Ein Land in Nöten

Schicksalsjahr für Argentinien - Wie geht es weiter mit dem Argentinischen Peso?

15.04.19 19:09 Uhr

Schicksalsjahr für Argentinien - Wie geht es weiter mit dem Argentinischen Peso? | finanzen.net

Argentinien steckt nach wie vor in einer schweren Wirtschaftskrise. Mit wachsender Sorge beobachten Marktteilnehmer die steigenden Inflations- und Armutsraten in dem rezessionsgebeutelten Land und fragen sich: Wie geht es weiter mit der argentinischen Währung?

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Das Land Argentinien macht derzeit schwierige Zeiten durch. Eine schwere Wirtschaftskrise hat das Land fest im Griff, wachsende Inflation und steigende Armut in dem Land belasten die Menschen zusätzlich. Obwohl der Internationale Währungsfonds dem Land über 50 Milliarden US-Dollar Hilfen zugesagt und diese dem südamerikanischen Staat in Tranchen zur Verfügung stellt, kommt Argentinien auf keinen grünen Zweig, denn die makroökonomischen Diskrepanzen, die das Land von einer Krise in die nächste stürzen, sind über Jahrzehnte gewachsen. Aus diesem Grund verhilft die eiserne, vom IWF auferlegte Sparpolitik zunächst nur bedingt. Wahrscheinlich wird es Jahre dauern, bis die vergangenen Versäumnisse ausgeglichen werden können.

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Hintergrund

Wirtschafts- und Währungskrisen sind keine Neuheit in dem südamerikanischen Land. Die Ursache ist hier in einem jahrzehntelangen steten Wechsel von verschiedenen Marktideologien zu sehen. So wurden seit Ende des zweiten Weltkriegs immer wieder Regierungen mit sich widersprechenden Wirtschaftsvorstellungen gewählt. So wechselten sich Militär und Peronisten, eine Partei, in der sich viele verschiedenen Strömungen vereinen, in der Geschichte Argentiniens immer wieder an der Spitze ab. Mit dem Geschäftsmann Mauricio Macri wurde Ende 2015 zum ersten Mal ein konservativer Präsident an die Spitze des Landes gewählt. In dieser bewegten Regierungsgeschichte des südamerikanischen Staates ist auch die Ursache für das fehlende Vertrauen der Argentinier in ihre eigene Währung, den Argentinischen Peso, zu finden.

So erlebte Argentinien schon in der Vergangenheit mehrere Wirtschafts- und Währungskrisen. Am schlimmsten fiel eine Inflation in Höhe von über 3000 Prozent in den 80er Jahren aus. Aus diesem Grund ist es bei den Argentiniern gang und gäbe die eigenen argentinischen Pesos in US-Dollar umzutauschen oder das eigene Kapital gleich ganz im Ausland zu lagern. Des Weiteren führt Fiona Mackie von der Economist Intelligence Unit an, dass Argentinier generell sehr sensibel auf Veränderungen des ARS-Kurses reagieren würden: "In Argentinien sind die Menschen super-empfindlich, was jedwede Veränderung des Pesos angeht - mehr als jedes andere Land, soweit ich weiß. Sie sehen den Peso als sowas wie einen Indikator dafür, wie es der Wirtschaft geht, und auf diese Art ist dies politisch gesehen sehr wichtig", so Mackie in einem Telefoninterview mit CNBC.

Der massive Wertverlust des Argentinischen Pesos

So kam es, dass die Währung im vergangen Jahr ihren Wert mehr als halbierte. Während zu Jahresanfang 2018 ein US-Dollar noch 18,60 Argentinische Peso wert war, waren es zum Jahresende schon 37,60 ARS. Und auch in diesem Jahr setzt sich der Währungsverfall fort. So steht die Devise aktuell (Stand: Schlusskurs vom 10.04.2019) bei 42,995 Pesos für einen US-Dollar, demnach hat sich der Wert eines US-Dollars gegenüber dem Argentinischen Peso um 14,35 Prozent verteuert. Dies mache den ARS CNBC zufolge zur mit Abstand am schlechtesten abschneidenden Devise seit Jahresbeginn. Dennoch nimmt Mackie an, dass es nicht noch einmal zu einer derartigen Entwertung des Pesos kommt, wie im vergangenen Jahr. Allerdings bestände "ein Risiko einer erneuten Volatilität zu jedem beliebigen Zeitpunkt". Aus diesem Grund zeigen sich die argentinische Zentralbank, sowie die Regierung zunehmend besorgt, es könne eine weitere Währungskrise folgen, wie Carlos de Sousa von Oxford Economics gegenüber CNBC verlauten lässt.

Die entscheidende Präsidentschaftswahl im Oktober

Dieses Jahr steht in Argentinien im Oktober eine Präsidentschaftswahl an. Angesichts einer Inflationsrate von mehr als 50 Prozent und einem Anstieg der Armut auf 32 Prozent ist es allerdings mehr als fragwürdig, ob es der marktoffene Präsident Macri erneut schafft, die Mehrheit der Stimmen auf sich zu vereinen. Ihm gegenüber könnte die ehemalige Präsidentin und Peronistin Cristina Fernández stehen, die sich bis jetzt jedoch noch nicht offiziell als Präsidentschaftskandidatin zu erkennen gab. Präsident Macri hält sich bislang an die strengen Sparvorgaben des IWF. Unklar ist allerdings, ob sich auch seine eventuelle Nachfolgerin Fernández an die strikten Vorgaben halten wird, weshalb mit Sorge auf die Präsidentschaftswahl geschaut wird: "Wir halten es für wahrscheinlich, dass Argentinien mit einer Form des IWF-Hilfspakets auch nach der Wahl weitermachen wird. Wenn Cristina Fernández gewinnt, ist jedoch alles möglich", so Mackie.

Das Problem dabei bestehe de Sousa zufolge allerdings darin, dass es unmöglich sei, dass die Menschen in Argentinien bis zur Wahl am 27. Oktober über mehr Kaufkraft verfügen würden als bisher. Hierin liegt jedoch einer der Hauptgründe, dass die Argentinier mit ihrem derzeitigen Präsidenten derart unzufrieden sind, was eine erneute Wahl unwahrscheinlich macht. Sollte sich allerdings das Gefühl in der Bevölkerung verstärken, das Schlimmste bald hinter sich zu haben, könnte Macri die Wahl für sich entscheiden, meint de Sousa. Angesichts dieser Schwierigkeit sieht im Übrigen auch Star-Investor und Emerging Markets-Experte Mark Mobius davon ab, in Argentinien zu investieren. Der Ausgang der Wahl dürfte einen enormen Einfluss auf die wirtschaftliche Zukunft des Landes haben.

Redaktion finanzen.net

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