Goldman Sachs schießt gegen Bitcoin und Co.: Angeblich keine Kundennachfrage nach Kryptos
Der Bitcoin zeigt sich in diesem Jahr bislang stark und konnte sogar ein neues Allzeithoch erreichen. Doch während sich einige große Finanzakteure inzwischen für Kryptowährungen geöffnet und beispielsweise Bitcoin-Spot-ETFs auf den Markt gebracht haben, bleibt die US-Investmentbank Goldman-Sachs bekennender Krypto-Skeptiker. Bitcoin und Co. seien keine Anlageklasse, teilte eine bekannte GS-Bankerin jüngst gegen den Kryptosektor aus.
Werte in diesem Artikel
• Einflussreiche GS-Bankerin weiterhin skeptisch gegenüber Kryptowährungen
• Kryptos angeblich wertlos und besitzen keinen Status als Anlageklasse
• Goldman Sachs-Kunden fragen offenbar nicht nach Krypto-Investitionen
Sharmin Mossavar-Rahmani ist seit 23 Jahren CIO der Vermögensverwaltungsabteilung von Goldman Sachs und gilt als ausgesprochene Krypto-Kritikerin. In einem Interview mit dem "Wall Street Journal" hat sie ihre Skepsis gegenüber Bitcoin und Co. kürzlich erneut bekräftigt. Trotz der Auflegung von Bitcoin-Spot-ETFs durch Konkurrenten wie BlackRock oder Fidelity und der jüngsten Rally am Kryptomarkt, die den Bitcoin auf ein neues Allzeithoch jenseits der 70.000-US-Dollar-Marke trieb, zeigte sie sich weiterhin überzeugt davon, dass Kryptowährungen keine Anlageklasse seien und keinen wirklichen Wert besitzen würden.
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Kryptosektor ist "heuchlerisch": Goldman Sachs mit heftiger Kritik an Bitcoin und Co.
Bereits im Juni 2021 hatte Mossavar-Rahmani gemeinsam mit Kollegen der Investmentbank Goldman Sachs eine ausführliche Krypto-Kritik veröffentlicht. Darin hatte sie laut dem "Wall Street Journal" argumentiert, dass Bitcoin zu volatil sei, um als zuverlässiges Tauschmittel zu dienen, und dass es unwahrscheinlich sei, dass es in großem Umfang eingesetzt werde. Obwohl sich seitdem viel auf dem Kryptowährungsmarkt getan hat, zeigte sich die Bankerin in einem Anfang April veröffentlichten Interview mit der Nachrichtenseite gegenüber dem Bitcoin weiterhin so skeptisch eingestellt wie eh und je: "Wir glauben nicht an Krypto", so Mossavar-Rahmani. "Wir glauben nicht, dass es sich um eine Anlageklasse handelt".
Trotz der jüngsten Kryptorally und der damit verbundenen Wertzuwächse bei Bitcoin, Ether und Co. hält die Bankerin von Goldman Sachs weiterhin an der Überzeugung fest, dass Kryptowährungen eigentlich wertlos seien. Bitcoin schaffe "absolut keinen Wert in irgendeiner Form", kritisierte Mossavar-Rahmani gegenüber dem "WSJ". "Menschen, die [Kryptowährungen] kaufen, müssen sich auf die Bereitschaft einer anderen Person verlassen, sie zu einem höheren Preis zu kaufen. Das erinnert an vergangene Manien wie das Tulpenfieber in den 1600ern", sagte Mossavar-Rahmani. Sie argumentierte dabei auch, dass es nach finanzwissenschaftlichen Methoden nahezu unmöglich sei, Kryptowährungen genau zu bewerten, da sie keine Erträge, keinen Cashflow und keine Dividenden generieren. "Wenn Sie keinen Wert zuweisen können, wie können Sie dann bullish oder bearish sein?" sagte sie im Interview mit dem "WSJ".
Die CIO der GS-Vermögensverwaltungsabteilung gestand zwar ein, dass die genannten Kritikpunkte auch auf Gold zutreffen würden, allerdings habe das gelbe Edelmetall in der Vergangenheit seine Beliebtheit als Investition und für Schmuck bewiesen. Ein Argument für Kryptowährungen ergebe sich daraus jedoch noch lange nicht. "Zumindest kann man physisches Gold festhalten und lagern; mit Krypto kann man das nicht tun", sagt sie - und außerdem würde man in der Vermögensverwaltung von Goldman Sachs die Kunden ohnehin auch nicht dazu ermutigen, Gold zu besitzen. Damit dürften den Klienten von Sharmin Mossavar-Rahmani in den letzten Monaten also gleich zwei Rekord-Rallys entgangen sein.
Doch damit nicht genug der Kritik vonseiten Mossavar-Rahmanis. Gegenüber dem "Wall Street Journal" nannte sie die Krypto-Industrie zudem "heuchlerisch", da sie behaupten würde, das Finanzwesen zu demokratisieren, während letztlich nur wenige Leute die Kontrolle hätten und die wichtigsten Entscheidungen treffen würden. "Rechtsstaatlichkeit und Systeme der gegenseitigen Kontrolle sind wichtig", verteidigte sie das bestehende Währungssystem, das bei Krypto-Befürwortern häufig als ungerecht, instabil und überholt gilt.
Verhalten der Goldman Sachs-Kunden bei Kryptowährungen wirft Fragen auf
Das Verhalten der Kunden von Goldman Sachs wird dabei offenbar von der negativen Haltung des Finanzinstituts gegenüber Kryptowährungen beeinflusst. So betonte Mossavar-Rahmani im WSJ-Interview, dass ihre Kunden über die Einstellung ihres Teams zu Bitcoin und Co. Bescheid wüssten und nicht darum bitten würden, in den Kryptomarkt einzusteigen. Ob diese fehlende Nachfrage der GS-Kunden jedoch tatsächlich darauf beruht, dass die Kunden selbst diese Einschätzung teilen und nichts mit Kryptowährungen zu tun haben wollen, oder ob sie nur nicht nachfragen, weil sie wissen, dass sie in diesem Bereich bei der Investmentbank nicht weiterkommen und stattdessen entsprechende Investitionen bei der Konkurrenz verwalten lassen, bleibt dabei offen.
Andere große Player wie die US-Investmentgesellschaft BlackRock können sich jedenfalls offenbar nicht über eine fehlende Kundennachfrage nach Kryptowährungen beschweren. So erläuterte Robert Mitchnick, der bei BlackRock die Abteilung für digitale Assets leitet, kürzlich gegenüber "Yahoo Finance", wie sich die Investmentgesellschaft über die Jahre hinweg langsam für Bitcoin und Co. geöffnet habe - auch aufgrund der zunehmenden Kundennachfrage. "Da sich diese Anlageklasse über mehrere Jahre hinweg aus Infrastrukturperspektive, aus regulatorischer Sicht, mit Blick auf das Kundeninteresse [...] weiterentwickelt hat, konnte man sehen, wie sich damit auch unsere Strategie weiterentwickelt und uns an den Punkt gebracht hat, an dem wir heute sind". Und das sei, dass sich Investoren beim Zugang zu Bitcoin eindeutig für den iShares Bitcoin Trust (IBIT), BlackRocks Bitcoin-Spot-ETF, entscheiden würden, so Mitchnick. Womöglich sind ein paar dieser Investoren ja auch Goldman Sachs-Kunden.
Diese digitalen Vermögenswerte könnten laut Goldman Sachs eine Zukunft haben
Doch Sharmin Mossavar-Rahmani von Goldman Sachs ist digitalen Vermögenswerten gegenüber trotz aller Kritik nicht nur negativ eingestellt. So sagte sie gegenüber dem "Wall Street Journal", dass sie und ihre Kollegen in der Umwandlung von Vermögenswerten wie Immobilien in digitale Token durchaus einige Vorteile sehen würden. Auch digitale Zentralbankwährungen könnten laut Mossavar-Rahmani letztlich nützlich sein - anders als Bitcoin, Ethereum und Co.
Redaktion finanzen.net
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