Russland will chinesische Miningfarmen anlocken: Kryptowährungen bald zu 25 Prozent in russischer Hand?
Zuletzt wurde der Bitcoin immer wieder für seine schlechte Umweltbilanz kritisiert, auch von Seiten der chinesischen Regierung. Das Land, in dem ein Großteil der Kryptowährungen geschürft wird, kündigte kürzlich an, gegen Miningfarmen vorgehen zu wollen. Davon könnte nun aber Russland profitieren.
Werte in diesem Artikel
• Bitcoin & Co. im Blick chinesischer Behörden
• Russland als attraktiver Miningstandort?
• Nachhaltige Energiequellen auf dem Vormarsch
Bitcoin wegen schlechter Klimabilanz in der Kritik
Das Thema Nachhaltigkeit ist aktuell in aller Munde - vor allem wenn es um Bereiche geht, in denen durchaus noch nachgebessert werden könnte. So wurde erst vor wenigen Monaten die Kritik am rechenintensiven Miningprozess der nach Marktkapitalisierung gewichtet beliebtesten Kryptowährung Bitcoin laut. Kurz nachdem der US-amerikanische Elektroautohersteller Tesla erklärte, nicht nur einen Milliardenbetrag in die Internet-Münze investiert zu haben, sondern seinen Kunden demnächst auch die Bezahlung der eigenen E-Autos mit dieser erlauben zu wollen, kam Widerstand von Seiten der chinesischen Regierung auf. So wolle das Land gegen das klimaschädliche Schürfen der Währung vorgehen - und nebenbei die Stabilität des Renminbi sichern. Auch Tesla-CEO Elon Musk, der den Bitcoin zuvor in den Himmel lobte, ruderte inzwischen zurück und ließ die Option, mit Bitcoin zu bezahlen, wieder aus dem Online-Shop entfernen.
Statt USA und Kanada: Russland will von China-Abwanderung profitieren
Chinesische Miningunternehmen haben es derzeit also schwer im Reich der Mitte. Abhilfe könnte nun aber ein Projekt aus Russland schaffen, das die Kryptobranche fördern soll. Der Russische Verband der Kryptoindustrie und Blockchain, der auch unter dem Kürzel RACIB auftritt, hat es sich zum Ziel gesetzt, die weltweiten Miningressourcen in den flächenmäßig größten Staat zu holen, wie aus einer Projektankündigung hervorgeht.
Der größte ausländische Kooperationspartner der Organisation sei derzeit ein Zusammenschluss verschiedener Miningfarmen aus China. Zusammen stemmen die Unternehmen 25 Prozent der weltweiten Hashrate, also der gesamten Rechenleistung beim Minen der wichtigsten Kryptowährungen - allen voran dem Bitcoin. Wenn diese ihre Rechenkapazitäten nach Russland verlagern, könne das Land einen starken Markanteil für sich gewinnen. Nach Angaben der Organisation betrage der Anteil Chinas am gesamten Schürfprozess derzeit 60 Prozent, aufgrund von Regularien und mangelnden Energiekapazitäten dürfte aber eine Abwanderung in andere Länder wie die USA und Kanada stattfinden, die mit niedrigen Stromkosten und kryptofreundlichen Bestimmungen locken. Mithilfe der Initiative will man die Abwanderung nach Nordamerika einschränken und selbst Miningfarmen nach Russland bringen.
"Vorteile und Attraktivität für große ausländische Investitionen"
Bereits in der Vergangenheit zeigte sich Russland kryptofreundlich. Auch zum Minen der Cyberdevisen eigne sich der Staat. Nach Angaben der Organisation könne das Land nicht nur mit einem zentralisierten Energiesystem punkten, wodurch neunzig Prozent der gesamten Elektrizität des Landes in großen Kraftwerken hergestellt werde, auch habe Russland einen hohen Stromüberschuss zu bieten. Vorteile für den Miningprozess von Kryptowährungen könnten auch die Wetterumstände bringen, so RACIB weiter. Demnach könnte das kalte Klima im Land die Kühlung von Rechenzentren unterstützen, sodass kein enormer Energiebedarf anfalle. Da in Russland ein hohes Maß an Professionalität der Fachkräfte vorliege, aber gleichzeitig viele Regionen nur dünn besiedelt seien, könnten laut des Verbands große Energie- und Infrastruktureinrichtungen entstehen. "All dies bietet zusätzliche Vorteile und Attraktivität für große ausländische Investitionen in den russischen Energiekomplex, bietet die besten Voraussetzungen für die Bildung von spezialisierten Clustern auf dem Territorium des Landes, die globale Kryptowährungsnetzwerke und die Infrastruktur der globalen digitalen Wirtschaft unterstützen", wird das Vorhaben in der Ankündigung ausgeführt.
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Russland legt bei grünen Energiequellen nach
Um dieses hochgesteckte Ziel zu erreichen, arbeite RACIB nicht nur mit staatlichen Unternehmen, sondern auch mit russischen Behörden zusammen, sodass sich einige Arbeitsgruppen gebildet haben. Eine dieser Projektgruppen habe sich etwa besonders auf den Nachhaltigkeitsaspekt konzentriert und will Miningunternehmen ermöglichen, erneuerbare Energiequellen zu nutzen. So machen Wasser- und Atomenergie in Russland derzeit noch 40 Prozent aller Stromquellen aus, man wolle sich nun aber auch vermehrt an grüne Energiequellen wie Windkraft heranwagen. So seien bereits in diesem Jahr in einigen Gebieten 1.158 Megawatt an Windkraftanlagen der neuen Generation gebaut worden. Besonders die Region Rostow sei auf diesem Gebiet vielversprechend, da sich dort aktuell Russlands größter Windpark mit einer Kapazität von 300 Megawatt befinde. Diese Strukturen will der Verband mit einbeziehen wenn es darum geht, geeignete Standorte für den Bau von Rechenzentren zu finden. Die Kapazität aller geplanten Miningfarmen soll dann mehr als zwei Gigawatt betragen.
Redaktion finanzen.net
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