Geldanlage-Report Armin Brack

Wie weit fällt der Euro noch?

20.05.10 11:36 Uhr

Wie weit fällt der Euro noch? | finanzen.net

Lieber Geldanleger, schaut man sich die Kursentwicklung des Euro gegenüber dem US-Dollar in den letzten Wochen an, könnte man meinen, die europäische Gemeinschaftswährung stünde vor dem Zerfall.

Dabei ist diese Angst seit Verabschiedung des 750-Milliarden-Hilfspakets für Griechenland vom Tisch.

Lesen Sie, warum der Fall des Euros bald beendet sein dürfte:

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Angesichts der Hysterie um Griechenland und anderer südeuropäischer Länder wird vielerorts bereits das Ende des Euros prognostiziert. Die dramatische Verschuldung der PIGS-Staaten könne die Gemeinschaftswährung nicht mehr lange verkraften, heißt es nicht nur an den Stammtischen, sondern auch von prominenter Seite.

Rohstoff-Guru Jim Rogers beispielsweise spricht davon, dass das Rettungspaket ein weiterer "Nagel im Sarg des Euro" sei. Deutsche Bank-Chef Josef Ackermann fürchtet eine "Art von Kernschmelze", wenn Griechenland scheitern sollte und bezweifelt, ob die Hellenen die gewährten Kredite jemals zurückzahlen werden. Dass dies nur ein Worst-Case-Szenario ist, geht im Trubel unter.

Speziell die Aussage von Rogers muss man im Zusammenhang mit seinem Misstrauen gegenüber Papierwährungen im Allgemeinen sehen, was ja auch seine Berechtigung hat. Den Euro aber nun im Vergleich zum US-Dollar, zum britischen Pfund oder gar zu südamerikanischen Währungen als Weichwährung abzustempeln, entbehrt jeglicher Grundlage.

*Eurozone als Vorbild

Einer der wenigen Finanzstrategen, die Fakten statt Polemik liefern, ist Folker Hellmeyer von der Bremer Landesbank.

In einem hörenswerten Interview mit dem Deutschen Anlegerfernsehen spricht er Klartext:
"Die Eurozone ist weltweit die einzige Region, die aggressiv gegen Defizite vorgeht, insbesondere in der südeuropäischen Zone. Was die prozentuale Zunahme des Haushaltsdefizits betrifft, war die Eurozone mit einem Zuwachs von "nur" 6,3 Prozent im letzten Jahr deutlich "stabiler" als Japan (+9 Prozent), die USA (+12 Prozent) und Großbritannien (+13 Prozent).

Seine Schlussfolgerung: "Die Eurozone war Musterschüler vor der Krise und ist nun bei der Adressierung des Schuldenproblems wieder ein Musterschüler."

Ob der Kursverfall des Euro und des Aktienmarktes tatsächlich vor allem auf massive Short-Attacken aus London und New York zurückzuführen ist, darüber lässt sich streiten.

Common Sense ist dagegen, dass der "Bailout" Griechenlands eine Notwendigkeit war, um mögliche Dominoeffekte zu verhindern. Hätte man Griechenland die Hilfe versagt, wären Portugal, Spanien und vielleicht auch Italien mit in den Abwärtsstrudel gerissen worden. Das Risiko einer Entgleisung der Weltwirtschaft wäre dann massiv gestiegen - und die Kosten durch Steuerausfälle letztendlich weit höher gewesen.

Zudem verweist Hellmeyer auf die Interventionen bei der Lehman-Krise. Dort habe das globale Interventionsvolumen bei (kaum vorstellbaren) 33.500 Milliarden Euro gelegen.

Apropos Finanzkrise: Diese sei keineswegs ad acta zu legen, so Hellmeyer weiter. Bis jetzt würden immer noch rund 50 Prozent der zur Verfügung gestellten Gesamtinterventionen in Anspruch genommen. Das Hilfspaket müsse also auch im Zusammenhang mit der schwelenden Finanzkrise gesehen werden.

Ein sich selbst tragendes Wachstum der Wirtschaft habe in einer solchen Situation oberste Priorität. Erst dann könnten Exit-Strategien überlegt werden.

*Warum fällt der Euro jetzt trotzdem weiter?

Offen bleibt allerdings die Frage, warum der Euro im Anschluss an seinen schnellen Anstieg von 1,25 bis auf knapp 1,31 US-Dollar am Montag sofort wieder in den Sinkflug übergegangen ist? Am späten Freitagnachmittag notierte er sogar unter 1,24 US-Dollar und damit tiefer als vor den Hilfsmaßnahmen - allen Ankündigungen weiterer Sparmaßnahmen von Spanien und Portugal zum Trotz.

Der Antwortversuch der Analysten von Cognitrend ist bemerkenswert:

Die harten Sparmaßnahmen in der Eurozone belasteten das Wirtschaftswachstum über Jahre hinweg. Sogar Deutschland beschließe ja Einsparmaßnahmen und verzichte auf Steuersenkungen. Entsprechend würden langfristige Marktteilnehmer ihr Euro-Engagement reduzieren.

Der Sparwille in der EU wird demnach vom Markt bestraft. Belohnt wird stattdessen Wachstum auf Pump. Je mehr Schulden, desto besser? Wohl kaum: Die Quittung der massiven Geldmengenausweitung dürfte irgendwann eine mindestens ebenso massive Inflation sein, was aber momentan niemanden zu interessieren scheint.

Bleibt nur zu hoffen, dass der Markt bald zur Vernunft kommt.

Aus charttechnischer Sicht besteht Hoffnung: Das Vier-Jahres-Tief des Euro liegt bei 1,2337 US-Dollar. Eine wichtige charttechnische Unterstützung ist also in Sicht. Gut möglich, dass in diesem Bereich das Tief markiert wird. Hält diese Marke allerdings nicht, droht ein weiterer Absturz bis in den Bereich 1,16 US-Dollar.

MEIN FAZIT:

- Der Euro könnte im Bereich 1,23 US-Dollar seinen Boden finden.
- Fundamental scheint die Abstrafung deutlich überzogen. Die Eurozone steht finanziell deutlich besser da als die USA, Japan oder Großbritannien.

Armin Brack ist Chefredakteur des Geldanlage-Reports. Gratis anmelden unter: www.geldanlage-report.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.