Dollar-Stärke

Darum fällt der Euro - Türkische Lira mit Rekordtief

26.10.20 17:49 Uhr

Darum fällt der Euro - Türkische Lira mit Rekordtief | finanzen.net
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Der Euro ist am Montag belastet durch die sich zuspitzende Corona-Lage unter Druck geraten.

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Am Nachmittag kostete die europäische Gemeinschaftswährung Euro 1,1816 US-Dollar. In der Nacht hatte er rund einen halben Cent mehr gekostet. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,1819 (Freitag: 1,1856) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8461 (0,8435) Euro.

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Die Verunsicherung an den Finanzmärkten bleibt angesichts hoher Corona-Neuinfektionen hoch. In wichtigen Ländern der Eurozone wie Italien und Spanien wurde das öffentliche Leben schon wieder heruntergefahren. Auch in Deutschland werden weitergehende Maßnahmen erwartet.

Die Zuspitzung der Corona-Lage schlägt sich auch schon in Konjunkturdaten wieder. So hat sich das Ifo-Geschäftklima im September überraschend deutlich eingetrübt. "Die heutige Veröffentlichung unterstreicht, dass die Zeit positiver konjunktureller Nachrichten erst einmal vorbei sein dürfte", kommentierte Uwe Burkert, Chefvolkswirt der Landesbank Baden-Württemberg. Der Rückgang sei wohl nur ein Vorgeschmack dafür, was noch bevorstehen könnte, falls der zuletzt explosionsartige Anstieg der Infektionszahlen nicht bald eingedämmt werden könne.

Zudem sind die Hoffnungen auf ein Corona-Hilfspaket in den USA zuletzt gesunken. Die Sprecherin des Repräsentantenhauses Nancy Pelosi und US-Finanzminister Steven Mnuchin brachen ihre Gespräche erst einmal ab und beschuldigten sich gegenseitig, im Nachhinein "die Verhandlungsregeln geändert zu haben". "Vor der US-Wahl wird es wohl nichts mehr", kommentierte Ulrich Leuchtmann, Devisenexperte von der Commerzbank. Weniger fiskalpolitische Unterstützung der Wirtschaft heiße aber auch weniger Inflation. Davon profitiere der Dollar.

Türkische Lira im Ausverkauf - Rekordtief nach Erdogan-Drohung

Am Montag erreichte die Lira nach Drohungen des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan an die Adresse Frankreichs im Handel mit dem US-Dollar und dem Euro jeweils Rekordtiefs. Erstmals mussten für einen Dollar mehr als acht Lira gezahlt werden. Seit mittlerweile neun Wochen befindet sich die türkische Währung zum Dollar auf Talfahrt. Dies ist die längste Phase mit Kursverlusten seit 1999. Experten warnen vor den Folgen des Wertverfalls.

Zum Wochenauftakt musste für einen Dollar zeitweise 8,08 Lira und für einen Euro 9,55 Lira gezahlt werden und damit jeweils so viel wie noch nie. Zuletzt hatte sich das Verhältnis der Türkei zu wichtigen Handelspartnern in der Europäischen Union (EU) zugespitzt, nachdem Erdogan seinen französischen Amtskollegen Emmanuel Macron scharf angegriffen hatte. Erdogan hatte Macron im Streit über Mohammed-Karikaturen Islamfeindlichkeit vorgeworfen und den französischen Präsidenten als Krankheitsfall bezeichnet, der sich untersuchen lassen müsse. Darüber hinaus hatte Erdogan einen Boykott französischer Waren ins Spiel gebracht.

Nachdem sich der Kurs der türkischen Währung am vergangenen Freitag zunächst stabilisieren konnte, hat sich die Talfahrt nun wieder beschleunigt. Seit Beginn des Jahres verlor die Lira im Handel mit dem Euro mehr als 40 Prozent an Wert und im Handel mit dem Dollar 35 Prozent.

Den jüngsten schweren Rückschlag erhielt die türkische Währung in der vergangenen Woche, als die Notenbank des Landes den Leitzins nicht wie allgemein erwartet erhöht hatte. Trotz einer hohen Inflationsrate von knapp zwölf Prozent hatte die Zentralbank den Leitzins unverändert bei 10,25 Prozent belassen und damit die Hoffnung auf einen Zinserhöhungszyklus im Kampf gegen die Inflationsentwicklung platzen lassen. In der Vergangenheit hatte sich Erdogan mehrfach gegen Zinserhöhungen ausgesprochen und damit die Unabhängigkeit der Notenbank in Frage gestellt.

Zusätzlich drohen Ankara US-Sanktionen wegen des russischen Raketenabwehrsystem S-400, das der Nato-Partner Türkei im vergangenen Sommer erworben hatte. Das US-Verteidigungsministerium hatte vergangene Woche einen Testeinsatz der Systems in der Türkei scharf verurteilt. Erdogan sagte am Sonntag, die USA sollten doch Sanktionen verhängen und warnte, sie wüssten nicht, mit wem sie es zu tun hätten.

Die US-Regierung befürchtet unter anderem, dass Russland über das empfindliche Radar des Waffensystems an Daten über die Fähigkeiten des US-Kampfjets F-35 gelangen könnte. Ankara war Partner beim Bau des Kampfjets und wollte zahlreiche Flugzeuge kaufen. Wegen des Rüstungsdeals mit Moskau haben die USA die Türkei aus dem F-35-Programm ausgeschlossen.

FRANKFURT (dpa-AFX)

Bildquellen: 123RF