Großes Comeback: Der Euro glänzt wieder!
Der EZB gelingt es nicht, die Aufwertung der Gemeinschaftswährung zu dämpfen. Sie gilt als unterbewertet - und könnte sogar noch weiter zulegen.
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von Astrid Zehbe, Euro am Sonntag
Mario Draghi ist ein Mann, der seine Worte mit Bedacht wählt. Er weiß, dass das, was er in seiner Funktion als Chef der Europäischen Zentralbank (EZB) von sich gibt, an den Märkten genau analysiert wird und schlimmstenfalls zu einem Donnerwetter führen kann. Als der Italiener am vergangenen Donnerstag nach der ersten Ratssitzung der EZB in diesem Jahr vor die Presse trat, las er darum auch stur vor, was bereits zuvor in einer Pressemitteilung verbreitet worden war.
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Plus500: Beachten Sie bitte die Hinweise5 zu dieser Werbung.Der Leitzins bleibt bei null Prozent, das monatliche Anleihekaufprogramm wird unverändert bis mindestens September 2018 fortgesetzt. Dass Draghi jegliche Äußerung vermied, die auf eine schnellere Normalisierung der europäischen Geldpolitik schließen lassen könnte, dürfte vor allem einen Grund haben: Die EZB wollte dem Euro den Wind aus den Segeln nehmen, um den jahrelang herbeigesehnten Konjunkturaufschwung in der Eurozone nicht zu gefährden.
Konjunktur brummt
Die Gemeinschaftswährung hat in den vergangenen zwölf Monaten rund 17 Prozent gegenüber dem Dollar aufgewertet. Spekulationen, die EZB könnte eine schnellere Straffung ihrer Geldpolitik in Aussicht stellen, hatten die Währung vor der Sitzung der Notenbanker über die Marke von 1,24 Dollar gehievt, auf den höchsten Stand seit Dezember 2014. Trotz der Meldung über die Beibehaltung der ultralockeren Geldpolitik in der Eurozone behauptete sich die Gemeinschaftswährung auf diesem Niveau - und knackte zwischenzeitlich sogar die Marke von 1,25 Dollar. Diesmal war es Draghi nicht gelungen, den Euro schwachzureden.
Zu gut sind wohl die Nachrichten, die derzeit auf Investoren einprasseln. Anfang des Jahres korrigierte die Weltbank ihre Wachstumsprognosen für die Eurozone um 0,6 Prozentpunkte auf 2,1 Prozent nach oben. Indikatoren für die Stimmung bei Verbrauchern und Produzenten befinden sich auf den höchsten Niveaus seit mehreren Jahren, und die Arbeitslosigkeit lag zuletzt mit 8,7 Prozent erstmals wieder unter dem Vorkrisendurchschnitt.
Die europäische Wirtschaft profitiert von der gut laufenden Weltkonjunktur - allen voran die deutsche Exportindustrie, die dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag zufolge auf ein Ausfuhrplus von sechs Prozent im laufenden Jahr hoffen kann. Kurzum: "Die konjunkturelle Situation ist hervorragend", sagt Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. Selbst der starke Euro werde nicht zum Stimmungskiller.
Inflation schwächelt
Dass die EZB den Spielraum, den sie dank des guten konjunkturellen Umfelds eigentlich hätte, nicht für Straffungsmaßnahmen nutzt, dürfte zwei Gründe haben. Noch entwickeln sich weder Arbeitsmarkt noch Inflation zur vollständigen Zufriedenheit der Währungshüter. Zwar sinkt die Zahl der Menschen ohne Job, allerdings je nach Region unterschiedlich schnell, wobei vor allem bei der Jugendarbeitslosigkeit noch zu wenig passiert.
Infolgedessen bleibt das Lohnwachstum in vielen europäischen Ländern zu gering. Dies sorgt wiederum dafür, dass auch die Inflation zu wenig anzieht. Die Preise steigen zwar, im Dezember 2017 legten sie um 1,4 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat zu. Von ihrer Zielmarke bei zwei Prozent sind die Notenbanker allerdings noch deutlich entfernt.
"Der heimische Preisdruck bleibt gedämpft und zeigt bislang noch keine überzeugenden Signale für einen anhaltenden Aufwärtstrend", sagte Mario Draghi am Donnerstag. Das mache weiterhin eine expansive Geldpolitik erforderlich.
Ein stärkerer Euro könnte einen weiteren Inflationsanstieg womöglich sogar abwürgen. Importe würden dann billiger, was das Inflationsziel der EZB konterkariert. Europäische Ausfuhren hingegen würden auf dem Weltmarkt teurer - mit der Folge, dass Exportunternehmen weniger absetzen.
US-Notenbank hilft
Schützenhilfe könnte ausgerechnet aus den USA kommen. Auch dort brummt die Wirtschaft. Um ein Überhitzen der Konjunktur zu verhindern, wird die US-Notenbank Fed möglicherweise mit weiteren Zinsschritten reagieren. Einige Analysten halten drei Erhöhungen in diesem Jahr für möglich, sie rechnen für Ende 2018 mit einem Leitzins von zwei Prozent.
Das würde die Zinsschere zwischen den USA und der Eurozone weiter öffnen (siehe Investor-Info). Dollar-Investments würden angesichts höherer Zinsen für Anleger attraktiver, was eine Aufwertung des Greenback nach sich ziehen könnte.
Ob das reicht, ist allerdings fraglich. Viele Ökonomen sehen in der aktuellen Eurostärke vor allem eine Dollarschwäche. Genährt von Maßnahmen wie den in dieser Woche erlassenen Strafzöllen auf bestimmte Importgüter oder die kurzzeitige Haushaltssperre in den Vereinigten Staaten.
Auch Äußerungen führender US-Politiker, die keinen Hehl daraus machen, dass ein leichterer Dollar im Hinblick auf den Außenhandel erstrebenswert sei, könnten den Greenback nachhaltig belasten.
Dennoch könnten Zinserhöhungen der Fed in den USA der EZB einen gewissen Spielraum geben, um selbst Straffungsschritte zu unternehmen - ohne eine zu schnelle Euro-Aufwertung zu riskieren.
Dass der Euro noch erhebliches Aufwertungspotenzial hat, zeigt auch der jüngste Big-Mac-Index, der mithilfe der Burger von McDonald’s die Kaufkraft von Währungen vergleicht. Demnach ist der Euro gegenüber dem Dollar nach wie vor unterbewertet - um fast neun Prozent.
Investor-Info
Geldpolitik
Die Fed schreitet voran
2014 haben die amerikanischen Notenbanker mit der schrittweisen Straffung ihrer Geldpolitik begonnen - erst mit einer Reduzierung ihrer milliardenschweren Anleihekäufe, ab Ende 2015 mit Zinserhöhungen. Die EZB hat erst angefangen, die Anleihekäufe zu reduzieren. Mit Zinserhöhungen wird in der Eurozone frühestens 2019 gerechnet.
ETFS 5x Short USD Long EUR
Auf Eurostärke setzen
Der Euro gilt unter Berücksichtigung der Kaufkraft gegenüber dem Dollar noch immer als unterbewertet. Eine weitere Aufwertung halten Analysten mittel- bis langfristig für wahrscheinlich, vor allem auch angesichts der protektionistischen Maßnahmen in den USA. Mutige Anleger können mit einer Exchange Traded Note (ETN) fünffach gehebelt auf einen zum Dollar stärkeren Euro setzen.
BB Entrepr. Europe Small
Vom Konsum profitieren
Sollte die europäische Gemeinschaftswährung weiter aufwerten, ist das vor allem für kleine und mittlere Unternehmen, in die der BB Entrepreneur Europe Small investiert, positiv. Einerseits sinken ihre Einkaufspreise beispielsweise für in Dollar notierende Rohstoffe, andererseits generieren viele Firmen einen Großteil ihrer Erlöse auf ihren Heimatmärkten, welche von der Kauflaune europäischer Konsumenten profitieren.
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