Argentinische Anleihen: Folgenschweres Urteil
Ein Urteil aus den USA könnte das südamerikanische Land teuer zu stehen kommen. Im schlimmsten Fall droht gar eine erneute Staatspleite.
von Astrid Zehbe, Euro am Sonntag
Argentinien droht mal wieder der Staatsbankrott: Nach einem Urteil des obersten US-Gerichts muss das Land bis Ende Juni mehr als 1,3 Milliarden Dollar an den Hedgefonds NML Capital und andere Gläubiger zahlen. Damit bestätigten die Richter das Urteil einer niedrigeren Instanz, wonach Argentinien keine Zinszahlungen an Besitzer neuerer Staatsanleihen leisten darf, solange nicht die Altschulden aus Zeiten der Staatspleite von 2001 beglichen werden. Das Gericht in den USA war zuständig, da die Bonds unter US-Recht ausgegeben worden waren. Das Volumen dieser Papiere belief sich auf 100 Milliarden US-Dollar. Bis 2010 stimmten 93 Prozent der Gläubiger einem Schuldenschnitt zu und verzichteten auf einen Großteil ihres Geldes.
Das Urteil zieht gleich zwei Probleme nach sich. Zum einen könnten die sogenannten Hold-outs, also jene Gläubiger, die bislang nicht zu einer Umschuldung bereit waren, aber auch nicht geklagt hatten, ebenfalls auf die Auszahlung ihres Geldes bestehen - insgesamt zehn Milliarden Dollar. Zum anderen darf Argentinien die Ende Juni fällig werdenden Zinszahlungen an Besitzer umgeschuldeter Staatspapiere nicht leisten, weil laut US-Urteil gleichzeitig die Kläger ausgezahlt werden müssen.
Beides auf einmal kann das Land nach eigenen Angaben jedoch nicht aufbringen. Zwar sei die Regierung nun bereit, direkt mit den Hedgefonds zu verhandeln und wolle zudem Anlegern, die einem Schuldenschnitt bislang nicht zugestimmt haben, ein neues Angebot vorlegen. Dennoch warnte die Regierung vor einer erneuten Staatspleite, sollten die Gläubiger auf eine volle Auszahlung bestehen.
Aus Furcht vor einem neuen Bankrott stiegen nach dem Urteil die Risikoaufschläge gegenüber US-Bonds um einen Prozentpunkt auf elf Prozent. Zudem stufte die Ratingagentur S & P die Bonität des Landes von "CCC+" auf "CCC" herab. Vor diesem Hintergrund sollten Anleger vorerst die Finger von argentinischen Anleihen lassen.
Fazit: Hohe Rendite, aber in Anbetracht des hohen Ausfallrisikos nicht empfehlenswert.
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