Bundeswirtschaftsministerium: Wirtschaftsabschwächung im Winter dürfte "insgesamt mild ausfallen"
Das Bundeswirtschaftsministerium hat betont, dass aktuelle Indikatoren derzeit eine erwartete wirtschaftliche Abschwächung im Winterhalbjahr 2022/23 belegen.
"Diese dürfte aber insgesamt mild ausfallen", hob das Ministerium in seinem Monatsbericht hervor. Dennoch belasteten die zunehmend bei den Verbrauchern ankommenden Preissteigerungen, Unsicherheiten über die wirtschaftlichen Perspektiven und steigende Zinsen die konjunkturelle Entwicklung zu Jahresbeginn. Sie sorgten für eine Investitionszurückhaltung.
Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft habe sich gemäß ifo-Umfragen im Januar weiter aufgehellt. Fast alle Wirtschaftsbereiche seien zuversichtlicher gewesen als zuvor. "Das ist ein weiteres Indiz dafür, dass die wirtschaftliche Abschwächung im Winter milde ausfallen dürfte", hob das Ministerium hervor. Zum Jahresende 2022 habe sich die Dynamik der deutschen Wirtschaft spürbar abgeschwächt. Im vierten Quartal sei das Bruttoinlandsprodukt um 0,2 Prozent gegenüber dem Vorquartal zurückgegangen. Das Jahresergebnis sei auf 1,8 Prozent nach unten korrigiert worden.
"Vor allem der private Konsum und die Investitionen dürften sich im vierten Quartal schwächer entwickelt haben", erklärte das Ministerium. Bei den privaten Haushalten dämpften die zunehmend spürbaren Preissteigerungen und die damit verbundenen Kaufkraftverluste. Das wirke sich auch auf die konsumnahen Dienstleistungsbereiche aus. "Angesichts der unsicheren wirtschaftlichen Perspektiven und steigenden Zinsen könnten auch Investitionsprojekte zunächst zurückgestellt werden."
Dämpfer für die Industrie
Die Industrie werde weiterhin von hoher Unsicherheit und hohen Energiepreisen belastet. Die Industrieproduktion habe zum Jahresende einen Dämpfer erhalten. Die Automobilindustrie habe zwar merklich expandieren können, aber in anderen Bereichen wie dem Maschinenbau sei die Ausbringung derweil deutlich zurückgegangen. Bei den Auftragseingängen im Verarbeitenden Gewerbe habe sich im Dezember indes der seit Februar vergangenen Jahres zu beobachtende Abwärtstrend erst einmal nicht weiter fortgesetzt. Das Weihnachtsgeschäft sei im Einzelhandel schwach ausgefallen. Die Umsätze seien im Dezember gegenüber dem Vormonat deutlich zurückgegangen. Bei der Stimmung unter den Verbrauchern habe der positive Trend hingegen angehalten.
Die Inflationsrate habe im Januar mit voraussichtlich 8,7 Prozent weiter spürbar unter der 10-Prozent-Marke gelegen, betonte das Wirtschaftsministerium. Auch auf den vorgelagerten Absatzstufen sei in den vergangenen Monaten in Anbetracht nachlassender Energiepreise eine gewisse Entspannung zu beobachten gewesen. Die Bundesregierung gehe in ihrer Jahresprojektion für 2023 von einem Verbraucherpreisanstieg um 6,0 Prozent aus, bekräftigte das Wirtschaftsministerium. Die Gas- und Strompreisbremsen federten die verzögerte Weitergabe der höheren Beschaffungspreise durch die Energieversorger an die privaten Haushalte ab, "auch schon rückwirkend für Januar und Februar".
Der Arbeitsmarkt bleibe ungeachtet der wirtschaftlichen Abschwächung angespannt. Der Beschäftigungsaufbau habe sich zuletzt weiter fortgesetzt, die Zahl der Arbeitslosen sei saisonbereinigt gefallen. "Frühindikatoren deuten auf eine steigende Einstellungsbereitschaft und eine weiter abnehmende Arbeitslosigkeit hin", konstatierte das Ministerium.
DJG/ank/sha
BERLIN (Dow Jones)
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