Argumente, die gegen einen weiteren Kurssturz des Euros sprechen. Die Spekulation gegen den Euro ist momentan die meist empfohlene Strategie und der Euro ist daher überverkauft. Das aktuell sehr negative Sentiment des Marktes ist markttechnisch kurzfristig ein positiver Punkt für den Euro.
Es gibt sogar Stimmen, die auf eine Erstarkung des Euros setzen. Der Chef-Analyst der Bremer Landesbank, Folker Hellmeyer, glaubt wegen der aussichtsreichen konjunkturellen Entwicklung in der Eurozone an einen Anstieg des Euro-Dollar-Verhältnisses im Frühjahr 2016 bis auf 1,15. Möglicherweise kommt die europäische Wirtschaft in den nächsten Monaten durch eine zusätzliche Geldspritze der EZB schneller in Schwung, wodurch der Euro an Wert zulegen würde. Da ein Wechselkurs immer ein zweiseitiges Verhältnis ausdrückt, wäre dem Euro auch geholfen, wenn die US-Wirtschaft im gleichen Zeitraum etwas schwächeln würde.
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