Value-Stars-Kolumne

Anleihen: Die große Angst vor der Zinskurve

10.09.18 18:17 Uhr

Anleihen: Die große Angst vor der Zinskurve | finanzen.net

Der Zinsanstieg am langen Ende, über den im Frühjahr am Markt viel diskutiert wurde, ist längst kein Thema mehr. Der Blick richtet sich auf die Zinsstrukturkurve.

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20.112,7 PKT 206,6 PKT 1,04%

142,6 PKT 1,1 PKT 0,77%

220,6 PKT 1,8 PKT 0,82%


Eine Kolumne von Holger Steffen. Der Anlageexperte ist Berater für den Value-Stars-Deutschland-Index, der seit Auflage im Dezember 2013 einen Kurszuwachs von 114,0% verzeichnet hat (Stand 30.06.18, 22.30 Uhr).

Wir hatten in der letzten Woche hier schon ausgeführt, dass die FED ihre Kommunikation geändert hat und den Blick stärker auf die Zinsstrukturkurve richtet, die zunehmend flacher wird. Die möglichen Implikationen aus der Entwicklung in diesem Jahr werden im Führungsgremium der Notenbank heiß diskutiert. Am Ende dürften die Tauben in der Geldpolitik die Oberhand behalten.

Zinsstrukturkurve wird flacher

Nach einem kräftigen Anstieg von Mitte 2016 bis Anfang 2018 stagnieren die Renditen von zehnjährigen US-Staatsanleihen seitdem auf hohem Niveau. Das Problem dabei ist, dass die kurzfristigen Marktzinsen angetrieben durch die Zinserhöhungen der FED weiter gestiegen sind. Aktuell notieren die Langläufer mit einer Rendite von ca. 2,9 %, zweijährige US-Staatsanleihen kommen aber schon auf 2,65 %. Zum Vergleich: Anfang 2017 betrug die Zinsdifferenz noch 1,25 %. Auch in Deutschland ist die Zinsstrukturkurve mit dem starken Rückgang der Umlaufrendite seit Februar wieder deutlich flacher geworden.

Das fatale Zinssignal

Doch warum macht eine flacher werden Zinsstrukturkurve die Anleger nervös? Das Problem ist, dass niedrige langfristige Zinsen - in Relation zu den kurzfristigen - üblicherweise andeuten, dass die wirtschaftliche Dynamik und damit der Inflationsdruck abnehmen. Zwar ist diese Interpretation aktuell unsicherer als in der Vergangenheit, da die Notenbanken mit umfangreichen Anleihekäufen massiv in den Markt eingegriffen haben und zum Teil noch eingreifen. Dennoch stellt eine inverse Zinsstruktur, bei der die Marktrenditen von Anleihen mit langer Laufzeit diejenigen von Kurzläufern unterschreiten, ein sehr signifikantes Warnsignal für einen Abschwung dar. Die letzten fünf Rezessionen in den USA wurden durch eine inverse Zinsstrukturkurve korrekt angekündigt, mit einem durchschnittlichen Vorlauf von ca. 18 Monaten.

Fazit zu Anleihen

Außerhalb der USA sorgen sich die Anleger ernsthaft um die konjunkturelle Entwicklung. Es ist eine Ironie, dass das vor allem mit der Zinsentwicklung der Vereinigten Staaten zusammenhängt. Die langfristigen Zinsen haben den Anstieg am kurzen Ende in diesem Jahr nicht mehr mitgemacht. Die Zinsstrukturkurve ist flacher geworden - kommt es zu einer inversen Struktur könnte das eine Rezession ankündigen. Diese Diagnose ist innerhalb des Führungsgremiums der FED nicht unumstritten. Trotzdem gehen wir davon aus, dass die Notenbank die Zinsen nicht weiter erhöhen wird, wenn eine inverse Struktur droht. Es könnte damit früher als gedacht eine Straffungspause in den USA geben. Das könnte den wackeligen Börsen außerhalb der Vereinigten Staaten zur Stabilisierung verhelfen.

Der Autor dieser Kolumne, Holger Steffen, ist Berater für den Value-Stars-Deutschland-Index

Über Holger Steffen

Holger Steffen vom Value-Stars-Deutschland-Index Holger Steffen ist einer der erfahren­sten Nebenwerte-Experten. Mit dem von ihm mitverant­worteten Muster­depot des Anlegerbriefs erzielte er seit Start im Jahr 1999 eine Rendite von 2.300 Prozent, das entspricht einer durch­schnittlichen Rendite von 18,3 Prozent pro Jahr (Stand: 30.06.2018).
Der gelernte Diplom-Kaufmann hat als wissen­schaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Finanzwirtschaft der RWTH Aachen gearbeitet. Seit mehr als 15 Jahren ist Steffen in der Finanzbranche aktiv, sein Schwerpunkt liegt in der Unternehmens- und Kapitalmarktanalyse. Der Analyst hat bereits zahlreiche Studien zu deutschen Nebenwerten verfasst und sich als Buchautor betätigt. Der Anlageexperte ist zudem Berater für den Value-Stars-Deutschland-Index, der seit Auflage im Dezember 2013 einen Kurszuwachs von 114,0% verzeichnet hat (Stand 30.06.18, 22.30 Uhr).

Hinweis zu möglichen Interessenkonflikten (§34b WpHG):

Der Autor hält über eine Gesellschaft Geschäftsanteile an der Anlegerbrief Research GmbH, die ein entgeltliches Beratungsmandat für den Value-Stars-Deutschland-Index hat. Darüber hinaus können hinsichtlich der in dieser Finanzanalyse genannten Aktien grundsätzlich folgende Interessen­konflikte vorliegen (zutreffendes gefettet):

  • Der Autor oder ein Mitautor halten direkt oder indirekt folgende in diesem Artikel analysierte Aktien: - (keine)
  • Der von der Anlegerbrief Research GmbH herausgegebene Börsenbrief "Der Anlegerbrief" hält folgende in diesem Artikel analysierte Aktien in seinen Modellportfolios: - (keine)
  • In einem Zertifikat auf den Value-Stars-Deutschland-Index (ISIN DE000LS8VSD9) sind folgende in diesem Artikel analysierte Aktien enthalten: - (keine)

Weitere Hinweise:

Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regress­ansprüche aus.
Die finanzen.net GmbH unterhält geschäftliche Verbindungen zur Anlegerbrief Research GmbH, dem Berater des Referenz­portfolios, und partizipiert an den Einnahmen aus der Verwaltungs­gebühr und der erfolgs­abhängigen Gebühr des Endlos-Zertifikats auf den Value-Stars-Deutschland-Index (WKN LS8VSD).

Bildquellen: VSI

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