Schwellenländeranleihen – hoher Zins, hohe Qualität ?
Im September ist die Inflationsrate in der Eurozone auf 2,7 Prozent gestiegen. Mit historisch niedrigen Renditen vermeintlich risikoloser Staatsanleihen ...
... westlicher Industriestaaten wie den USA, Deutschland oder Frankreich können reale Vermögensverluste schon lange nicht mehr ausgeglichen werden.
von Thomas Böckelmann, Geschäftsführer der veitsberg Gesellschaft für Vermögensbetreuung mbH
Im Gegenteil – die Unsicherheiten angesichts überbordender Staatsverschuldung in der westlichen Welt werfen Zweifel auf die alten sicheren Häfen der Geldanlage. Mittlerweile ist jedem Anleger klar – wer sein Vermögen nach Steuern und Inflation erhalten will braucht 4 Prozent Rendite. Ein derartiges Ziel setzt die Akzeptanz erhöhter Wertschwankungen wie bei Aktien oder Fremdwährungen voraus.
In der Folge erfreuen sich Anleihen aus Schwellenländern zunehmender Beliebtheit – versprechen diese höhere Zinsen und in vielen Fällen auch ein Aufwertungspotential der Währung. Zwischenzeitlich ist die Nachfrage der Anleger nach diesen Anleihen derart gestiegen, dass Länder wie z.B. Mexiko für eine 10-jährige Laufzeit weniger als Prozent Zinsen bieten müssen. Angesichts ihrer sehr guten Performance seit 2009 sind die Anleihen mittlerweile keine Selbstläufer mehr – eine differenzierte Betrachtung der sehr individuellen Länderrisiken ist erforderlich.
In der Theorie bestimmen die Rückzahlungsfähigkeit und die Rückzahlungswilligkeit eines Schuldners den Zinssatz, zu dem ein Gläubiger bereit ist, Geld zu verleihen. Internationale Ratingagenturen wie S&P, Moodys oder Fitch stellen in ihren Analysen seit 2005 eine Verlagerung der Schuldnerqualität fest. Länder wie Mexiko, Peru, China oder Indien gelten mittlerweile als risikoärmer als Irland, Portugal oder Spanien. Die Weltschuldenuhr zeigt für die großen Schwellenländer Verschuldungsraten zwischen 11 Prozent (Russland), 13 Prozent (China) und 59 Prozent (Brasilien) der Wirtschaftsleistung – hingegen liegen Frankreich (86 Prozent), Deutschland (97 Prozent) und die USA (106 Prozent) nahe an oder bereits jenseits der Verschuldungssätze, die Experten für tragbar erachten.
Auch wenn die Schwellenländer über einen vergleichsweise niedrigeren Kapitalstock an Volksvermögen verfügen, sind sie auch angesichts ihrer Wachstumsdynamik als Schuldner attraktiv. Ferner locken sie in vielen Fällen mit immer noch höheren Zinsen, da die Notenbanken bemüht sind, mit höheren Zinsen der dem Wachstum geschuldeten Inflation zu begegnen. Mit den ersten Wachstumsdellen sinken jedoch die Inflationssorgen und somit eröffnen mögliche Zinssenkungen Spielräume für weitere Kurssteigerungen bestehender Anleihen.
Wer in Schwellenländeranleihen (von Staaten wie Unternehmen) investieren möchte, sieht sich einer Vielzahl an Angeboten von Direktanlagen über aktiven bis zu passiven Fonds (ETFs) gegenüber. Dabei sind die Rentenmärkte in einzelnen Ländern sehr klein – selbst kleinere Kapitalbewegungen haben große Wirkung auf die Kursentwicklung. Da zunehmend internationale Marktakteure in diese Anleihen investieren drohen schnellere und größere Rückschläge, wenn Turbulenzen an den Märkten dazu führen, dass Gelder repatriiert werden.
In den meisten Schwellenländern werden die Anleihemärkte durch den US-Dollar dominiert – die größten Volumina werden in US-Dollar begeben und bei den Anlegern platziert. Seit einiger Zeit wächst aber auch das Segment von Anleihen in lokaler Währung angesichts der Nachfrage der Investoren. Schlussendlich sehen viele Investoren in den Schwellenländerwährungen ein Aufwertungspotential. Im Falle Chinas oder Russlands mögen langfristige Aspekte für eine Aufwertung sprechen – sicher ist die Annahme jedoch nicht.
Schwellenländer bieten durchschnittlich eine weniger als halb so hohe Verschuldung wie die Industriestaaten bei mindestens doppelt so hohen Wirtschaftswachstumsraten. Für uns sind Anleihen von Staaten niedriger Verschuldung und hohem Wachstumspotential ein wichtiger Bestandteil einer optimierten Vermögensstruktur. Dabei verteilen wir zu gleichen Teilen auf in US-Dollar und in Lokalwährung denominierte Papiere. In US-Dollar bedienen wir uns gerne eines ETFs auf den JP Morgan Index für Schwellenländeranleihen – in Lokalwährung bedienen wir uns einiger ausgewählter aktiv gemanagter Fonds, die auch in höher rentierliche Unternehmensanleihen investieren.
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