Marktpanik

Ausverkauf am Anleihenmarkt: Zinssenkungshoffnungen der Fed bröckeln

27.01.25 14:55 Uhr

Anleihenmarkt unter Druck: Fed-Prognosen lassen Anleger umdenken | finanzen.net

Der Ausverkauf am Anleihenmarkt nimmt weiter Fahrt auf, da Anleger ihre Erwartungen an eine baldige Zinssenkung durch die US-Notenbank Fed zurückschrauben. Steigende Renditen und unsichere Prognosen sorgen für zunehmenden Druck auf die Märkte.

• Globaler Anleihenmarkt unter Druck
• Anleger erwarten weniger Zinssenkungen durch die Fed
• Sorgen um Staatsfinanzen

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Der Ausverkauf an den globalen Anleihenmärkten beschleunigt sich, die Anleihenrenditen sind zugleich gestiegen. So erreichte etwa die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihen den höchsten Stand seit mehreren Monaten. Anleihen stehen unter Druck, da steigende Renditen mit fallenden Kursen einhergehen. Noch kurz vor den US-Präsidentschaftswahlen Mitte September vergangenen Jahres lag die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihen bei rund 3,6 Prozent, mittlerweile beträgt sie etwa 4,61 Prozent (Stand: 24. Januar 2025). Und Experten zufolge könnte der Anstieg sich vorerst sogar noch fortsetzen. Mohamed El-Erian, Berater unter anderem der Allianz, etwa glaubt, die Rendite könne "durchaus einen Teil des Jahres in der Spanne von 4,75 bis 5,0 Prozent verbringen", zitiert ihn das Handelsblatt. Samy Chaar, Chefanlagestratege der Schweizer Privatbank Lombard Odier, ist ähnlicher Meinung und warnte zusätzlich sogar: "Ich würde mich unwohl fühlen, wenn die Renditen über fünf Prozent steigen", denn spätestens ab dieser Schwelle könnte der Ausverkauf an den Anleihemärkten auch auf den Aktienmarkt überspringen.

Sorgen um Staatsfinanzen wachsen

Ein Grund für diese Entwicklungen wird etwa in den zunehmenden Sorgen rund um die Staatsfinanzen gesehen. Denn dadurch nehme auch die Gefahr höherer Kreditkosten für Verbraucher und Unternehmen weltweit zu. Berichten zufolge verzeichnete die US-Regierung im Dezember ein Defizit von 129 Milliarden US-Dollar und damit mehr als 50 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, heißt es bei CNBC. Steve Sosnick, Chefstratege bei Interactive Brokers, zufolge seien die Auswirkungen höherer Renditen auf Regierungen und Unternehmen lediglich eines: "Sie sind nicht gut!", zitiert CNBC. "Anleiheinvestoren senden einen Weckruf an die Finanzbehörden der Welt, ihre Haushaltsentwicklungen in den Griff zu bekommen, damit sie nicht noch mehr Ärger bekommen", betonte Tony Crescenzi, Executive Vice President bei Pimco, CNBC zufolge. Außerdem verlangten Anleger nun eine angemessene Entschädigung für das Risiko, Anleihen mit langer Laufzeit zu besitzen, da sie über große Haushaltsdefizite der Regierung besorgt seien, erklärt CNBC.

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Zinserwartungen verschieben sich

Darüber hinaus haben Äußerungen der US-Notenbank Fed für Verunsicherung gesorgt, denn diese stellte zuletzt trotz sinkender Inflationsraten vorerst weniger Zinssenkungen in Aussicht. Darüber hinaus betonte sie, dass die Zinsen länger auf einem hohen Niveau bleiben könnten, um die Inflation nachhaltig unter Kontrolle zu halten.

Noch vor wenigen Monaten hatten Marktteilnehmer mit einigen Zinssenkungen im Jahr 2025 gerechnet, zuletzt prognostizierte die US-Notenbank nun allerdings nur noch zwei Senkungen der Leitzinsen. Zum Umdenken hat etwa ein besser als erwartet ausgefallener US-Arbeitsmarktbericht beigetragen. Die US-Wirtschaft erhole sich schneller als erwartet, dadurch habe die Federal Reserve weniger oder keinen Spielraum für Zinssenkungen, wie Ben Emons, Gründer von FedWatch Advisors, CNBC zufolge erklärte. Diese Entwicklungen wiederum spiegele der Anleihemarkt wider. Denn statt eines schnellen Kurswechsels durch die Fed stellen sich die Märkte zunehmend auf ein Szenario ein, in dem die Geldpolitik noch lange restriktiv bleibt, was für Unsicherheit sorgt. Die Wahrscheinlichkeit einer einzigen Zinssenkung in 2025 sei dem FedWatch-Indikator der CME Group zufolge nach dem Beschäftigungsbericht gestiegen. "Nach dem Beschäftigungsbericht kalkulieren wir nur zwischen einer und zwei Zinssenkungen ein", zitiert CNBC so auch Steve Sosnick, Chefstratege bei Interactive Brokers.

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Anleger verunsichert

Anleger seien in einen kleinen "Käuferstreik" getreten, merkte Dan Tobon, Leiter der G10-Devisenstrategie bei Citi, an. Investoren, die auf baldige Zinssenkungen spekuliert hatten, sehen sich gezwungen, ihre Positionen zu überdenken und teilweise großvolumige Abverkäufe vorzunehmen. Sie würden nun außerdem erst einmal die ersten Wochen nach Trumps Amtseintritt abwarten wollen, meint der Experte CNBC zufolge. "Denn warum sollte man jetzt einen Vertrauensvorschuss geben, wenn man in ein paar Wochen viel mehr Informationen haben wird? Und dieser Käuferstreik bedeutet, dass die Renditen einfach ziemlich aggressiv weiter steigen", gibt Tobon zu bedenken. Und weiter erwartet er: "Wenn diese als inflationär oder als negativ für das Haushaltsdefizit wahrgenommen werden, wird der Absturz wahrscheinlich anhalten".

Der Ausverkauf von Anleihen und die geänderten Erwartungen an die Zinspolitik der Fed verdeutlichen die Herausforderungen, vor denen die Finanzmärkte aktuell stehen. Nun bleibt abzuwarten, wie sich die Märkte - insbesondere nach dem Amtsantritt des wiedergewählten US-Präsidenten Donald Trump - weiterhin entwickeln werden.

Redaktion finanzen.net

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