Anleiherenditen auf Höhenflug: Das sind die Gründe
US-Staatsanleihen werden aktuell höher verzinst als seit Jahren. Insbesondere langfristige Schuldtitel gerieten zuletzt unter Druck, was die Rendite in die Höhe trieb. Dafür gibt es gleich mehrere Ursachen.
• Rendite für US-Staatsanleihen bleibt auf hohem Niveau
• Diverse Faktoren drücken die Anleihenkurse
• Geldpolitik der Fed nur ein Grund
Zehnjährige Staatsanleihen werden aktuell mit 4,845 Prozent verzinst. Damit befinden sie sich in der Nähe eines 16-Jahres-Hochs, nachdem zwischenzeitlich sogar eine Rendite von über 5 Prozent erzielt worden war. Noch vor rund einem Jahr zeigte sich am Anleihenmarkt ein gänzlich anderes Bild: Anfang November 2022 erhielten Anleger für zehnjährige US-Staatsanleihen eine Rendite von 1,92 Prozent.
Geldpolitik der Fed im Blick
Dass sich die Lage so dramatisch verändert hat, liegt auch an der Geldpolitik der US-Notenbank. Seit 2022 wurde der Leitzins von nahe null auf 5,25 bis 5,50 Prozent angehoben. Insgesamt 16 Mal drehten die Währungshüter an der Zinsschraube und reagierten damit auf die hohe Inflation.
Während der schrittweisen Zinserhöhungen stiegen auch die Anleihenrenditen. Etwas unter Druck gerieten diese erst, als sich unter Anlegern Hoffnung breit machte, die US-Notenbank könnte angesichts einer drohenden Rezession in den USA zu einer lockereren Geldpolitik übergehen. Doch die US-Wirtschaft hat sich als erstaunlich robust erwiesen, immer mehr Experten rechnen nun nicht mehr mit einem massiven Konjunkturabschwung in den USA. Und auch die Fed reagierte auf die aktuelle Wirtschaftsstärke und erteilte zuletzt Hoffnungen auf mögliche Leitzinssenkungen eine Absage. Mindestens stabile Zinsen, wenn nicht gar eine weitere Zinsanhebung für 2023 war zuletzt der Tenor der Währungshüter gewesen.
Die Erkenntnis, dass die Leitzinsen nicht so schnell sinken werden, wie am Markt erhofft, brachte Anleihen erneut unter Druck und ließ die Renditen wieder steigen. Tatsächlich gehen Marktteilnehmer nun offenbar vielmehr davon aus, dass die Leitzinsen noch über längere Zeit hoch bleiben dürften - damit Anleihen konkurrenzfähig bleiben, müssen auch deren Renditen entsprechend höher ausfallen.
Ölpreise heizen Inflation an
Hinzu kommt, dass die US-Notenbank nicht nur aufgrund der robusten US-Wirtschaft wohl an ihrer strikteren Geldpolitik festhalten wird, sondern insbesondere das Inflationsziel von zwei Prozent, das derzeit noch weit entfernt ist, den Währungshütern Sorgenfalten bereitet. Einer der Treiber der Inflation sind aktuell die hohen Ölpreise, die im Zusammengang mit der Eskalation im Nahen Osten erneut Auftrieb erfahren hatten. Bereits mit Ausbruch des Ukraine-Krieges waren es die Ölpreise gewesen, die die Inflation angeheizt hatten. "Mit den erhöhten Ölpreisen und den zuletzt noch soliden Konjunkturzahlen sind auch die Inflationserwartungen gestiegen", hieß es unlängst in einem Kommentar von der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba). Entsprechend schwierig sei das Umfeld am Rentenmarkt.
Sorge um US-Haushaltslage
Und noch ein weiterer Grund stützt die Renditeentwicklung am Anleihenmarkt jenseits von Inflationssorgen und Zinserwartungen: Die US-Haushaltslage. Der US-Regierung schlägt wegen der hohen Staatsausgaben massive Kritik entgehen. Zwar konnte ein Shutdown in den USA vor einigen Wochen abermals abgewendet werden, doch die Einigung auf einen Übergangshaushalt löst das grundsätzliche Problem nicht. Denn der Haushalt gewährt nur einen kurzen Aufschub bis Mitte November.
Die angespannte Finanzlage der USA ist es auch, die am Aktienmarkt für Verunsicherung sorgt. Aktien und Anleihen stehen historisch betrachtet in Konkurrenz zueinander, häufig investieren Anleger bei niedrigen Zinsen am Aktienmarkt, weil dort die höheren Renditen zu holen sind. In einem Hochzinsumfeld sind Anleger aber eher bereit, in Anleihen umzuschichten, die als sicherere Anlageoption gelten, während Aktien - insbesondere in der aktuell unsicheren Haushaltssituation der USA - eher mit Kapitalabflüssen zu kämpfen haben.
Lage bleibt ungewiss
Die Gründe für die aktuell starken Renditen am US-Staatsanleihenmarkt sind also vielfältig. Eine Änderung der US-Geldpolitik kann die Lage aber ebenso entspannen, wie sinkende Inflationsraten und eine dauerhafte Einigung im Ringen um den US-Haushalt. Wie wahrscheinlich diese Szenarien sind, wird sich zeigen müssen. Am Mittwoch wird die US-Notenbank ihre Zinsentscheidung verkünden. Das dürfte auch für die Entwicklung am Anleihenmarkt ein erster Hinweisgeber sein.
Redaktion finanzen.net
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