Euro am Sonntag-Anleihecheck

Cat-Bonds: Die Angst vor dem Sturm

19.09.18 17:30 Uhr

Cat-Bonds: Die Angst vor dem Sturm | finanzen.net

Mit diesen Spezialanleihen verdienen Anleger, wenn eine Naturkatastrophe ausbleibt. Sie eignen sich aber nur für wohlhabende Personen.

von Emmeran Eder, Euro am Sonntag

Wenn Florence über North und South Carolina tobt, zittern nicht nur Anwohner, sondern auch Investoren. Für Hurrikanschäden dort haften neben Rückversicherern auch Katastrophenanleihen, sogenannte Cat-Bonds.



Das sind Papiere, die Rückversicherer oder Staaten emittieren, um sich gegen enorme Schäden durch Hurrikans, Erdbeben, Fluten oder Feuerwalzen abzusichern. Mit dem Kauf der Cat-Bonds treten Anleger an die Stelle von Versicherern und übernehmen die Kosten für Katastrophen. Das kann bis zum Totalausfall reichen. Dafür erhalten sie eine Risikoprämie, die weit über dem üblichen Zinssatz von Bonds liegt - je nach Risiko zwischen drei Prozent und einem zweistelligen Zins.

Die meisten Cat-Bonds sichern Risiken in den USA ab, vor allem Hurrikans in Florida und an der Ostküste. Dahinter folgen Erdbeben und Brände in Kalifornien und an der Westküste als zu versicherndes Ereignis. Europa blieb von großen Naturkatastrophen bisher weitgehend verschont, sodass Rückversicherer die Schäden meist selbst decken können und selten Cat-Bonds emittieren. Auch wenn viele Schwellen- und Entwicklungsländer wie China und Indien den Naturgewalten über die Maßen ausgesetzt sind, ist das Prämienvolumen gering. "Das liegt zum einen daran, dass die Versicherungsmärkte noch nicht entwickelt sind. Zum anderen sind in den meisten Regionen die historischen Daten noch nicht genügend aufgearbeitet, um verlässliche Risikomodelle zu erstellen", sagt Stefan Müller, Manager des Solidum Cat Bond Fund.

Hochrisikofaktor Ballungszentrum

Selbst in Japan ist das teilweise so, da die Insel ein Hochrisikogebiet für Erdbeben ist. "Der Großraum Tokio ist stark unterversichert", so Müller. Eine große Rolle spielt, ob bei Katastrophen Ballungszentren betroffen sind oder nicht. Zieht ein Tornado über Miami oder New York, sind die Schäden viel höher, als wenn er ländliche Regionen verwüstet. Das bedeutet, dass Besitzer von Cat-Bonds nicht bei jeder Katastrophe gleich mit Totalverlust oder hohen Kapitalausfällen rechnen müssen. Zudem kommt es immer häufiger vor, dass Cat-Bonds sich nicht nur auf ein Ereignis beziehen, sondern zur Risikostreuung eine Aufteilung auf mehrere Schadenarten erfolgt. Überdies liegt die Wahrscheinlichkeit, dass ein Versicherungsfall eintritt, ohnehin nur bei ein bis zwei Prozent.

Lange Zeit lief es für die Besitzer der Katastrophen-Bonds gut. Von 2003 bis 2016 gab es nur positive Jahre. Vom Hurrikan Katrina 2005 und vom Tsunami in Fukushima waren nur wenige Papiere betroffen. Von daher entwickelte sich der Swiss Re Cat Bonds Index, der das Segment abbildet, stetig nach oben. Doch im Herbst 2017 kam es dann knüppeldick. Mit Marta, Irma und Harvey richteten gleich drei Hurrikans enorme Schäden in Nordamerika an. Viele Cat-Bonds mussten bluten. Der Branchenindex ging in die Knie.



Die Anleger bekamen das zu spüren. Es kam zu massiven Verlusten. Das traf allerdings fast nur institutionelle Anleger. Privatpersonen können einzelne Cat-Bonds im Regelfall nicht kaufen, da diese außerbörslich gehandelt werden. Zudem liegen die Mindestanlagebeträge oft bei 250.000 Dollar oder mehr.

Privatanleger können aber in Fonds investieren, die in der Regel auf 40 bis 60 Cat-Bonds mit verschiedenen Gefahren streuen. Die durchschnittliche Laufzeit der Bonds beträgt drei Jahre. Hurrikans in Nordamerika bilden in fast allen Fonds das Hauptrisiko.

Die Fonds laufen so lange stabil, bis klar ist, dass das versicherte Ereignis ausbleibt. Dann gibt es den Marktzins, und die Prämien der enthaltenen Anleihen werden vereinnahmt. Wie 2017 aber gezeigt hat, reicht bereits ein mieses Jahr, um die Fondsrendite kräftig zu schmälern. Im Dreijahreszeitraum liegt diese bei den meisten hierzulande in Euro notierten und gegen Dollarverluste abgesicherten Fonds nur noch bei 0,5 bis 1,5 Prozent per annum. Die teure Währungssicherung mindert die Rendite stark - um etwa 1,6 Prozent pro Jahr. Die Rendite ähnelt der des devisengesicherten Global-Bonds-Index, der im Dreijahreszeitraum 1,0 Prozent jährlich erzielte. Die meisten Cat-Bonds-Fonds können lediglich wöchentlich verkauft werden, da häufig nur alle sieben Tage ein Kurs festgestellt wird.

Für wohlhabende Privatinvestoren mit mittelfristigem Anlagehorizont ergibt es dennoch Sinn, Cat-Bond-Fonds mit zwei bis fünf Prozent Anteil in ihr Portfolio einzubeziehen, da diese kaum mit den Finanzmärkten korrelieren. Ganz unabhängig sind sie aber nicht. Denn garantiert wird dafür mit US- Staatsanleihen und Bonds supranationaler Organisationen wie der Weltbank oder der KfW.

Eines sollten Investoren vor einem Kauf aber bedenken: Die globale Klimaveränderung dürfte in Zukunft wahrscheinlich eher zu mehr als zu weniger Naturkatastrophen führen.

Drei Fonds für Naturkatastrophen (pdf)




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