Anleihe auf Rumänien: Ob sich ein Investment lohnt
Europa anzapfen: Die Regierung will das Haushaltsdefizit abbauen. Erteilt zudem die EU dem Aufbauplan ihre Zustimmung, sinkt das Bonitätsrisiko.
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von Jörg Billina, Euro am Sonntag
In Bukarest hofft man, dass Brüssel dem überarbeiteten nationalen "Aufbau- und Resilienzplan" zustimmt. Für Rumänien stehen 29 Milliarden Euro in Form von Zuschüssen und Darlehen bereit. Sie sollen in grüne Projekte, Bildung, Gesundheit, Infrastruktur und in die Digitalisierung fließen. Brüssel war mit dem im Mai von Rumänien erstmals vorgelegten, 1.200 Seiten umfassenden Dokument in einer Reihe von Punkten nicht zufrieden und forderte von der Regierung wesentlich präzisere Angaben zu ihren geplanten Investitionsvorhaben.
Prestigeverlust vermeiden
Citu, dessen bürgerliche Regierungskoalition im Juni eine Misstrauensabstimmung der Oppositionspartei PSD überstanden hat, möchte sich die Mittel auf keinen Fall entgehen lassen. Es wäre ein erheblicher Reputationsverlust. Im Herbst will Citu zudem zum Vorsitzendenden seiner Partei PNL gewählt werden. Er macht deshalb allen Staatsbeamten Druck, die mit dem Resilienzplan befasst sind. Für den Fall, dass Brüssel ein weiteres Mal kein grünes Licht gibt, kündigte er bereits Entlassungen an. Ein Veto aber ist eher unwahrscheinlich. Mitte September sollte die EU-Kommission grünes Licht geben. Die ersten Gelder würden dann vermutlich im November überwiesen werden.
Der Geldsegen aus Brüssel motiviert Investoren zum Kauf der im April emittierten, bis zum Jahr 2041 laufenden Staatsanleihe. Bukarest sammelte seinerzeit 1,5 Milliarden Euro ein. Der Bond lockt aktuell mit einer Rendite von 2,8 Prozent. Frei von Risiken ist der Titel nicht. Jedoch wächst die Wirtschaft nach dem coronabedingten Einbruch im vergangenen Jahr wieder stark. Die EU-Kommission prognostiziert für das laufende Jahr ein Plus von über fünf Prozent. Der Internationale Währungsfonds (IWF) hält sogar eine Zunahme von sieben Prozent für möglich. Im kommenden Jahr sind laut IWF über vier Prozent möglich.
Abbau der Neuverschuldung
Auch das Haushaltsdefizit, das im vergangenen Jahr laut Angaben des Konjunkturdatendienstes CEIC Data auf 9,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts gestiegen war, geht allmählich wieder zurück. Die Regierung hat bei den Ausgaben nachgebessert und will die Renten deutlich geringer erhöhen als ursprünglich geplant. Zudem wurden die Gehälter für Staatsbeamte vorerst eingefroren. Im Jahr 2024 soll die Neuverschuldung wieder auf unter drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts sinken.
Die Ratingagentur S & P bestätigte im Mai dieses Jahres daher ihre Bonitätsnote "BBB-" für Rumänien und hob den Ausblick von "negativ" auf "stabil" an. Das Risiko, dass Bukarest das Investment-Grade-Rating verliert, ist damit geringer geworden. Fitch und Moody’s bleiben allerdings bislang noch bei ihrem negativen Ausblick.
Anleihe: Rumänien
Lange Laufzeit.
Die Anleihe
notiert aktuell
unter Nennwert.
S & P stuft den
Ausblick mit
stabil ein.
ISIN: XS2330514899
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