DEAG-Anleihe: Mit Versicherung durch die Krise
Regelmäßig untersucht die Redaktion von €uro am Sonntag in Kooperation mit URA Research Mittelstands-Anleihen. Diesmal gilt der Anleihe von DEAG Deutsche Entertainment AG unsere Aufmerksamkeit.
von Redaktion Euro am Sonntag
Geschäft: DEAG organisiert Konzerte, Tourneen und andere Live-Events wie Ausstellungen und verkauft Tickets, bevorzugt über die renditestarke Plattform MyTicket. Da die Emittentin eine reine Holding ist, sind Bondgläubiger gegenüber den Banken der Töchter strukturell nachrangig, es gibt aber Zahlungsgarantien von wichtigen operativen Töchtern. Wegen Corona-bedingter Veranstaltungsverbote halbierte sich der Konzernumsatz im ersten Halbjahr 2020 auf 32 Millionen Euro. Aus dem Gewinn (Ebitda) von 3,1 Millionen wurde zugleich nur ein Verlust von 0,3 Millionen. Neben Kosteneinsparungen profitierte DEAG von Versicherungszahlungen über 4,1 Millionen für behördlich veranlasste Veranstaltungsabsagen. Bis Ende August gab es zusätzliche fünf Millionen an Versicherungsentschädigungen, weitere mindestens fünf Millionen werden erwartet. Das Eigenkapital, ohnehin nur elf Prozent der Bilanzsumme, betrug Ende Juni lediglich 55 Prozent des aktivierten Goodwill. Bisher wurde keine Abwertung des Goodwill vorgenommen, da man von rascher Erholung der Branche nach Pandemie-Ende ausgeht. Für 2020 werden ein deutlicher Umsatzrückgang und ein mindestens ausgeglichenes Ebitda prognostiziert.
Zinszahlung: Der Cashflow vor Ertragsteuern und Zinsen schwankt wegen der Zahlungen aus Vorverkäufen stark und war in drei der vergangenen fünf Jahre negativ. Die Zinszahlungen sollten aber kein Problem sein. Die Liquidität war zuletzt wegen höherer Kundenanzahlungen gut. DEAG profitierte dabei auch von der Gutscheinlösung für Ticketkäufer, die sich nach Veranstaltungsausfall den Betrag erst ab 2022 auszahlen lassen können.
Tilgung: Bis zur Corona-Krise stand der Kurs der 2018 begebenen Anleihe meist bei über 105 Prozent. Vom Tief unter 50 Prozent hat sie sich wegen der Betroffenheit der Branche nicht so erholt wie viele andere sogenannte Mittelstandsanleihen. Der Free Cashflow war 2019 und 2017 positiv, sonst meist negativ. Das Liquiditätspolster und die Möglichkeit zur Kapitalbeschaffung am Aktienmarkt unterstützen die Tilgung 2023. Eine deutliche Erholung von Branche und Anlegervertrauen sind aber notwendig.
Fazit: Im ersten Halbjahr hat sich DEAG, begünstigt durch weitreichenden Versicherungsschutz, gut gehalten. Die Zinszahlungen sollten problemlos möglich sein. Die Refinanzierung hängt wie in kaum einer anderen Branche vom Pandemieverlauf ab. Die Liquidität könnte bis dahin deutlich schrumpfen, wenn unerwartet viele Kundenanzahlungen (aktuell 130 Prozent der Liquidität) zurückgefordert werden.
ISIN: DE000A2NBF25
URA Research verwendet bei der Anleiheanalyse eine standardisierte Methode, die sich ausschließlich an den Interessen der Investoren orientiert. Zu den Kunden zählen Vermögensverwalter und Family Offices.
_____________________________
Weitere News
Bildquellen: StockThings / Shutterstock.com, travellight / Shutterstock.com