JPMorgan warnt vor Lage am Geldmarkt: Die 60-Milliarden-Dollar-Spritze der Fed reicht nicht
Die US-Notenbank hat kürzlich ein milliardenschweres Stützungsprogramm für den Geldmarkt verkündet. JPMorgan-Analysten rechnen aber damit, dass die Situation noch deutlich schlimmer werden wird.
• Fed steuert mit Milliarden Problemen am Geldmarkt entgegen
• JPMorgan glaubt, dass sich die Lage weiter verschärfen wird
• Liquidität kommt nicht da an, wo sie benötigt wird
Jeden Monat wollen die Währungshüter der US-Notenbank Federal Reserve 60 Milliarden Dollar für den Kauf von Staatsschuldtiteln ausgeben, um die Lage am Geldmarkt zu entschärfen. Für Analysten der US-Großbank JPMorgan ist dies aber ein Tropfen auf den heißen Stein.
Lage wird sich verschärfen
Die Experten fürchten, dass der Geldmarktdruck, der im letzten Monat zu einem Anstieg der kurzfristigen Fremdkapitalzinsen geführt hat, wahrscheinlich noch weitaus deutlichere Schwächezeichen zeigen wird - und zwar, obwohl die Fed Milliarden von Dollar in das Finanzsystem injiziert.
Vor rund einem Monat waren am Repo-Markt, wo Banken über Nacht mit nicht benötigten Finanzmitteln handeln, Probleme aufgetaucht. Es kam zu einem abrupten Mangel an Liquidität auf dem US-Geldmarkt. Experten vermuteten einen erhöhten Mittelbedarf von Unternehmen wegen Steuerzahlungen als eine der Ursachen für die plötzliche Entwicklung.
Mit "Übernacht"-Krediten und einem milliardenschweren Anleihenkaufprogramm wollte die US-Notenbank gegensteuern. Doch ungeachtet der jüngsten Kapitalmaßnahmen der Fed wird sich die Lage am Geldmarkt zunächst nicht beruhigen und sich voraussichtlich zum Jahresende sogar verschlechtern, hieß es in einer Mitteilung des Analystenteams unter Leitung von Joshua Younger.
Nicht alle bekommen Geld
Die Liquidität, die die Fed bereitstelle, gehe direkt an die Primärhändler. Nicht-Primärhändler hätten den Analysten zufolge hingegen nur wenig zusätzliche Liquidität zur Verfügung - und da sehen die Experten das Problem. Der Erfolg des Fed-Programms hänge daher davon ab, wie viel Liquidität weitergegeben wird. Die Primärhändler werden jedoch durch Regeln davon abgehalten, die Liquidität weiterzugeben, da sie dazu verpflichtet sind, Kapital aus Schutz vor Verlusten zu halten. Die Nicht-Primärhändler "sind die akuteste Stressquelle auf den Repo-Märkten" und werden zusätzliche Belastungen auf sich nehmen, da sich neue Reserven bei denjenigen ansammeln, die sie weniger benötigen, sagten die Analysten.
Die Maßnahmen der Notenbank seien Ausdruck dafür, dass die Fed mit ihren Möglichkeiten an Grenzen komme, argumentieren die Experten weiter.
Redaktion fianzen.net
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