Schäuble: Kein Menü à la carte für Großbritannien beim Brexit
Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble glaubt, dass das austrittswillige Großbritannien möglicherweise noch über ein Jahrzehnt in die EU-Kassen einzahlen muss.
"Möglicherweise gibt es Verpflichtungen, die über den Austritt hinausreichen, zum Teil sogar bis 2030", sagte Schäuble der "Financial Times" (Freitag). "Wir können nicht großzügige Rabatte gewähren", sagte Schäuble und fügte hinzu: Es gebe kein Menü à la carte.
Großbritannien müsse sich ferner an die Regeln halten, wenn es darum geht, ausländische Unternehmen anzulocken. Zuletzt war in Großbritannien der Fall des japanischen Autoherstellers Nissan diskutiert worden, einer der größten Arbeitgeber auf der Insel. Nissan hatte sich mit Rückzugsgedanken im Falle eines Brexit-Votums getragen, Premierministerin Theresa May war daraufhin Berichten zufolge Verpflichtungen gegenüber Nissan eingegangen. Auch Steueranreize für US-Unternehmen stehen in der Kritik.
Die "Financial Times" hatte bereits zuvor berichtet, dass sich die Ausstiegskosten für Großbritannien auf 40 bis 60 Milliarden Euro belaufen könnten. Großbritannien müsse sich zudem darauf einstellen, dass große Finanzunternehmen aus der Londoner City in EU-Länder abwandern werden, darunter die lukrative Euro-Clearing-Stelle.
May ist am Freitag mit US-Präsident Barack Obama, Bundeskanzlerin Angela Merkel und anderen europäischen Spitzenpolitikern in Berlin zusammengekommen, um über die Situation nach der Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten zu beraten. Bei einem anschließenden Zweier-Treffen von May und Merkel geht es auch um den Brexit./dm/DP/jha
LONDON (dpa-AFX)
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