Interview

RENA GmbH: Ein Hidden Champion aus dem Ländle

26.06.13 15:27 Uhr

Die RENA GmbH hat sich auf die Wasseraufbereitung und die nasschemische Oberflächenbehandlung spezialisiert. Finanzen.net führte mit Stefan Baustert, dem Finanzchef des Unternehmens, ein Interview über die neue Strategie und die geplante Anleihe.

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Anleihen

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Finanzen.net: Ihr Unternehmen trägt den Namenszusatz „The Wet Processing Company“. Können Sie bitte die wichtigsten Geschäftsbereiche der RENA GmbH in zwei oder drei Sätzen kurz vorstellen?
Stefan Baustert:
RENA entwickelt und produziert Anlagen zur nasschemischen Oberflächenbehandlung von Materialien in der Solar-, Halbleiter- und Medizintechnikindustrie. Auf diesen Anlagen wird ein Produkt beispielsweise mit Flüssigkeiten geätzt oder gereinigt. Damit ist Wasser seit der Unternehmensgründung ein Kernbestandteil unserer Prozesse. Wir haben in diesen Bereichen eine sehr hohe Standardisierung und Prozesssicherheit erlangt, die wir nun auf die Umwelttechnologie - also beispielsweise die Wasser- und Abwasseraufbereitung - übertragen werden.

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Wer in der Photovoltaikbranche Geschäfte macht, dürfte angesichts der existenziellen Branchenkrise an den Kapitalmärkten derzeit einen nicht ganz leichten Stand haben. Wie stark hängt das Wohl und Wehe Ihres Unternehmens von der weiteren Entwicklung dieses Sektors ab?
Wir haben unser Geschäftsmodell mit der Akquisition der STULZ H+E Gruppe deutlich breiter aufgestellt und sind heute nicht mehr so stark vom Solarsektor abhängig. Weniger als 20% unseres Auftragsbestands entfielen Ende 2012 auf die Photovoltaik. Wir sehen in der Solarbranche derzeit eine deutliche Marktbereinigung, rechnen mittelfristig aber auch in diesem Bereich wieder mit einer steigenden Nachfrage. Bereits in den ersten fünf Monaten des laufenden Geschäftsjahres haben wir erste Anzeichen einer Belebung des Solarsektors verzeichnet. Mit einem Weltmarktanteil von über 50% bei Produktionsmaschinen zur nasschemischen Oberflächenbehandlung von Solarzellen haben wir beste Voraussetzungen, von Wachstumsimpulsen im Solarbereich überdurchschnittlich zu profitieren.

Das Jahr 2012 war von einem markanten Gewinneinbruch gekennzeichnet. Was waren die Gründe hierfür und welchen geschäftlichen Ausblick können Sie für das laufende Jahr geben? Entscheidend ist aus unserer Sicht, dass wir das operative Ergebnis (EBIT) mit 34,6 Millionen Euro auf einem guten Niveau gehalten und uns damit deutlich vom negativen Trend in der Solarbranche abgehoben haben. Ursächlich für den vermeintlichen Gewinneinbruch 2012 ist vor allem ein Effekt im Geschäftsjahr 2011: Aufgrund einer Sonderkonjunktur im Solarbereich konnten wir 2011 ein außerordentlich gutes Geschäft mit margenstarken Standardmaschinen realisieren. Perspektivisch rechnen wir aufgrund des weltweiten Bevölkerungswachstums, der Urbanisierung und des zunehmenden Umweltbewusstseins mit einer stetig steigenden Nachfrage nach Anlagen zur Wasser- und Abwasseraufbereitung. Zusammen mit ersten Wachstumsimpulsen im Solarsektor gehen wir auch für 2013 von einem positiven operativen Ergebnis aus.

Vor fast 12 Monaten haben Sie die STULZ H + E-Gruppe übernommen. Ist die Integration beider Organisationen mittlerweile abgeschlossen und wie fällt diesbezüglich Ihre Bilanz aus?
Wir sind bei der Integration der STULZ H+E auf einem guten Weg, wenngleich diese noch nicht abgeschlossen ist. Nicht zuletzt für die weitere Integration werden wir die Mittel aus der Anleiheemission verwenden - wir werden das Ziel, eine gemeinsame Firma zu schaffen, konsequent weiter verfolgen.

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Auf welchen Gebieten sind die Synergieeffekte besonders groß gewesen?
Durch die Übernahme der STULZ H+E haben wir uns strategisch neu ausgerichtet und unser Geschäftsmodell deutlich breiter aufgestellt. Synergien wollen wir vor allem in der Entwicklung, der Fertigung, der Verwaltung sowie im Service und Vertrieb nutzen. So können wir zukünftig beispielsweise auf gemeinsame Produktionskapazitäten sowie weltweite Vertriebs- und Servicestrukturen zurückgreifen. Darüber hinaus wollen wir unsere Expertise in der standardisierten Produktion und Prozesssicherheit auf die Produkte von STULZ H+E übertragen.

2010 haben Sie schon einmal eine Unternehmensanleihe mit Fälligkeit Dezember 2015 emittiert. Über welche Konditionen verfügt der neue Bond?
Mit der ersten Anleihe haben wir ein erfolgreiches Finanzmarktdebüt absolviert. Die Anleihe notiert seit einigen Monaten stabil um 100%. Das Instrument hat sich bewährt. Zusammen mit dem Erfolg aus 2011 ermöglichte uns der Mittelzufluss aus der Anleihe unter anderem die Geschäftstätigkeit um den Bereich Wasseraufbereitung zu erweitern, was sich im Zuge der Solarkrise als entscheidende strategische Weichenstellung erwiesen hat. Beide Anleihen haben ihre Vorteile. Grundsätzlich ist die neue Anleihe mit Blick auf die Besicherung - d.h. die zur Verfügung stehenden Garanten, die Klauseln zum Kontrollwechsel, Cross Default oder zur beschränkten Ausschüttungssperre - besser ausgestattet als die ausstehende Anleihe.

Ihre erste Unternehmensanleihe wird im Marktsegment Bondm der Börse Stuttgart gehandelt. Was hat Sie dazu bewogen, ihre neue Anleihe im Entry Standard der Frankfurter Börse einzuführen?
Für die erste Anleihe war Bondm die richtige Wahl, auch, weil die regionale Verbundenheit damals eine höhere Rolle spielte. Aktuell bietet Frankfurt für unsere Anleihe ein sehr attraktives Marktumfeld.

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Zum Schluss noch eine andere Frage mit geografischem Bezug. Der Hauptsitz Ihres Unternehmens befindet sich mitten im Hochschwarzwald. Empfinden Sie diesen Umstand als Standortvorteil oder eher als –nachteil?
Regionale Verbundenheit muss der Internationalisierung eines Unternehmens nicht entgegen stehen. Mit 35 Standorten in Europa, Nordamerika sowie Asien und mehr als 700 Kunden sind wir ein gutes Beispiel dafür. Wir entwickeln und produzieren saubere Technologien. Welcher Standort wäre da für Innovationen in der Umwelttechnologie und eine inspirierende Unternehmenskultur besser geeignet als das naturnahe Gütenbach im Schwarzwald?

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Baustert.

Zur Person:
Stefan Baustert ist Diplom-Kaufmann und seit 2011 Chief Financial Officer bei RENA. Zuvor war Stefan Baustert über sieben Jahre CFO beim börsennotierten Maschinenbauer Singulus Technologies AG.