Euro am Sonntag-Anleihecheck

Hohe Kupons bei Bankanleihen: Rendite für Profis

02.07.17 18:00 Uhr

Hohe Kupons bei Bankanleihen: Rendite für Profis | finanzen.net

Nach der Übernahme der spanischen Banco Popular ist die Verunsicherung am Bondsmarkt groß. Nachrangige Papiere bleiben jedoch interessant.

von Astrid Zehbe, Euro am Sonntag

Das Ende muss nicht ­immer das Ende sein - darauf wetten offenbar Investoren, die sich Anleihen der Anfang Juni in letzter Minute geretteten Banco Popular ins Portfolio holen. Einige Papiere waren im Zuge der Übernahme durch die Santander Bank auf null abgeschrieben worden und werden nun für ein paar Cent gehandelt - in der Hoffnung, dass sich die Zahlung des Nennbetrags vor Gericht ­erstreiten lässt.



Die Erfolgschancen dürften jedoch gering sein, schließlich kam die Anordnung zur Abwicklung von oberster Stelle: Die ­Europäische Zentralbank (EZB) hatte wegen der "signifikanten Verschlechterung der Liquiditätssituation" einen Verkauf der sechstgrößten spanischen Bank angeordnet und den Anleihe- Gläubigerschutz damit außer Kraft gesetzt.

Rettung ohne Steuergelder

Was europaweit als Lehrstück in Sachen Bankenrettung gefeiert wurde, sorgte bei Anlegern für große Verunsicherung: Erstmals gab es auf dem noch relativ jungen Markt für sogenannte Contingent Convertibles, kurz CoCo-Bonds genannt, einen Totalausfall. Trotz der hohen Risiken bleiben die Papiere jedoch attraktive Investmentmöglichkeiten - es gibt allerdings einiges zu beachten.

Wichtiges Vehikel für Banken

Da alte Nachranganleihen - im Fachjargon Tier-1- oder Tier-2- Anleihen genannt (nach dem englischen Begriff "tier" für Rang) - nicht mehr zum Eigenkapital von Banken gezählt werden dürfen und darum nach und nach auslaufen, emittieren immer mehr Geldhäuser eben jene CoCo-Bonds. Darunter versteht man Pflichtwandelanleihen. Die werden bei Eintreten eines festgelegten Wandlungskriteriums, bei Banken etwa dem Unterschreiten einer bestimmten Eigenkapitalquote, automatisch von Fremd- in Eigenkapital gewandelt.

Damit erhöhen die Banken das Eigenkapital in ihren Bilanzen, während Investoren sich das Risiko - im Krisenfall würden die CoCo-Bonds als Erste ausfallen - mit einem entsprechend höheren Kupon vergüten lassen.



Dass die emittierende Bank dafür nicht zwingend pleitegehen muss, zeigt das Beispiel der Banco Popular: Ihre Kernkapitalquote genügte noch gerade so den regulatorischen Vorgaben (siehe Investor-Info). Zusätzlicher Abschreibungsbedarf und die prekäre Liquiditätssituation sorgten jedoch dafür, dass sich die EZB einschaltete. Sie sah den "Point of Non-Viability", den Punkt, an dem das weitere Bestehen der Bank nicht länger ­gesichert ist, erreicht. Nach den seit 2016 in Europa geltenden Haftungsregeln rechtfertigt dies ein vorzeitiges Einschreiten der Regulierungsbehörden.

Sechs statt 0,5 Prozent

Die unterschiedlichen Ausfallrisiken der einzelnen Anleihen spiegeln sich in der Vergütung wider. Beispiel Deutsche Bank: Während eine zehnjährige erstrangige Anleihe einen Kupon von 0,5 Prozent bietet, wird eine Nachranganleihe mit gleicher Laufzeit mit 4,5 Prozent vergütet. Ein CoCo-Bond, der in der Regel keine Laufzeitbegrenzung hat, dafür aber ein Kündigungsrecht seitens der Bank, bietet einen Kupon von sechs Prozent. Vergleichbare CoCo- Anleihen in Dollar offerieren sogar noch mehr.

Die Bonds schwanken stark

Mit dem Risiko steigt nicht nur die Rendite, sondern auch die Volatilität: So ließen Gerüchte um einen Konzern­umbau und ein bevorstehender Stresstest die Papiere der Deutschen Bank im Juli vergangenen Jahres einbrechen. Sie erholten sich rasch. Jedoch kamen im ­Oktober erneut Zweifel an der Finanzkraft der Bank auf. Die Papiere stürzten wieder ab.

Ein in Dollar notierender CoCo-Bond der Bank schwankte in den vergangenen zwölf Monaten zwischen 77 und 103 Prozent seines Nennwerts. Bei erstrangigen Anleihen war die Schwankungsbreite trotz langer Laufzeit deutlich geringer.

Von dem starken Auf und Ab der CoCo-Bonds können Privatanleger jedoch kaum direkt profitieren. Aus Gründen des Anlegerschutzes ist eine Mindeststückelung von 100.000 Euro für die Pflichtwandelanleihen vorgeschrieben. Zielgruppen der Bonds sind damit vor allem institutionelle und professionelle Anleger.

Die Chancen, die die Papiere bieten, können Privatanleger aber über Fondslösungen nutzen (siehe Investor-Box). Daniel Björk, Manager des Swisscanto Bond Fund Invest Coco, ist trotz der jüngsten Ausfälle bei der Banco Popular optimistisch, was die Anleihen angeht: "Die Attraktivität des CoCo-Markts ist nach diesem Vorfall weiterhin gegeben."

Allerdings werde man sich in Zukunft verstärkt die Frage stellen, welche Emittenten ausreichend kapitalisiert, diversifiziert und nachhaltig aufgestellt sind, um den künftigen Herausforderungen zu genügen. "Dies wird sich auch in den Risiko­prämien niederschlagen", so Björk weiter.

Nicht verlocken lassen

Von den CoCo-Bonds der Banco Popular hat der Fondsmanager bewusst stets die Finger gelassen: "Wir sind immer wieder zur Überzeugung gekommen, dass die offerierten Kupons, die mit teilweise 11,5 Prozent zu den höchsten im Universum gezählt haben, nicht ausreichen, um eine Investition zu erlauben." Man sei schlicht nie von der Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells der Bank überzeugt gewesen.

Investor-Info

Kernkapitalquote
Absehbares Drama

Die Schieflage der Banco Popular zeichnete sich ab: Ihre Kernkapitalquote lag im Abwicklungszeitraum nur geringfügig über den Mindest­anforderungen. Andere Banken übertreffen die Anforderungen hingegen zum Teil deutlich. Bei vielen Geldhäusern sind CoCo-Bonds zur Aufstockung des Eigenkapitals ­beliebt, weil ihre Emission günstiger ist als die Kapi­talerhöhung über Aktien.

Swisscanto Bond Fund CoCo
Breite Diversifizierung

Fondsmanager Daniel Björk investiert mindestens 51 Prozent des Gesamtvermögens in CoCo-Bonds sowie in andere nachrangige Anleihen. Ziel ist es dabei, Emittenten mit nach­haltigen Geschäftsmodellen zu finden. Bis zu maximal 20 Prozent können in Aktien gehalten werden. Rund zehn Prozent hat der Fonds in den vergangenen zwölf Monaten zugelegt. Angesichts des breit gestreuten Portfolios war die Volatilität dabei relativ gering.

Aramea Rendite Plus
Nachrang-Flaggschiff

Der Fonds investiert überwiegend in verzinsliche Papiere, insbesondere Nachranganleihen und Genussscheine. Rund 90 Prozent der Bonds wurden von europäischen Emittenten begeben, die Hälfte davon von deutschen. Mit 45 Prozent dominieren Bankanleihen das Portfolio. Mehr als der Hälfte der Titel wurde eine Bonität außerhalb des Investment-Grade-Bereichs bescheinigt. Zur Steuerung des Gesamtrisikos und der Volatilität werden darum auch erstrangige Anleihen ins Portfolio aufgenommen.

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