Jamie Dimon befürchtet eine Marktpanik wenn sich die US-Geldpolitik ändert - Hat er recht?
Dass die Fed die Zinsen allmählich erhöhen und ihre Anleihekäufe zurückfahren wird, ist schon lange kein Geheimnis mehr. Doch nun, wo die Zeichen auf Umschwung stehen, hat JPMorgan-CEO Jamie Dimon große Sorgen, dass der Markt in Panik verfallen könnte.
Langsam sollen die Zinsen in den USA wieder steigen und schon seit längerem kommuniziert die US-Notenbank Fed sowohl einen behutsamen Zinsanstieg als auch ein Zurückfahren der Anleihekäufe. Die sogenannte Quantitative Lockerung oder kurz "QE" [engl. "Quantitative Easing"] soll damit knapp ein Jahrzehnt nach der großen Finanzkrise allmählich auslaufen. JPMorgan-CEO Jamie Dimon bereitet der bevorstehende Wechsel in der Geldpolitik jedoch Kopfzerbrechen. "Ich möchte die Öffentlichkeit nicht erschrecken", sagte er am Montag in der CNBC-Sendung "Closing Bell", "aber wir hatten nie QE. Wir haben die Umkehrung nie gehabt. Die Regelungen sind jetzt unterschiedlich, die Geldübertragung ist jetzt unterschiedlich, Regierungen haben zu viele Schulden gemacht und die Leute können in Panik geraten, wenn sich Dinge ändern." Droht nun also eine solche Marktpanik?
Dimon: Was, wenn die Fed die Zinsen schneller anheben muss?
Zwar hat die Fed eine langsame Straffung versprochen, doch es könnte Gründe geben, die die US-Notenbank doch zu einem schnelleren Vorgehen drängen könnten. Dies könnte die momentan brummende US-Wirtschaft mit einem Schlag abwürgen, befürchtet Dimon. Denn auch hier seien die Entscheidungsträger in fremden Gewässern. Nun plant die US-Regierung neuerliche Zölle von 200 Milliarden US-Dollar auf chinesische Waren, auch das beschert Dimon Bauchschmerzen. Seine Sorgen teilen auch andere Marktexperten, "CNBC" holte kürzlich einige Expertenstatements ein.
Was andere Marktexperten zum QE-Ausstieg sagen
Larry Summers, ehemaliger US-Finanzminister und nationaler Wirtschaftsberater in der Regierung unter Barack Obama, blickt ebenfalls mit Vorsicht auf die anstehende geldpolitische Straffung. "Die Annahme, die sich in den Äußerungen der Fed und den meisten Kommentaren manifestiert, ist, dass die Geldpolitik im Laufe der Zeit durch steigende Zinssätze und einer Umkehrung der Quantitativen Lockerung gestrafft werden sollte. Vielleicht ist eine Verschärfung jedoch mit echten Gefahren verbunden und muss mit großer Sorgfalt durchgeführt werden", so Summers. Andererseits hält er den Zeitpunkt für den Ausstieg aus QE durchaus für passend: "Die Fed hat sich einem symmetrischen Inflationsziel von zwei Prozent verschrieben und die Inflation lag acht Jahre lang unter zwei Prozent. Wenn eine boomende Wirtschaft im neunten Jahr der Erholung mit diesem Auftakt nicht die Zeit für eine Inflation über zwei Prozent wäre, wann dann?"
Auch Hedgefonds-Manager Ray Dalio zeigte sich gegenüber "CNBC" besorgt. "Die Befugnisse der Zentralbanken, die Kontraktionen umzukehren sind begrenzter als je zuvor", so Dalio mit Verweis auf die niedrigen Zinssätze, wodurch die Quantitative Lockerung weniger effektiv sei. Aus diesen Gründen mache er sich Gedanken darüber, wie wohl der nächste Konjunkturabschwung aussehen werde. "Es ist allerdings nicht wahrscheinlich, dass der Abschwung bald kommt", nimmt Dalio jedoch an. Demnach bestünde kein akuter Grund für eine Marktpanik.
Die Bank of America Merill Lynch äußerte sich konkreter. Es bestehe kein Zweifel, "dass eine quantitative Straffung zeitweise […] zu höheren Zinsen, breiteren Kreditspreads und sehr volatilen Marktbedingungen" führen werde.
Was macht die Fed?
Nun steht ein weiterer Zinsentscheid der US-Notenbank unmittelbar bevor. Die meisten Experten gehen jedoch davon aus, dass die Fed bei dieser Sitzung von einer weiteren Zinserhöhung absehen, den übergeordneten Kurs einer behutsamen geldpolitischen Straffung jedoch beibehalten werde. Damit würde der Leitzins bis auf weiteres in einer Spanne von 1,75 bis 2,00 Prozent verbleiben. Erst im Juni hatte die Fed den Zins auf dieses höchste Niveau seit der Finanzkrise angehoben, es war die zweite Zinsanhebung in diesem Jahr - zwei weitere sollen in 2018 noch folgen, prognostizierte die Fed. Ein Abweichen von diesem Kurs könnte den ohnehin ängstlich auf die US-Geldpolitik blickenden Markt jedoch möglicherweise noch nervöser werden lassen. Ob diese Nervosität jedoch in eine veritable Panik umschlagen wird, wird sich in der Zukunft zeigen müssen.
Redaktion finanzen.net
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