Diese chinesischen Firmen könnten nach dem DiDi-Debakel ebenfalls nach Hongkong wechseln
Der chinesische Fahrdienstvermittler DiDi zieht sich auf Druck chinesischer Regulatoren von der New Yorker Börse zurück und strebt ein Listing in Hongkong an. Das Beispiel könnte Schule machen.
Werte in diesem Artikel
• Sino-amerikanische Spannungen mit weitreichenden Folgen für die Börse
• China erhöht Druck auf chinesische Unternehmen mit US-Börsennotierung
• Zahlreiche Unternehmen könnte es an die Hongkonger Börse ziehen
Anfang Dezember, nur rund fünf Monate nach seinem Debüt an der Wall Street, kündigte DiDi Global an, sich von der Börse in New York zurückzuziehen und stattdessen für 2022 eine Notierung in Hongkong anzustreben. Der Uber-Rivale hatte seinen US-Börsengang im Sommer gegen den Widerstand aus Peking durchgezogen und befand sich seitdem im Fadenkreuz der Aufsichtsbehörde. Die mächtige chinesische Cyberspace-Aufsichtsbehörde CAC hat inzwischen die Löschung der DiDi-App aus chinesischen App Stores angeordnet und warf dem Unternehmen nach einer Untersuchung "schwerwiegende Verstöße" bei der Erhebung und Verwendung personenbezogener Daten vor.
Chinesische Firmen sammeln eigentlich schon seit vielen Jahren Kapital an den US-Börsen ein. Doch angesichts der anhaltenden sino-amerikanischen Spannungen wuchsen auf beiden Seiten die Vorbehalte gegen diese Tradition. So äußerte China zunehmend Sicherheitsbedenken und hat deshalb zuletzt eine ganze Reihe chinesischer Internet-Firmen untersucht und strengere Regeln für sie angekündigt. Auf der anderen Seite kritisieren US-Experten die mangelnde Transparenz vieler in New York gelisteter chinesischer Unternehmen und deren unklare Verbindungen zur Kommunistischen Partei.
Hongkong als Alternative
Für Investoren wird es spannend werden, welche chinesischen Unternehmen wohl dem Beispiel DiDis folgen werden. Bloomberg-Analysten zufolge könnten die regulatorischen Eingriffe dazu führen, dass chinesische Unternehmen, welche aktuell nur an einer US-Börse gelistet sind und die zusammen auf eine Marktkapitalisierung von fast 200 Milliarden US-Dollar kommen, womöglich bald nach Hongkong oder Festlandchina zurückkehren müssen.
Für solche chinesischen Unternehmen, die den Druck der Behörden zu spüren bekommen, könnte eine Notierung in Hongkong eine gute Alternative sein. Damit hätten sie nämlich weiterhin Zugang zu internationalen Investoren und würden gleichzeitig den Wünschen Pekings entgegenkommen. Laut "Bloomberg" wäre eine Notierung in Hongkong zudem einfacher und schneller als auf dem chinesischen Festland.
Pinduoduo
Der Onlinehändler Pinduoduo ist das nach Marktkapitalisierung größte ausschließlich am amerikanischen Aktienmarkt notierte chinesische Unternehmen und gehört laut "Bloomberg" somit zu den heißen Kandidaten der möglichen Heimkehrer. Auf seiner Internetplattform bietet das Unternehmen aus Shanghai seinen Kunden eine breite Produktpalette an, die unter anderem Lebensmittel, Mode, Kosmetik und Elektroartikel umfasst. Ähnlich wie bei der Webplattform Groupon werden dabei auch Schnäppchenkäufe angeboten und Gruppenermäßigungen organisiert.
NIO
Der chinesische E-Auto-Hersteller NIO könnte dem Beispiel seiner Branchenkollegen XPeng und Li Auto folgen, die bereits an der Hongkonger Börse notieren. NIO entwickelt sich zunehmend zu einem ernstzunehmenden Konkurrenten für Tesla. Zwar sind die Chinesen bei den Stückzahlen noch weit vom Marktführer entfernt, doch sie machen sich daran aufzuholen. So wurde erst im Dezember ein neues Modell vorgestellt, das in Konkurrenz zu Teslas beliebtestem E-Auto, dem Model 3, treten soll.
KE Holdings
Auch der chinesische Immobilienkonzern KE Holdings Inc könnte dem behördlichen Druck nachgeben, glaubt man bei "Bloomberg". Neben seinem Immobilienmaklergeschäft bietet der Konzern über seine Online- und Offline-Plattform Beike Dienstleistungen im Bereich von Haustransaktionen an. Zu seinem Serviceangebot zählen dabei z.B. auch Hausrenovierungs- und Finanzdienstleistungen.
Kanzhun
Die Kanzhun Ltd debütierte erst im Juni an der Wall Street, doch ähnlich wie DiDi könnte sie aufgrund des staatlichen Drucks schon bald eine Notierung in Hongkong anstreben. Als Online-Rekrutierungsdienst verbindet sie mittels ihrer interaktiven mobilen Anwendung "BOSS Zhipin" Arbeitssuchende und Unternehmensnutzer miteinander. Dabei konzentriert sich Kanzhun auf die Bereitstellung von Benutzererfahrungen.
Tencent Music
Auch die Tencent Music Entertainment Group, die seit 2018 an der Wall Street gelistet ist, könnte Konsequenzen aus dem angespannten politischen Umfeld ziehen und einen Börsengang in Hongkong ins Auge fassen. Die Plattform des Musikunterhaltungsunternehmens umfasst neben Online-Musikdiensten auch noch Online-Karaoke- und musikzentrierte Live-Streaming-Dienste.
Futu Holdings
Bereits seit März 2019 notiert die Futu Holdings Limited an der NASDAQ, doch nun könnte sie zu den Unternehmen zählen, die sich der Börse Hongkong zuwenden. Der Wertpapier-Broker ermöglicht es seinen Kunden, über seine digitale Brokerage-Plattform "Futu NiuNiu" Aktien, Warrants, Optionen und ETFs marktübergreifend zu handeln.
Doch obwohl Futu ebenso wie Robinhood in der Brokerbranche aktiv ist, unterscheiden sich die Unternehmen dennoch deutlich in der Art und Weise, wie sie ihr Geld verdienen. So verdient Futu an den Trading-Gebühren, d.h. je häufiger User über die App Aktien kaufen und verkaufen, desto mehr Geld fließt in die Unternehmenskassen. Robinhood andererseits wird von Börsenhändlern dafür bezahlt, Kundenaufträge an diese weiterzuleiten. Bei diesem umstrittenen Payment-for-order-flow-Modell erhält Robinhood also eine Provision pro weitergereichtem Trade.
iQiyi
Auch der chinesische Online-Unterhaltungsdienster iQiyi Inc. könnte nach Hongkong schielen. Neben seiner unterhaltungsbasierten Social-Media-Plattform iQiyi Paopao bietet das chinesische Unternehmen eine weitere Anwendungsplattform für Videoinhalte wie Filme, Fernsehspiele, Varietéshows und Anime an.
Redaktion finanzen.net
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