Weniger Meilen

NASDAQ-Titel Tesla-Aktie: Tesla korrigiert heimlich Angaben zur Reichweite nach unten

17.01.24 23:45 Uhr

NASDAQ-Titel Tesla-Aktie: Tesla korrigiert heimlich Angaben zur Reichweite nach unten | finanzen.net

Tesla ist dafür bekannt, bei der Angabe der Reichweiten seiner Stromer eher optimistische Einschätzungen abzugeben. Dafür wurde der E-Autobauer in der Vergangenheit auch schon von der US-Umweltbehörde EPA gerügt. Nun hat der Autoproduzent in den USA und Kanada die Reichweitenangaben einiger seiner Modelle ohne Vorwarnung nach unten korrigiert. Das könnte dahinter stecken.

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• Tesla korrigiert Reichweitenangaben nach unten
• Anpassung beträgt Reduzierung um sieben bis 37 Meilen
• Neue EPA-Richtlinien vermutlich Ursache



Tesla rudert bei der Reichweitenangabe einiger seiner Modelle zurück. Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, wird die Reichweite einiger Modelle auf der US-amerikanischen und kanadischen Webseite bei der Fahrzeug-Konfiguration nun mit einer geringeren Meilenzahl angegeben. Betroffen ist beispielsweise der Model Y, dessen Performance zuvor 303 Meilen betrug, nun jedoch nur noch mit 285 Meilen angegeben wird. In Kilometer umgerechnet, würde dies einer Reichweitenkürzung um rund 29 km entsprechen.

Auch bei den Fahrzeug-Modellen 3, S und X wird die Reichweite nun jeweils niedriger angegeben. Hier kommt es noch zu Unterschieden bezüglich der genauen Konfiguration. Die Performance-Kürzung beträgt dabei zwischen sieben und 37 Meilen, schreibt Reuters. Die Nachrichtenagentur konnte jedoch nicht feststellen, ob die Reichweiten-Anpassung nach unten bei jeder Variante jeden Modells vorgenommen wurde. In Deutschland und Europa wurden derweil keine Reichweitenänderungen auf den jeweiligen Tesla-Webseiten bemerkt.

Hersteller-Reichweiten-Tests in der Kritik

Offiziell kündigte der E-Autobauer die Reichweitenkürzung weder an, noch erklärte er, warum die Performance seiner Modelle ohne Änderung an der Soft- oder Hardware nun geringer ausfallen sollte. Tatsächlich wurde Tesla in der Vergangenheit jedoch schon für die optimistische Reichweitenschätzung seiner Fahrzeuge gerügt. Reuters selbst veröffentlichte im letzten Jahr Untersuchungsergebnisse, die zeigen, dass der Autobauer vor rund zehn Jahren den Algorithmus manipuliert habe, der die Reichweitenschätzungen des Armaturenbretts in Tesla-Fahrzeugen steuert, damit Fahrer eine optimistischere Performance-Prognose erhielten und somit annahmen, weiter ohne erneutes Laden fahren zu können, als es tatsächlich möglich war.

Darüber hinaus stellte der Bericht der Nachrichtenagentur fest, dass Tesla 2022 ein geheimes Team eingerichtet habe, um Beschwerden über ungenügsame Reichweiten zu unterdrücken sowie jene Servicetermine von Tesla-Besitzern zu stornieren, die mit der Reichweite zu tun hatten.

Dass Tesla versucht die Performance seiner Fahrzeuge eher optimistisch darzustellen, kommt wenig überraschend, wenn man bedenkt, dass eine große Reichweite eines der wichtigsten Kaufargumente für ein E-Auto ist. Generell gehört die abweichende reelle Reichweite jedoch zu einem der größten Kritikpunkte von E-Autos. Dies ist auch der Tatsache geschuldet, dass die Reichweitenschätzung der Hersteller auf Fahrzeug-Tests unter idealen Bedingungen beruht, während die tatsächlichen Nutzer bei jedweden Bedingungen fahren. So geht die Effizienz der Zellen des Akkus bei Stromern beispielsweise im Winter aufgrund der Kälte zurück, was sich wiederum negativ auf die Reichweite auswirkt.

EPA mit neuen Richtlinien

Um der zu hoch gegriffenen Reichweiten-Schätzung entgegenzuwirken, hat die US-Umweltbehörde EPA (Environmental Protection Agency) jüngst neue Richtlinien bei der Reichweitenmessung durchgesetzt. Dies dürfte auch der Grund für Teslas heimliche Reichweitenanpassung auf der amerikanischen und kanadischen Webseite sein.

Fortan müssen Fahrzeughersteller beim Test der Reichweite und der Kraftstoffeffizienz den "Standard"-Modus des zu testenden Fahrzeugs verwenden. Mit dem "Standard"-Modus ist der Modus gemeint, der beim ersten Einschalten des Fahrzeugs genutzt wird. Gibt es einen solchen Standard nicht, muss das Fahrzeug jeweils im besten und schlechtesten Modus getestet werden, damit Durchschnittswerte ermittelt werden können, wie es in einem EPA-Schreiben an Autohersteller heißt, welches Reuters vorliegt. So soll sichergestellt werden, dass die Reichweitenangabe eher die Realität, denn eine Idealvorstellung widerspiegelt. Tesla bietet zahlreiche unterschiedliche Fahrmodi in seinen Fahrzeugen an. Es ist unklar, welcher Modus bisher für die Reichweitentests genutzt wurde.

Darüber hinaus sieht sich Tesla bereits mit einer Untersuchung durch das US-Justizministerium aufgrund womöglich irreführender Reichweitenangaben konfrontiert, deren Ergebnisse noch ausstehen.

Autoexperten begrüßen die Anpassung

Autoexperten begrüßen den proaktiven Schritt Teslas, die Reichweitenangaben seiner Modelle mehr der Realität anzugleichen. Wie die Autowebseite Edmunds gegenüber Reuters zu verstehen gibt, hätten Tesla-Stromer bei ihren Tests stets schlechter abgeschnitten im Vergleich zur beworbenen Reichweite: "Alle acht Tesla-Fahrzeuge, die wir getestet haben, haben die EPA-Schätzungen nicht erreicht.", meint Edmunds-Chefredakteur Alistair Weaver. Der Schritt Teslas, seine Reichweitenschätzung zu revidieren sei daher "ein wichtiger Schritt, um Autokäufern eine genauere Vorstellung davon zu geben, wie weit ihr Fahrzeug mit einer einzigen Ladung kommt."

Nun bleibt abzuwarten, ob auch in Deutschland und anderen europäischen Ländern ähnliche Reichweitenanpassungen nach unten vorgenommen werden.

Redaktion finanzen.net

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