Deutsche Bank macht 2008 mit Zinswetten kräftig Kasse
Die Deutsche Bank hat in Geschäften mit skandalträchtigen Referenzzinssätzen wie dem Libor in der Vergangenheit offenbar kräftig Kasse gemacht.
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Mindestens 500 Millionen Euro Gewinn soll der deutsche Branchenprimus allein 2008 aus Wetten auf die Entwicklung der London Interbank Offered Rate (Libor) und anderer Referenzzinssätze eingestrichen haben, wie aus internen Dokumenten der Deutschen Bank hervorgeht, in die das Wall Street Journal Einblick hatte.
Derzeit untersuchen Behörden, ob und wenn ja in welchem Ausmaß die Deutsche Bank und andere Großbanken Referenzzinssätze manipuliert haben. Im so genannten Libor-Skandal sollen Banken vor allem in den Jahren 2005 bis 2009 durch manipulierte Zinssätze höhere Handelsgewinne eingestrichen haben. Bereits kleinste Veränderungen der Zinssätze können enorme Auswirkungen haben. Auf Zinssätzen wie dem Libor basieren Finanzgeschäfte im Volumen von hunderten Billionen Euro.
Aus den Dokumenten, die den Ermittlern von einem ehemaligen Mitarbeiter der Deutschen Bank zugespielt wurden, wird nun erstmals ersichtlich, auf welche Weise und in welchem Umfang ein Finanzinstitut akribisch eine Kette von Handelsgeschäften konstruiert hat, um bereits aus geringfügigen Veränderungen der Zinssätze möglichst hohe Gewinne abzuschöpfen.
Wie aus den Dokumenten hervorgeht, hatte das größte deutsche Geldhaus geschätzt, bis Ende September 2008 bei einer Änderung des Libor oder seines kleinen Bruders, dem Euribor, von einem Hundertstel eines Prozentpunktes bis zu 68 Millionen Euro verdienen oder aber auch verlieren zu können. Die Deutsche Bank selbst gibt sich gelassen: Die Handelsstrategie unterliege den Risikobeschränkungen des Hauses und sei zudem in der Branche weit verbreitet. Den Verdacht der Manipulation wies die Bank weit von sich: Die Handelsgeschäfte hätten lediglich auf Schätzungen über die Entwicklung der Zinssätze beruht und zu keiner Zeit darauf abgezielt, Interbankenzinssätze unrechtmäßig zu beeinflussen.
Der frühere Deutsche-Bank-Mitarbeiter, der den Ermittlern die Dokumente zugespielt hat, wies die Regulierer den Unterlagen zufolge darauf hin, dass sich einige Angestellte besorgt über das mit den Zinswetten einhergehende Risiko geäußert hätten. Das Management habe diese Bedenken jedoch vom Tisch gewischt mit der Begründung, dass die Bank die Entwicklung der Zinssätze, auf die sie wette, beeinflussen könne. Ein Sprecher der Deutschen Bank sagte zu diesem Vorwurf, diese Behauptung sei grundsätzlich falsch.
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