Euro am Sonntag-Anleihecheck

Bankanleihen mit hohen Zinsen: Wo der Kauf lohnt

23.10.16 20:37 Uhr

Bankanleihen mit hohen Zinsen: Wo der Kauf lohnt | finanzen.net

Mit den Turbulenzen in der Bankenbranche sind auch die Kurse von nachrangigen Anleihen vieler Geldhäuser abgerutscht. ­Mutigen Anlegern können solche Phasen gute Einstiegs-Gelegenheiten bieten.

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von Thomas Strohm, Euro am Sonntag

Ein Zins von acht Prozent im Jahr für die Anleihe eines im DAX gelisteten Konzerns? Wenn diese Anleihe dann auch noch zu Kursen unter 100 Prozent des Nennwerts gehandelt wird, ist Anleiheanlegern sofort klar, dass sie hier wohl einige Abstriche bei der Sicherheit machen müssen.



Zum einen geht es bei besagter Anleihe um ein nachrangiges Papier ohne festen Tilgungstermin. Zum anderen ist der Emittent die Deutsche Bank - der einstige Branchenprimus, der in den vergangenen Wochen kaum aus den Negativ-Schlagzeilen herauskam und dessen Aktienkurs auf ein Allzeittief rutschte.

Mit der von einigen beschworenen neuen Bankenkrise sind nicht nur die Aktienkurse, sondern auch die Notierungen vieler Bankanleihen unter Druck geraten, besonders jene von nachrangigen Papieren. Da trotz aller Probleme nicht mit dem reihenweisen Umkippen von Banken zu rechnen ist, bietet dies Chancen für mutige Anleger.


Allerdings sollten diese dann auch die weiter möglichen Kursschwankungen aushalten können. Wie stark die Ausschläge ausfallen, zeigt ein Blick auf den Achtprozenter der Deutschen Bank. Schon im Februar gab es Zweifel an der Kraft des Geldhauses, der Kurs der Nachranganleihe rutschte bis auf 87 Prozent - um sich bis Juni wieder auf fast 106 Prozent zu erholen.

Mit der nun aufgekommenen neuen Unruhe sackte der Anleihekurs wieder ab, wenn auch mit zeitweise knapp 95 Prozent nicht so stark. Aktuell wird die Anleihe zu rund 97 Prozent gehandelt (siehe Tabelle unten).

Besondere Papiere

Derlei Papiere, sogenannte Tier-1-Anleihen, besitzen Elemente von Aktie und Anleihe. Deshalb schwanken die Kurse stärker als bei normalen Anleihen. Das englische Wort "Tier" steht für Rang, die Tier-1-Papiere kommen in der Hierarchie gleich nach den Aktien. Formal laufen diese Titel unendlich, sie können aber nach einigen Jahren vom Emittenten gekündigt werden. Früher durften Anleger mit der Tilgung zum erstmög­lichen Termin rechnen. Seit der Finanzkrise wägen die Banken den Nutzen genau gegen die Kosten ab - und entscheiden dann, ob gekündigt wird oder nicht.


Hier kommt jedoch eine Änderung der Eigenkapitalregeln ins Spiel: Die Banken dürfen alte Nachrangpapiere nach und nach nicht mehr wie einst gewohnt aufs Eigenkapital anrechnen. Damit haben sie in der Kapitalstruktur nur noch den Nutzen einer normalen Anleihe - und erfüllen nicht mehr die ihnen bei Emission zugedachte Funktion. Die Zinsen, die gezahlt werden müssen, sind dafür dann zu hoch - die Wahrscheinlichkeit der Kündigung wird mit der Zeit größer.

Höheres Verlustrisiko

Die Deutsche Bank könnte besagte Nachranganleihe im Mai 2018 erstmals kündigen. Ob sie das macht, hängt vom Geschäfts­verlauf ab, auch die Aufsicht muss zustimmen. Sollte gekündigt werden, verspricht die Anleihe beim aktuellen Kurs bis dahin eine Rendite von 9,8 Prozent per annum. Lässt die Bank den Termin verstreichen, könnte sie dann jährlich im Mai kündigen.

Der Zins der Anleihe bleibt bei acht Prozent. Das ist bei einigen Tier-1-Papieren anders: Aus dem fixen Kupon wird oft, wenn eine Bank den ersten Kündigungs­termin ungenutzt verstreichen lässt, ein variabler Zinssatz.

Bricht das Geschäft komplett ein, kann die Bank den Kupon ausfallen lassen und dürfte ihn auch dann nicht nachholen, wenn es wieder besser läuft. Sollte eine Bank so in Schieflage geraten, dass sie abgewickelt wird, müssten die Nachranggläubiger ihr Geld abschreiben. Der erklärte Wille der Politik ist es, dass nicht mehr der Steuerzahler einspringt, sondern die Kapitalgeber bluten müssen.

Bei der Deutschen Bank scheint dies ungeachtet der vielen Aufgeregtheiten kaum vorstellbar. Ebenso unwahrscheinlich ist, dass eine Zinszahlung ausfällt. Bankchef John Cryan hat glaubhaft auf die gut gefüllten Kassen verwiesen. Sollte es bei Vorlage des Quartalsberichts am 27. Oktober nicht zu bösen Überraschungen bei der Liquidität kommen, dürfte sich der Kurs der ausgewählten Tier-1-Anleihe weiter erholen. Diese ist somit einen Blick wert - auch wenn von der Aktie der Deutschen Bank weiter abzuraten ist.

Ebenso wenig ist mit einem Kuponausfall oder gar der Abwicklung bei einer der anderen Banken zu rechnen, deren Tier-1-Papiere in der Tabelle genannt sind. Wer sich dennoch mit weniger Risiko bei den nachrangigen Bankanleihen mit ihren im Niedrigzinsumfeld attraktiven Renditen engagieren will, kann zu den aufgelisteten sogenannten Tier-2-Anleihen greifen.

Geringeres Wagnis

Diese sind in der Rangfolge weiter von Aktien entfernt und näher bei normalen Anleihen. Die Risikoabstufung zeigt sich in den Ratings: Normale Anleihen der Deutschen Bank haben von der Agentur S & P ein "BBB+", Tier-2-Anleihen ein "BB+" und Tier-1-Anleihen nur ein "B+".

Die Tier-2-Anleihen haben stets eine feste Fälligkeit. So muss die Deutsche Bank die in der Tabelle aufgeführte Anleihe im Februar 2025 tilgen. Bis dahin verspricht das Papier beim Kurs von knapp 88 Prozent und dem Kupon von 2,75 Prozent eine Rendite von 4,5 Prozent per annum. Der Kurs hat zuletzt ebenfalls kräftig nachgegeben, Anfang September wurde diese Anleihe noch zu Preisen von annähernd 95 Prozent gehandelt.

Bei Tier-2-Anleihen darf die Kuponzahlung im Gegensatz zu Tier-1-Papieren von der Bank nur im Pleitefall verweigert werden - dann müssten die Gläubiger ihr Geld aber sicherlich sowieso komplett abschreiben.

In der Vergangenheit haben sich Phasen wie zurzeit, in denen Bankpapiere auf breiter Front unter Druck gerieten, im Nachhinein als gute Einstiegs­chance entpuppt. Etwas Mut gehört zweifellos dazu, auch auf eine ausreichende Streuung sollten Anleger achten - und sich nicht nur vom Achtprozenter zum Kauf verlocken lassen.

Investor-Info

Banken Fokus Basel III
Nachrang im Paket

Viele Nachrangpapiere von Banken haben eine Stückelung von 100.000 Euro, kommen für Privatanleger kaum infrage. Via Fonds können sie aber auch in diese Anleihen in­vestieren. Bewährt hat sich der Banken Fokus Basel III. Er kauft vor allem Tier-1-Anleihen europäischer Banken, die wegen ihrer Ausgestaltung zum ersten Termin getilgt werden. Frei werdendes Geld wird in die neuen Coco-Bonds gesteckt - komplexe Pflichtwandel­anleihen, die als Nachfolger der Tier-1-Papiere zum Kernkapital einer Bank zählen. In den letzten fünf Jahren gab es eine Rendite von 12,5 Prozent per annum, 2016 ist der Fonds im Minus. Ein Einstieg sollte sich auszahlen.

Im Überblick: Augewählte Nachrang-Anleihen von Banken (PDF)

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