Erster Bitcoin-Spot-ETF in Europa aufgelegt - Emittent verspricht nachhaltige Investition in Kryptowährung
Während in den USA noch immer Unsicherheit über einen Bitcoin-Spot-ETF herrscht, hat der Vermögensverwalter Jacobi Asset Management ein entsprechendes Finanzprodukt für den europäischen Markt lanciert.
Werte in diesem Artikel
• Erster europäischer Bitcoin-Spot-Fonds erhält ETF-Label
• "ESG-orientierte Lösung"
• Zusätzliche Märkte geplant
US-Börsenaufsicht blockiert Bitcoin-ETFs
In den USA herrscht derzeit große Unsicherheit bezüglich eines Bitcoin-ETFs auf Spot-Basis. Hat die US-Börsenaufsichtsbehörde Securities and Exchange Commission (SEC) bereits 2021 den ersten börsengehandelten Fonds, der die weltweit größte Kryptowährung auf Futures-Basis abbildet, zugelassen, tun sich die Regulierer mit einem Spot-Äquivalent schwer. Derzeit liegen "CNBC" zufolge neun entsprechende Anträge bei der SEC vor. Einer der Bewerber, der Vermögensverwalter Grayscale, konnte kürzlich einen Erfolg gegen die Behörde verbuchen. So kippte ein Berufungsgericht die Entscheidung der SEC, dass eine Umwandlung des Grayscale Bitcoin Trust (GBTC) in einen Spot-ETF nicht ausreichend vor Marktmanipulation schütze und erklärte, dass dann auch Future-ETFs nicht hätten genehmigt werden dürfen. Möglicherweise könnte die Behörde dem öffentlichen Druck nun nachgeben und die Anträge nacheinander abarbeiten.
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Erster Bitcoin-Spot-ETF in Europa nimmt Handel auf
Schneller ging es in diesem Punkt jedoch in Europa voran. Mit dem Jacobi FT Wilshire Bitcoin ETF nahm am 15. August 2023 der erste europäische Bitcoin-Spot-ETF den Handel auf. Börsengehandelte Schuldverschreibungen, auch als Exchange Traded Notes oder ETNs bekannt, die den Bitcoin auf Spot-Basis abbilden, sind "ETF.com" bereits seit 2018 in Europa zugelassen. Die Investmentgesellschaft Jacobi Asset Management, die ihren Sitz in London hat, legte nun aber das erste Spot-Bitcoin-Anlageprodukt auf, das den Zusatz ETF erhielt - wenn auch mit einem kleinen Trick. So wurde der Bitcoin-Fonds im selbstverwalteten Guernsey, das vor der französischen Küste liegt, emittiert. Die meisten europäischen ETFs werden dem Online-Portal zufolge jedoch in Irland oder Luxemburg gegründet. Der Jacobi FT Wilshire Bitcoin ETF wird unter dem Ticker "BCOIN" an der Euronext Amsterdam gehandelt.
Verzögerung durch "Krypto-Winter"
ETF.com zufolge beantragte Jacobi den ETF bereits 2021 und erhielt im Oktober desselben Jahres die Genehmigung durch die Guernsey Financial Services Commission (GFSC). Ursprünglich lanciert werden sollte der Fonds dann im Jahr 2022. Da der Bitcoin zu diesem Zeitpunkt aber mitten im "Krypto-Winter" steckte und der Markt für digitale Währungen deutlich unter Druck stand, verzögerte der Vermögensverwalter die geplante Einführung. Zwar ist die nach Marktkapitalisierung größte Kryptowährung mit seinem derzeitigen Stand von 25.886 US-Dollar immer noch deutlich von seinem Allzeithoch bei 69.045 US-Dollar aus dem November 2021 entfernt, seit Jahresbeginn ging es jedoch bereits um deutliche 56,17 Prozent aufwärts (Stand vom 04. September 2023). Damit schien der richtige Zeitpunkt für Jacobi Asset Management gekommen zu sein.
USA bei Bitcoin-ETF überholt
"Es ist aufregend zu sehen, dass Europa den USA bei der Öffnung von Bitcoin-Investitionen für institutionelle Anleger voraus ist, die einen sicheren Zugang zu den Vorteilen digitaler Vermögenswerte über vertraute und regulierte Strukturen wie unseren ETF wünschen", zeigte sich Jacobi-CEO Martin Bednall gemäß einer Pressemitteilung zufrieden über den Launch. "Im Gegensatz zu anderen Produkten auf dem europäischen Markt, bei denen es sich um Schuldtitel handelt, besitzt unser Fonds den zugrunde liegenden Vermögenswert direkt. Jacobi ist stolz darauf, von Tier1-Partnern unterstützt zu werden, die an der Spitze der Entwicklung des Marktes für digitale Vermögenswerte stehen, und gleichzeitig eine innovative, umweltfreundliche Lösung für europäische Anleger zu entwickeln."
Vorteile gegenüber ETNs
Die von Bednall genannten Schuldtitel, die bereits vor der Einführung des Jacobi FT Wilshire Bitcoin ETF in Europa verfügbar waren, bieten Anlegern zwar ebenfalls Zugang zum Spotmarkt für Bitcoin, weisen aber einen entscheidenden Unterschied zu ETFs auf, so ETF.com. Investoren, die in einen ETF investieren, halten dessen Anteile, während bei ETNs eine Schuldensicherheit gekauft wird. Darüber hinaus fehle bei ETNs die Überwachung durch regulierte Manager, die sich für den Anlegerschutz einsetzen, argumentiert Jacobi auf seinem Internetauftritt. Bei beiden Anlagearten handelt es sich jedoch um börsengehandelte Finanzprodukte.
Fokus auf Nachhaltigkeit
Darüber hinaus lobt Jacobi den ETF als eine "ESG-orientierte Lösung für digitale Vermögenswerte", die sich vor allem an Anleger richte, die hohen Wert auf Nachhaltigkeit legen. Dazu kooperiert die Investmentgesellschaft mit der Krypto-Plattform Zumo, die ein Zertifikatsprogramm für erneuerbare Energien bereitstellt, das für den Ausgleich von durch den Bitcoin entstandenen CO2-Emissionen sorgen soll. Mit dem Kauf von sogenannten Renewable Energy Certificates (RECs) werden Projekte zum Ausbau von erneuerbaren Energien unterstützt. "Die Dekarbonisierung von Kryptowährungen ist eine der dringlichsten Herausforderungen für den aufstrebenden Sektor der digitalen Vermögenswerte, und der Druck auf alle Unternehmen wächst, glaubwürdige Pläne zur Dekarbonisierung zu haben", betonte Kirsteen Harrison, Umweltmanagerin bei Zumo im Rahmen der Ankündigung. "Wir schaffen die Anlageprodukte von morgen - das ist ein großer Moment für die Branche."
Kritik an RECs
Der Nachhaltigkeitsaspekt von Jacobis Bitcoin-ETF stößt jedoch nicht überall auf Begeisterung, wie "Bloomberg" berichtet. So kritisierte Anders Bjørn von der Technical University of Denmark etwa, dass die RECs "entbündelt" seien. Laut der Agentur erklärte der Wissenschaftler, dass Jacobis Bemühungen nur dann glaubwürdig seien, "wenn Jacobi Asset Management nachweisen kann, dass durch den Kauf von RECs eine gleichwertige Menge erneuerbarer Energie erzeugt wird" - was er jedoch für unwahrscheinlich halte. Bednall selbst erklärte derweil, dass er sich der Kritik an dem Emissionsausgleich des ETFs durchaus bewusst sei, man sich aber bewusst für RECs entschieden habe, "da der größte Teil unseres CO2-Fußabdrucks auf den Stromverbrauch des Bitcoin-Netzwerks zurückzuführen ist".
Zukünftig will Jacobi Asset Management seinen ETF außerdem auch an andere Märkte bringen. Bloomberg zufolge führe Bednall Gespräche mit Handelspartnern in asiatischen und afrikanischen Ländern sowie dem Nahen Osten. In den USA sei der Fonds jedoch auch über Umwege nicht handelbar, so der Chef der Investmentgesellschaft gegenüber "CoinDesk TV". "Hat [der ETF] irgendeine Auswirkung in den USA? Nein", resümierte Bednall.
Redaktion finanzen.net
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