Aussie und Kiwi unter Druck!?
Eine Zinssenkung war ja erwartet worden, aber nicht gleich um 50 Basispunkte.
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Die australische Notenbank hat am letzten Dienstag die große Keule ausgepackt und den Leitzins gleich von 4,25 auf 3,75 Prozent gesenkt. Doch damit nicht genug, die Reserve Bank of Australia (RBA) hat wenige Tage später auch ihre Prognosen für das Wachstum und die Entwicklung der Inflationsrate gesenkt. Das ließ nicht nur die Renditen für australische Staatsanleihen mit 10- und 15-jähriger Laufzeit auf ein neues Rekordtief fallen, sondern heizte auch die Spekulation über weitere Leitzinssenkungen an. An den Märkten wird derzeit eine Senkung auf 3,00 Prozent bis November eingepreist und selbst ein Leitzinssatz von 2,75 Prozent scheint möglich. Das wäre niedriger als das bisherige Rekordtief während der weltweiten Rezession Anfang 2009!
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Plus500: Beachten Sie bitte die Hinweise5 zu dieser Werbung.RBA will den Aufwertungsdruck stoppen
Wieso das? Geht es der australischen Wirtschaft so schlecht? Mitnichten. Die Konjunktur hat sich zwar außerhalb des wichtigen Minensektors, vor allem im Baugewerbe, etwas abgekühlt, aber das BIP dürfte auch 2012 mit circa 3 Prozent wachsen. Allerdings hat sich der Preisauftrieb verringert und vor allem das gibt der RBA den Spielraum für Zinssenkungen, mit denen sie sicher als Nebeneffekt auch den Aufwertungsdruck auf den Australischen Dollar verringern will. Allerdings hatte die australische Notenbank mit ihrer Geldpolitik in den letzten Jahren nicht immer ein glückliches Händchen, da musste so manche Fehlentscheidung wieder zurückgenommen werden. Ob es zu weiteren Zinssenkungen kommt, wird vor allem von der Weltkonjunktur abhängen. Wird die wieder stärker, dann ginge die RBA mit weiteren Zinssenkungen ein großes Risiko ein.
Der Abwertungswettlauf gewinnt an Tempo
Global gesehen ist die Zinssenkung in Australien Teil eines internationalen Abwertungswettlaufs, der sich in den letzten Monaten wieder intensiviert hat. Sie kennen das möglicherweise: Je kleiner der Kuchen, umso größer der Streit. Und was am heimischen Esstisch gilt, das gilt auch in der internationalen Wirtschaftspolitik. Solange die Weltkonjunktur einigermaßen lief, konnten Länder wie Australien, Neuseeland, Brasilien und andere eine Aufwertung ihrer Währungen verdauen, jetzt gilt das nicht mehr. Die Niedrigst-Zinsen in den USA, Europa und Japan lassen die Geldströme in Länder anschwellen, wo es noch Renditen zu verdienen gibt. Brasilien hat schon vor einiger Zeit, den Kapitalzustrom durch administrative Maßnahmen eingeschränkt und senkt den Leitzins massiv. Auch die Reserve Bank of New Zealand (RBNZ) macht keine Anstalten, den Leitzins wieder anzuheben, den sie nach dem schweren Erdbeben in Christchurch Anfang 2011 in einer Notmaßnahme auf ein Rekordtief von 2,50 Prozent gesenkt hatte. Und nun zieht Australien nach.
EUR/AUD: Widerstand bei 1,3000 AUD entscheidend
Derzeit befinden sich der Australische („Aussie“) und besonders der Neuseeländische Dollar („Kiwi“) auf dem Rückzug. NZD/USD ist unter die wichtige Unterstützung bei 0,8000 NZD gefallen und AUD/USD hat den Support bei 1,2020 USD gebrochen. Gegenwärtig hält der Abwertungsdruck noch an, doch das kann sich auch schnell wieder ändern, wenn die Angst vor einer Abkühlung der Weltkonjunktur wieder abnimmt. Bei EUR/AUD sollten Anleger den Widerstand bei 1,3000 AUD im Auge behalten. Hier wird der Wechselkurs voraussichtlich scheitern, was die Gelegenheit zu einer Short-Spekulation eröffnen würde. Bei EUR/NZD ist der Aufwärtsdruck dagegen stärker und kann den Wechselkurs bis auf 1,7200 NZD nach oben führen.
Dr. Detlef Rettinger ist Chef-Redakteur von Deutschlands einzigem reinen Devisen-Börsenbrief mit Musterdepot, dem Devisen-Trader. Der promovierte Volkswirt besitzt langjährige Erfahrung in der Analyse des Devisenmarktes und im Handel mit Derivaten. Weitere Infos: www.devisen-trader.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.