Drama um Hellas: Die Spannung steigt
Die Spannung steigt: Wird Griechenland die nächste Hilfstranche erhalten?
Von Gottfried Urban, Vorstand der Neue Vermögen AG Werden die Privatgläubiger das Umtauschangebot für griechische Anleihen annehmen? Anleger können sich auf zwei Szenarien vorbereiten: Das weniger wahrscheinliche dürfte ihnen das Blut in den Adern gefrieren lassen, im anderen ist leichter Optimismus angebracht.
(Horror-)Szenario 1: Falls die Euro-Staaten Hilfe verweigern und die Gläubiger das Umtauschangebot nicht akzeptieren, dürften der Zahlungsausfall und der Austritt aus der Euro-Zone unausweichlich sein. Ein Schuldenschnitt wäre dann die letzte Option. Griechenlands Bankensektor würde wegbrechen, die Wirtschaft kurzfristig kollabieren. Aus Angst vor Ansteckung kämen massenhaft portugiesische, spanische und italienische Anleihen auf den Markt. Die Aktienmärkte würden deutlich nachgeben, und für deutsche Staatsanleihen gäbe es vermutlich noch einen weiteren massiven Nachfrageschub.
Es gibt keinen Plan B
(Hoffungs-)Szenario 2: Angesichts dieser erschreckenden Perspektiven und wegen des Fehlens eines Plans B dürften die Gläubigerstaaten alles daran setzen, Griechenland in der Euro-Zone zu halten. Daher wird die Mehrheit der institutionellen Griechenland-Gläubiger beim Umtausch der alten Anleihen in neue, langlaufende und von der Euro-Gemeinschaft teilbesicherte Anleihen freiwillig mitmachen. Bis Mitte Oktober müssen dazu die verbindlichen Zusagen erfolgen.
Die Drohung Griechenlands, das Vorhaben scheitern zu lassen, sofern nicht mindestens 90 Prozent der Bonds getauscht werden, erscheint wenig glaubhaft, da ein Zahlungsausfall weder im Interesse des Landes noch der Gläubiger wäre. Doch selbst eine geringere freiwillige Umtauschquote von nur 70 bis 80 Prozent wäre ein Erfolg. Wer das Verlängerungsangebot nicht annimmt, wird bei Fälligkeit vermutlich durch den europäischen Rettungsschirm EFSF zu 100 Prozent schadlos gehalten. Der Zahlungsausfall wäre so abgewendet.
Lebensversicherungen hängen an den Südstaaten
Im Fall eines solchen erfolgreichen Umtauschs könnten Investoren zumindest auf Sicht der nächsten zwei bis drei Jahre ein wenig Hoffnung schöpfen: 80 Milliarden Euro, sonst bis 2014 fällig, würden dadurch auf einen Zeitraum jenseits des Jahres 2025 verschoben. Das Damokles-Schwert über der griechischen Wirtschaft würde abgehängt, und Hellas hätte die Zeit und die Chance, sich allmählich zu erholen. Europas Aktienmärkte sollten dann aufatmen und deutlich nach oben tendieren.
Übrigens ist der erfolgreiche Bonds-Tausch auch im Interesse der Deutschen. Denn im Falle einer griechischen Staatsinsolvenz wäre die private Altersvorsorge vieler Bundesbürger betroffen, die Geld in Lebensversicherungen angelegt haben, denn in deren Portfolien finden sich auch Staatspapiere der europäischen Südländer. Die Rettung der klammen Krisenstaaten bedeutet für zahlreiche Deutsche also auch die Rettung ihrer überwiegend auf Zinspapieren und Lebensversicherungen beruhenden Altersvorsorge.
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