Daumenschrauben für die Euro-Schuldensünder
Mit dem Ende des dramatischen Teils der Schuldenkrise verlangsamt sich das Reformtempo.
Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem drückt aufs Tempo. Er wolle die Wirtschaftsreformen in den Euroländern beschleunigen, verriet er der FAZ. Doch Dijsselbloem will noch mehr. Vor allem dann, wenn Länder, wie kürzlich Frankreich, mehr Zeit zur Korrektur ihres Staatsdefizits bekommen, will der Eurogruppen-Chef die Länder im betreffenden Zeitraum zu bestimmten Reformen verpflichten. So muss es auch sein: Es geht im Grunde um eine verlässliche Umsetzung der Reformen als Preis für den Kauf von mehr Zeit. Wenn EU-Krisenländer Geld bekommen, müssen sie eine Gegenleistung erbringen, um neues Vertrauen zu schaffen und die Grundlage für ihre eigene Sanierung zu legen.
Dazu sollte der Stabilitätspakt verschärft werden. Wenn dann die Staaten die Reformen nicht pünktlich umsetzen, soll ihnen die Zusatzzeit verweigert werden. Ohne Daumenschrauben für die Schuldensünder geht es offenbar nicht, wie die Vergangenheit gezeigt hat. Diese Anpassung des Stabilitätspakts soll nach Dijsselbloems Vorstellung mit einer erneuten Änderung des EU-Stabilitätspakts erreicht werden. Gibt es eine Entwicklung, die nichts Gutes verheißt: Mit dem Ende des dramatischen Teils der Euro-Schuldenkrise verlangsamt sich das Reformtempo in den Euroländern. Dagegen braucht man eben Daumenschrauben.
Indessen weist die EU-Kommission darauf hin, dass schon jetzt Länder, die mehr Zeit erhielten, zu Reformen verpflichtet seien. Diese müssten „die notwendigen Maßnahmen wie etwa Strukturreformen" umsetzen. „Wir überwachen das genau“, hat EU-Wirtschafts- und Währungskommissar Olli Rehn immer wieder versichert. Überwachen, so mag man denken, ist das eine, die Reformen auch durchsetzen das andere.
Immerhin, eine Erweiterung der Milliardenhilfen zur Sanierung maroder spanischer Banken hält Dijsselbloem aller Voraussicht nach nicht für nötig. Schon vor der für Dezember geplanten Überprüfung der finanziellen Ausstattung gibt er Entwarnung. Das Problem eines überdimensionierten spanischen Finanzsystems sei inzwischen gelöst. Nicht gelöst ist dagegen die Rekordarbeitslosigkeit von rund 27 Prozent in Spanien. Dem Krisenland stehen noch weitere harte Reformen bevor.
Bei Finanztransaktionssteuer kommt es auf Details an
Wenn die Margen der Market Maker unter Druck geraten, werden die Preise für Investoren schlechter.
In ihren Koalitionsverhandlungen um die Einführung einer europäischen Finanztransaktionssteuer wollen CDU/CSU und SPD vor allem eins vermeiden: dass es den Privatanleger trifft. Man wolle eine Finanztransaktionssteuer (FTT) mit breiter Bemessungsgrundlage und niedrigem Steuersatz zügig umsetzen, heißt es in einem Eckpunktepapier der großen Koalitionsrunde. Die Auswirkungen auf Altersversorgung, Kleinanleger und Realwirtschaft sollen bewertet, sowie negative Folgen vermieden werden. Zugleich sollen „unerwünschte Formen von Finanzgeschäften" zurückgedrängt werden. Das sind alles lobenswerte Absichtserklärungen. Entscheidend aber wird sein, wie man diese konkret umsetzt.
Sollten etwa Market Maker, die u.a. ständig Preise stellen und damit für Liquidität und enge, anlegerfreundliche Geld-/Briefspannen sorgen, einer Finanztransaktionssteuer unterliegen, so kann sich dies ganz schnell auch auf den Privatanleger auswirken. Denn dadurch würden sich die Geld-/Briefspannen ausweiten – mit der Folge, dass auch Privatanleger schlechtere Preise bekommen würden. War man bis vor Kurzem noch von einer FTT-Abkehr seitens der Politik ausgegangen, so werden nun die Karten wieder neu gemischt. Ausgang ungewiss und es wird bei der Umsetzung der Finanztransaktionssteuer auf die Details ankommen.
Enttäuschend war auch eine andere Meldung aus dem Kreise der Koalitionäre. Demnach verabschiedet sich der amtierende Finanzminister Wolfgang Schäuble offensichtlich von dem Ziel, 2015 mit dem Abbau von Schulden zu beginnen. Sein Ministerium beteuerte zwar, man werde dauerhaft auf neue Kredite verzichten. Priorität soll aber die Schuldenquote gemessen an der Wirtschaftsleistung haben. Na ja, diese Formulierung dürfte wohl ein Hinweis auf eine gewisse Lockerung des Sparkurses gewesen sein.
Corporate Bonds: Primärmarkt springt wieder an
Deutsche Bahn emittiert siebenjährigen Bond.
In der vergangenen Woche hat die Emissionstätigkeit wieder deutlich zugenommen. So begab Tennet, ein 1998 gegründeter niederländischer Stromnetzbetreiber mit Sitz in Arnheim, zum Wochenschluss noch eine 7-jährige Anleihe (A1HSTL) mit Fälligkeit November 2020. Der Kupon beträgt 2,125%. Gepreist wurde die Anleihe bei +60 bps über Mid Swap. Das Volumen der Anleihe beträgt 500 Mio. €. Der Emissionspreis wurde bei 99,512% festgestellt.
Am Montag wurde eine 7-jährige Anleihe der Deutschen Bahn AG mit Fälligkeit November 2020 emittiert. Der Kupon liegt bei 1,75%. Gepreist wurde die Anleihe bei +26 bps über Mid Swap. Das Volumen der Anleihe (A1HSX0) beträgt 300 Mio. €. Der Emissionspreis wurde bei 99,284% fixiert.
Am Dienstag refinanzierte sich Procter & Gamble, ein US-amerikanischer, weltweit vertretener Konsumgüter-Konzern mit Hauptsitz in Cincinnati, mittels einer 8-jährigen Anleihe (A1HSYA) mit Fälligkeit November 2021. Der Kupon ist bei 2,00% fixiert. Gepreist wurde die Anleihe bei +32 bps über Mid Swap, was einem Emissionspreis von 99,452% entsprach. Das Volumen der Anleihe umfasst 750 Mio. €.
Und am gestrigen Mittwoch wurden nochmals mehrere Emittenten am Kapitalmarkt aktiv. So begab Coca Cola, ein US-amerikanischer Getränkehersteller mit Schwerpunkt auf Erfrischungsgetränken, eine 10-jährige Benchmark-Anleihe (A1HSYF) im Volumen von 350 Mio. €. Gepreist wurde die Anleihe mit einem Kupon von 2,625% bei 99,636%. Aber auch Iberdrola, ein spanischer Versorger, emittierte eine lange 8-jährige Benchmark-Anleihe im Volumen von 500 Mio. €. Gepreist wurde dieser Bond mit einem Kupon i.H.v. 3,00% zu 99,128%, was einem Spread von +138 bps über Mid Swap entsprach.
Faule Kredite auf Höchststand
Das sind echte Zeitbomben, die da in den Bilanzen der Institute ticken.
Es ist was faul im Staate des Euros. Und das sind die Kredite. 2013 gelten 7,8% der Kreditsumme in den Büchern der Euro-Banken als ausfallgefährdet. So viel wie noch nie, schreibt die Unternehmensberatung Ernst & Young. Aufgrund der anhaltenden Rezession in vielen Euroländern steigt die Zahl der Firmen und Privatleute, die ihre Schulden nicht mehr zurückzahlen können. Besonders betroffen sind Banken in Spanien und Italien, wo der Anteil der faulen Kredite mit 12% und 11,5% am höchsten ist. Das sind echte Zeitbomben, die in den Bilanzen dieser Institute ticken. Immerhin, laut Ernst & Young, ist die Spitze des Eisbergs erreicht.
Aber auch der drastische Gewinneinbruch bei der Deutschen Bank lässt die Investoren aufhorchen, denn die Probleme der Banken lassen sich in einer globalisierten Welt nicht durch Staatsgrenzen aufhalten.
Niedrigzinsphase schadet der Branche
Medizin mit Nebenwirkungen
Längst hat sie sich den Respekt der Branche verdient. Und nun macht sich Elke König auch noch zur Anwältin der Finanzinstitute, zumindest in Sachen Niedrigzinsniveau. Dieses wird im Euroraum nach Einschätzung der Präsidentin der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin), die Elke König ist, nämlich zunehmend zur Belastung für Banken und Bausparkassen. Bleibe das Zinsniveau so niedrig, werde die Branche weiter gegensteuern und über neue Lösungen und andere Geschäftsmodelle nachdenken müssen, sagte König bei einer Bankentagung der Börsen-Zeitung. „Die Medizin, die die EZB den Banken und den Staaten verabreicht hat, um sie zu stützen, hat wie jede Medizin Nebenwirkungen", stellte König treffend fest. Damit haben Banken und Bausparkassen es amtlich, zumindest von ihrer eigenen Aufsichtsbehörde: Die Niedrigzinsphase schadet ihrem Geschäft.
Italien macht mehr Schulden als angenommen
Fitch lässt Ausblick auf negativ.
Während Staatshaushalt und Privatvermögen zur Stabilisierung des Landes beitragen, bleibt das Wirtschaftswachstum Italiens Achillesferse. Die Ratingagentur Fitch hat das BBB+ für Italien zwar bestätigt, den Ausblick allerdings auf negativ belassen.
Die Agentur gesteht Italien zu, substanzielle Fortschritte bei der Konsolidierung des Staatshaushalts gemacht zu haben. Das Mittelfristziel eines ausgeglichenen Haushalts sei damit in Reichweite. Die EU hat ihr Verfahren wegen Überschreiten des Budgetdefizits von 3% bereits im Mai eingestellt. Das Defizit betrug vergangenes Jahr 3%, nachdem das Land strukturell 2,3% eingespart hatte. Aber dennoch wird die Schuldenquote in 2014 im Verhältnis zum BIP mit 133% statt 130% einen Höchststand erreichen. Diese Tatsache überrascht umso mehr, weil noch im Frühjahr dieses Jahres auch die Ratingagentur Fitch dies anders einschätzte. Als Hauptgrund hierfür wird die Rückzahlung von Schulden des Staates an Unternehmen i.H.v. 50 Mrd. € angesehen. Dennoch sieht Fitch das bestehende Rating Italiens durch die Größe und Diversifikation der italienischen Wirtschaft, das Vermögen der Privatpersonen und deren relativ geringe Verschuldung als gerechtfertigt an. Die italienische Staatsfinanzierung hat sich zudem in der Krise als flexibel und widerstandsfähig erwiesen.
Politischer Rentenmarkt ist ein schlechter Kronzeuge
Rentenmarkt ist geprägt von der Geldschwemme der Notenbanken und deren Entschlossenheit, die Zinsen am Boden zu halten.
Der Sprung des Dax über die Schwelle von 9.000 Punkten lässt Investoren über Gewinnmitnahmen nachdenken – so das Kalkül der Analysten des Analysehauses Sentix. Die „runde Marke" habe die Anleger weit weniger begeistert als die Medien, schreibt der Sentix-Experte Manfred Hübner in einer aktuellen Studie. Vielmehr hätten die professionellen Investoren bereits vor Erreichen dieser Schwelle begonnen, Aktien zu veräußern. Trotz eines leichten Positionsabbaus institutioneller Investoren aber hat sich laut Sentix das gesamte Positionsrisiko für den Aktienmarkt durch den „beherzten Zukauf“ von Privatanlegern weiter erhöht.
Aktien würden oberhalb der runden Marke zunehmend als teuer empfunden, meint Hübner. Nun gelte es, nach Alternativen Ausschau zu halten. Der Blick der Anleger fällt dabei laut Sentix auf den Rentenmarkt, der sich allen Unkenrufen zum Trotz auch im Herbst gut behauptet habe. Dabei scheinen die Experten von Sentix allerdings eins zu übersehen: Der Rentenmarkt ist derzeit ein politischer Markt, geprägt von der Geldschwemme der Notenbanken und deren Entschlossenheit, die Zinsen am Boden zu halten. Aus dem Umstand, dass sich der Rentenmarkt gut gehalten habe, abzuleiten, Investoren am Aktienmarkt würden sich nach Alternativen umsehen, führt daher in die Irre. Denn an einem politisch geprägten Markt sind Angebot und Nachfrage verzerrt. Daher ist ein politisch geprägter Markt kein verlässlicher Kronzeuge.
Euro-Bund-Future: Süßes oder Saures?
Totgesagte leben länger!
Heute ist Halloween, und wie die Kinder heute Abend in ihren Kostümen von Haus zu Haus schleichen werden, so schlich sich auch der Euro-Bund-Future in der vergangnen Handelswoche, kommend von 140,70%, an die Marke von 142,00% heran. In diesem Bereich wurde auch ein neues Zwei-Monats-Hoch markiert. Was auf etwas schwächer, als erwartet ausgefallene Einkaufsmanager- und Ifo-Geschäftsklima-Indizes zurückzuführen ist. Vor der gestrigen FOMC-Sitzung hat sich in den Köpfen der Marktteilnehmer zwar der Gedanke: „Süßes oder Saures“ breit gemacht, aber da es in Sachen Tapering keine wesentlichen Änderungen gab, blieb das große Gruseln aus.
Die Charttechnik zeigt uns, dass der starke Widerstand der vergangenen Woche, im Bereich zwischen 141,80% und 142,00% weiterhin intakt ist. Des Weiteren ist bei 142,37%, dem Höchstkurs vom 19.07.2013, ein weiterer Widerstand auszumachen. Und die erste tragfähige Unterstützung bildet neben der psychologisch wichtigen Marke um 141,00% insbesondere der Bereich um 140,50% (diverse Hochs im Oktober 2013).
Neuemissionen: USA nimmt in dieser Woche über 200 Mrd. US-Dollar auf!
Zehnjährige Anleihe des Bundes 1,7-fach überzeichnet
Die jüngste Telefonüberwachung durch die NSA scheinen in den USA einen erhöhten Investitionsbedarf ergeben zu haben. Denn über 200 Mrd. US-Dollar wurden in dieser Woche refinanziert. So wurden Geldmarktpapiere in einem Volumen von 109 Mrd. US-Dollar angeboten und zusätzlich wurden T-Bonds mit verschiedenen Laufzeiten in einem Gesamtvolumen von 96 Mrd. US-Dollar begeben.
Im Euroraum wurden zwei Anleihen Italiens aufgestockt, mit Endfälligkeiten in 2018 und 2024, die nicht zuletzt dank der stabilen Ratingeinschätzung rege nachgefragt wurden. Somit konnte sich das Sorgenkind 6 Mrd. Euro zu günstigeren Konditionen als zuvor sichern.
Auch der hohe Norden war aktiv. Die finnische Regierung stockte zwei Altemissionen auf, mit Endfälligkeiten in 2018, sowie 2042.
In Deutschland wurde die Bundesanleihe (WKN 110232) mit Fälligkeit im August 2023 planmäßig um 4 Mrd. €, auf nun insgesamt 14 Mrd. € aufgestockt. Die Durchschnittsrendite lag bei 1,71%. Die Aufstockung wurde vom Markt positiv aufgenommen, was die 1,7-fache Überzeichnung widerspiegelt.
Währungsanleihen: Alle Blicke sind weiterhin nach Amerika gerichtet
Wiedergeburt der norwegischen Krone
Der Abhörskandal um Bundeskanzlerin Angela Merkel sorgte in den vergangenen Tagen für großes Aufsehen. Wie gern hätten auch einige Marktteilnehmer bei der gestrigen FOMC-Sitzung gelauscht und Mäuschen gespielt, doch dies ist nur der NSA vorbehalten.
Wir müssen uns allerdings auf die Informationen konzentrieren, die für die Allgemeinheit bestimmt sind. Und so konnten wir feststellen, dass es in Sachen US-Geldpolitik keine bahnbrechenden Neuigkeiten gibt. Insofern fielen die Reaktionen am Devisenmarkt eher moderat aus. Das zum Wochenausklang erreichte 2-Jahres-Hoch bei 1,3832 USD konnte in der Folge nicht ganz gehalten werden. Jedoch bewegt sich die Einheitswährung weiterhin auf einem hohen Niveau und somit relativ stabil um die Marke von 1,37 USD.
Etwas anders präsentiert sich der Euro im Vergleich zur norwegischen Krone. Konnte noch zu Monatsbeginn ein neues 3-Jahres-Hoch (8,2045 NOK) erreicht werden, zeigte sich die Krone in den vergangenen Handelstagen erholt und notiert aktuell bei 8,09 NOK.
Einige Anleger sahen darin eine Chance, um sich in Anleihen auf norwegische Kronen zu engagieren. Neben diesen Bonds, gehörten auch Währungsanleihen auf australische Dollar, US-Dollar, sowie brasilianische Real zu den gefragten Titeln.
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Der Autor dieses Artikels ist Klaus Stopp, Leiter der Skontroführung Renten bei der Baader Bank AG. www.Baadermarkets.de
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