Euro-Bonds durch die Hintertür? So funktionieren "ESBies"
Die EU-Kommission will die Eurozone widerstandsfähiger gegen Risiken machen und erwägt dazu die Schaffung neuer Wertpapiere. Kritiker befürchten jedoch, dass hier Euro-Bonds durch die Hintertür eingeführt werden sollen.
Valdis Dombrovskis, der Vizepräsident der EU-Kommission, will am Donnerstag einen Entwurf für eine neue EU-Verordnung vorlegen, wie die Finanzen der Eurozone stabiler gestaltet werden könnten. Dazu will er neue Wertpapiere mit dem Namen "ESBies" einführen, die Anlegern einen sicheren Hafen bieten sollen.
Was sind ESBies?
Sein Plan sieht vor, dass Banken künftig Staatsanleihen aller 19 Euro-Länder bündeln und daraus neue verbriefte Finanzprodukte - sogenannten Sovereign Bond-Backed Securities (SBBS) - schaffen können. Dabei soll sich die Gewichtung der einzelnen Papiere am Kapitalschlüssel der Europäischen Zentralbank (EZB) orientieren und die Wirtschaftskraft der einzelnen EU-Staaten widerspiegeln.
Um die unterschiedlichen Risiken zu berücksichtigen, sollen die von Staatsanleihen gedeckten Schuldtitel zu 70 Prozent als sichere, erstrangige europäische Anleihen (European Safe Bonds) - auch Esbies genannt - verbrieft werden. Die restlichen 30 Prozent sollen aus nachrangigen European Junior Bonds (EJBies) bestehen, die bei Zahlungsausfällen als erstes betroffen wären und so einen Sicherheitspuffer für die ESBies bilden sollen.
Um Banken dazu zu animieren, solche Finanzprodukte zu schaffen, sollen sie von der Pflicht befreit werden, hierfür verstärkt Eigenkapital vorweisen zu müssen. Diese Ausnahmeregelung gilt eigentlich nur für Staatsanleihen.
EU-Kommission setzt große Hoffnungen in ESBies
Durch die Bündelung von stabilen und riskanten Papieren erhofft sich die EU-Kommission, dass die Anleger künftig weniger davor zurückschrecken, Anleihen angeschlagener Mitgliedsstaaten wie Griechenland oder Italien zu erwerben.
Zudem erhofft sie sich, dass Banken in Zukunft nicht mehr hauptsächlich in Staatsanleihen ihres Heimatlandes investieren. Durch eine Entflechtung von Banken und Staat soll die Gefahr einer neuen Finanzkrise vermindert werden.
Angesichts des heftigen Widerstands gegen Eurobonds, die auf eine Gemeinschaftshaftung hinausgelaufen wären, betont die EU-Kommission, dass es bei den ESBies keine Haftung von Nationalstaaten geben wird.
Euro-Bonds durch die Hintertür?
Doch so ganz gelingt es trotzdem nicht, die deutschen Bedenken auszuräumen - zu groß ist das Misstrauen. So befürchten Kritiker, dass das Konzept der Esbies nur ein erster Schritt ist, um doch noch Euro-Bonds einzuführen. Von den Esbies sei es bis zu einer gemeinschaftlichen Haftung nicht mehr weit, so die Sorge.
Ansteckungsgefahr
Zudem droht eine weitere Gefahr: Sollte ein Euro-Mitgliedstaat in Zahlungsschwierigkeiten geraten, könnte die Nachfrage nach der Junior-Tranche der Wertpapiere einbrechen. Die große Gefahr ist, dass sich dann sogar die als sicher geltenden Esbies an der Krise anstecken.
Redaktion finanzen.net
Weitere News
Bildquellen: vetkit / Shutterstock.com, Patryk Kosmider / Shutterstock.com