Gegen den Kaufkraftverlust: Warum kanadische Staatsanleihen immer attraktiver werden
Die Bank of Canada will einen weiteren Inflationsanstieg verhindern. Staatsanleihen in Landeswährung gewinnen an Attraktivität.
von Jörg Billina, Euro am Sonntag
Im April und Juni hatte Kanadas Notenbank den Leitzins bereits um jeweils 50 Basispunkte angehoben. Vor kurzem legte sie noch einmal nach - und schockte die Marktteilnehmer mit einer Erhöhung gleich um 100 Basispunkte auf 2,5 Prozent. Einen so großen Zinsschritt hatte es zuletzt im Jahr 1998 gegeben. Die Bank of Canada ist auch die erste Zentralbank eines G7-Staates, die sich mit einer Erhöhung von einem Prozentpunkt gegen den Preisdruck stemmt. Die Fed hatte zuletzt den Leitzins "nur" um 0,75 Basispunkte angehoben. Die Europäische Zentralbank dagegen dürfte in diesem Jahr wohl nicht über eine Anhebung um 0,50 Prozent hinausgehen. Die Talfahrt des Euro sollte daher noch eine Weile anhalten. Im Vergleich zu der Gemeinschaftswährung gewann der kanadische Dollar in den vergangenen vier Wochen knapp vier Prozent.
Angst vor Überhitzung
Tiff Macklem, Chef der Bank of Canada, begründete die Entscheidung mit der starken Inflationsdynamik in seinem Land. Im April hatte die Teuerungsrate noch 6,8 Prozent betragen, im Mai lag das Preisniveau bereits 7,7 Prozent über dem des Vorjahresmonats. Für Juni erwarten Experten eine Inflationsrate von um die acht Prozent. Wie in vielen anderen Ländern auch müssen Kanadas Konsumenten deutlich mehr für Energie und Lebensmittel bezahlen. Gleichzeitig droht eine Überhitzung der Wirtschaft. "Arbeitskräfte und Güter werden zunehmend knapp", analysiert Macklem. Ziel der Zinserhöhungen sei es, die Nachfrage zu dämpfen, sodass das Angebot wieder aufholen könne. Erst dann würden die Preise wieder sinken.
Lohnwachstum bremsen
Kanadas oberster Währungshüter will mit seinem restriktiven Kurs schnelle Erfolge erzielen und vor allem keine Lohn-Preis-Spirale riskieren. Bislang halten sich die Forderungen der Gewerkschaften in Grenzen. Die sieben wichtigsten Arbeitnehmervertretungen wollen im Schnitt eine Anhebung der Gehälter von 3,1 Prozent. Sollten jedoch die Preise weiter in dem Tempo wie bislang anziehen, wächst auch der Druck auf die Gewerkschaften, mehr zu verlangen.
Macklem möchte zudem verhindern, dass die Verbraucher in Erwartung weiterer Kaufkraftverluste ihre Ausgaben zu stark zurückfahren. Eine harte Landung der kanadischen Wirtschaft wäre dann kaum noch zu vermeiden.
Die Entschlossenheit der Notenbank motiviert zum Kauf von kanadischen Staatsanleihen in lokaler Währung. Der bis zum Jahr 2024 laufende Bond notiert um die 98 Prozent und weist eine Rendite von 3,2 Prozent auf. Gegenüber der Bundesanleihe entspricht dies einem Aufschlag von rund drei Prozentpunkten. Zudem partizipieren Anleger an möglichen Währungsgewinnen. Dass Kanada Zahlungen schuldig bleibt, müssen Investoren nicht fürchten. S & P beurteilt die neuntgrößte Volkswirtschaft mit AAA.
Staatsanleihe
Kanada:
Der Einstieg ist
ab 1.000 kanadischen Dollar
möglich. Ein
Ausfallrisiko
besteht nicht.
WKN: A1HM45
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