Devisen

Mit Krone und Kanada-Dollar vom Rohstoffboom profitieren

03.03.10 05:26 Uhr

Die Rohstoff-Preise steigen mit der Erholung der Weltwirtschaft. Davon profitieren Länder mit vielen Bodenschätzen – und deren Währungen. Welche Devisen jetzt interessant sind.

von Euro-Redakteur Matthias Fischer

Mancherorts liegt das Geld einfach in der Erde. In der kanadischen Provinz Alberta etwa wird aus Sand Öl gewonnen. Die Erlöse befeuern die Wachstumsraten des Landes. Im Windschatten zieht die Währung an. Zum einen sind die Zinsen wegen des vergleichsweise besseren Wachstums höher. Zum anderen lockt die florierende Konjunktur ausländisches Kapital an. Die Gleichung gilt für Kanada, aber auch Australien, Brasilien oder Norwegen. Sie hat jedoch eine große Unbekannte: den Preis der Rohstoffe auf den Weltmärkten.

Tatsächlich deutet sich hier – nach der furiosen Preisentwicklung 2009 – nun eine Eintrübung an. Chinas Zentralbank hat zuletzt zweimal die Zinsen für kurzfristige Schuldverschreibungen angehoben. Zudem wurden staatliche Banken angewiesen, ihre Kreditvergabe einzuschränken. So will Peking eine Überhitzung der Konjunktur vermeiden.

„Weil China entscheidend für die Nachfrage nach Rohstoffen ist“, glaubt Unicredit-Experte Jochen Hitzfeld, „wird die beginnende Liquiditätsverknappung den Anstieg der Preise dämpfen.“ Die Wirkung zeigt sich auch bei Währungen von Ländern, die stark auf Rohstoffe ausgerichtet sind. Sie haben zuletzt gegenüber dem Euro an Wert verloren.

Mittelfristig aber – und darüber herrscht fast schon Konsens unter Ökonomen – werden sich Rohstoffe verteuern. Beispiel Erdöl: Experte Hitzfeld rechnet für dieses Jahr mit einem durchschnittlichen Preis von 85 Dollar und für 2011 sogar von 105 Dollar pro Fass – aktuell kostet es etwa 73 Dollar. Die globale Nachfrage steige 2011 auf einen neuen Höchststand, gleichzeitig aber gehe die Förderung der nicht in der OPEC vertretenen Länder zurück.

Dieses Szenario hat das US-Energieministerium in einem Strategiebericht jüngst durchgespielt. „Die Macht der OPEC würde zunehmen und sie könnte einen wesentlich höheren Ölpreis anstreben“, sagt Hitzfeld. Kurzfristige Eintrübung, langfristig aber gute Perspektiven für „Erdöl-Währungen“.

Lesen Sie, welche Währungen besonders attraktiv sind

Besonders spannend ist die norwegische Krone. Die Skandinavier sind der fünftgrößte Ölexporteur weltweit, der Anteil von Öl und Gas liegt bei rund einem Viertel des gesamten Bruttoinlandsprodukts und steht für rund die Hälfte aller norwegischen Exporte. Das bringt das Königreich in eine ausgesprochen komfortable Position: In konjunkturell schwierigen Zeiten geht es in Oslo lediglich darum, wie viel Geld aus den Öl- und Gaseinnahmen dem Haushalt zugeführt werden kann, ohne die Inflation anzuheizen. Normalerweise fließen diese Erträge in einen Staatsfonds – als Rücklage für die Zeit, in der die Ölquellen versiegt sein werden. Mit derzeit über 400 Milliarden US-Dollar Volumen ist der Fonds nach dem von Abu Dhabi der zweitgrößte weltweit.

Im Jahr 2009 hatte Norwegen wegen der Finanzkrise den expansivsten Haushalt seit den 1980er-Jahren vorgelegt: Insgesamt 92 Milliarden Kronen (rund 11,5 Milliarden Euro) aus dem Ölvermögen pumpte das Land in die Wirtschaft, um Banken zu stützen und die Konjunktur anzukurbeln.

Mit Erfolg: Der Internationale Währungsfonds prognostiziert, dass die norwegische Wirtschaft in diesem Jahr um 1,3 Prozent wachsen wird. Zudem hat die Norges Bank als erste europäische Zentralbank nach der Finanzkrise den Leitzins im Dezember 2009 um 0,25 Prozentpunkte auf 1,75 Prozent angehoben. Damit liegt der Satz um 0,75 Prozentpunkte höher als in der Eurozone.

Und während etwa Griechenland oder Portugal als potenzielle europäische Pleitekandidaten gelten, ist Norwegen der Bonitäts-Musterknabe: Die offiziel­len Reserven des Landes betragen knapp 50 Milliarden Dollar – bei einem BIP von 450 Milliarden US-Dollar. Der Mix aus Rohstoff-Reichtum und Sicherheit hat auch die norwegische Krone angeschoben, die gegenüber dem Euro deutlich zulegen konnte. Und die Zentralbank will den Leitzins bis 2012 noch auf 4,25 Prozent anheben. Das würde den Zinsabstand zur Eurozone noch vergrößern und der Krone zusätzliche Attraktivität verleihen.

Für Anleger bietet sich das endlos laufende Zinszertifikat der Royal Bank of Scotland (RBS) an. Vorteil: Der Zins ist variabel, bei steigendem Zinsniveau klettert auch die Verzinsung, die aktuell bei 1,9 Prozent liegt. Anleihen mit festem Zinskupon reagieren dagegen meist mit Kursverlusten auf steigende Zinsen.

Aber Vorsicht: Die Sicherheit des Papiers hängt von der RBS-Bonität ab; aktuell bekommt das von der britischen Regierung gestützte Institut von Standard & Poor’s ein gutes „A+“. Nahezu risikofrei ist dagegen die Anleihe der Europäischen Investitionsbank mit dem Best-Rating „AAA“. Zwar kann bei steigen­den Zinsen der Kurs fallen, bei Fälligkeit im Mai 2017 aber wird das Papier auf alle Fälle zu hundert Prozent getilgt. Damit rentiert der Bond mit 4,3 Prozent pro Jahr.

Kauf-Gelegenheit

Riskanter als die norwegische Krone ist der kanadische Dollar, weil er stärker mit der allgemeinen Risikoneigung an den Märkten korreliert. Infolge schwächelnder Aktien- und Rohstoffmärkte Ende Januar hat auch der „Loonie“, wie die Kanadier ihre Währung nennen, an Wert verloren. „Der jüngste Kursrückgang ist eine echte Kauf-Gelegenheit“, sagt Aaron Fennell, Währungsexperte bei der Investmentgesellschaft Lind-Waldock in Toronto.

Kanada besitzt nicht nur riesige Ölreserven in Form von Ölsand. Hinzu kommen reiche Vorkommen an Edelmetallen, Kohle, Eisen und Uran. Zwar hat die Bank of Canada den Leitzins auf ihrer letzten Sitzung Mitte Januar bei 0,25 Prozent belassen und versichert, den Satz bis zum zweiten Quartal 2010 nicht anzutasten. Gleichzeitig aber rechnet die Zentralbank mit einem Wirtschaftswachstum von 2,9 Prozent in diesem Jahr und von 3,5 Prozent im Jahr 2011.

Dieser kräftige Anstieg wird die Bank of Canada, wenn sie Inflationsgefahren bannen will, über kurz oder lang zu höheren Zinsen zwingen. Das wird dem Loonie neue Kraft geben. Auch hier bietet die RBS ein Zinszertifikat an, das sich allerdings wegen des Micker-Zinses von 0,10 Prozent kaum lohnt. Da ist es besser, auf Anleihen auszuweichen – etwa den bis April 2012 laufenden Bond von Nordrhein-Westfalen mit einer Rendite von 2,50 Prozent.

Zinswende

Auch für die Rohstoff-Währungen Brasilianischer Real und Australischer Dollar gibt es sowohl ein Zinszertifikat als auch Anleihen. Die brasilianische Notenbank hat Ende Januar 2010 klargemacht, dass sie die makroökonomische Entwicklung derzeit sehr genau beobachtet. Das könnte bedeuten, dass sie bei zunehmendem Inflationsdruck schon bald die Zinsen anhebt.

Die australische Notenbank dagegen hat die Wende bereits eingeleitet und Ende Dezember den Leitzins auf 3,75 Prozent erhöht. In beiden Ländern geht die Notenbankpolitik also Richtung steigende Zinsen. Damit haben die Währungen Aufwärtspotenzial – falls China die Rohstoffe dieser Länder weiter in seinen Aufbau steckt.