Tesla zwischen hohen Zielen und Alltagsmühen - Das macht die Aktie
Genie oder Aufschneider? An Tesla-Chef Elon Musk und seinen ehrgeizigen Zielen scheiden sich die Geister.
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Anspruch und Wirklichkeit klaffen beim US-amerikanischen Elektroautobauer nach wie vor weit auseinander. Vor allem die hartnäckigen Produktionsprobleme beim wichtigen Model 3 sorgen bei den Anlegern für Kopfschmerzen. Die wichtigsten Punkte für das Unternehmen, was die Experten sagen und wie es für die Aktie läuft.
Das ist los bei Tesla
Bisher hatte Teslamit seinem Roadster-Sportwagen, der Oberklassenlimousine S und dem Stadtgeländewagen X lediglich hochpreisige Fahrzeuge für eine überschaubare Kundschaft im Angebot. Der Mittelklassewagen Model 3 ist entscheidend für den geplanten Vorstoß in einen breiteren Markt. Allerdings scheint der Umstieg auf die Massenproduktion das Unternehmen zu überfordern: Seit Monaten hinken die Stückzahlen der ehrgeizigen Planung hinterher.
Um den Rückstand aufzuholen, packt Musk deshalb die Brechstange aus: Mit hunderten zusätzlicher Arbeiter sollen die Förderbänder bald rund um die Uhr laufen und die Produktion bis Ende Juni auf 6000 Fahrzeuge pro Woche steigern. Das wären dreimal so viele wie noch Ende März.
Die gewaltige Nachfrage stellt die Geduld der Käufer auf eine harte Probe: Selbst wenn Tesla die neuen Produktionsziele erreicht, müssen sie angesichts von 400 000 Vorbestellungen lange Wartezeiten für ihr Traumauto in Kauf nehmen. Jüngst machte ein Bericht über einen mehrtägigen Fertigungsstopp die Runde, nachdem schon Ende Februar die Produktion vorübergehend ausgesetzt worden war.
Ob Tesla angesichts dieser Probleme im zweiten Halbjahr endlich wie versprochen operativ die Gewinnzone erreicht, bleibt abzuwarten. Seit der Unternehmensgründung 2003 schreibt Tesla rote Zahlen. Im letzten Quartal stand gar ein Rekordverlust zu Buche - auch deshalb konnten nicht alle Anleger über Musks jüngsten Aprilscherz lachen, dass sein Unternehmen pleite sei.
Positive Nachrichten kommen aus China: Dort dürfen ausländische Firmen künftig ohne einheimische Partner Geschäfte machen. Für die Hersteller von Elektroautos soll das schon 2018 Wirklichkeit werden - eigentlich eine Steilvorlage für Tesla. Doch solange das Unternehmen seine Produktionsprobleme nicht in den Griff bekommt, wird es davon kaum profitieren. Zudem haben auch die klassischen Autobauer inzwischen das Potenzial der E-Mobilität erkannt und greifen Tesla auf dessen ureigenem Terrain an.
Das sagen die Analysten
Bei Experten gehen die Erwartungen für Tesla ebenso deutlich auseinander wie die öffentliche Wahrnehmung des schillernden Unternehmenschefs. Unter den von der US-Nachrichtenagentur Bloomberg beobachteten Analysten sprechen neun ein Verkaufsvotum und zehn eine Kaufempfehlung für die Aktie aus - dazu kommen acht neutrale Beurteilungen. Das durchschnittliche Kursziel liegt mit 307 US-Dollar knapp 5 Prozent über dem aktuellen Bewertungsniveau. Die Spanne der Kursziele von 84 bis 470 Dollar ist riesig.
Zu den Pessimisten gehört David Tamberrino von der US-Investmentbank Goldman Sachs, der mit einem Kursziel von 195 Dollar zum Verkauf der Aktie rät. Er traut es Tesla nicht zu, mit dem Model 3 die für das zweite Quartal versprochenen Stückzahlen zu erreichen. Zudem werde das Unternehmen - ungeachtet gegenteiliger Beteuerungen - wohl doch noch in diesem Jahr eine weitere Kapitalerhöhung vornehmen.
Kristina Church von der britischen Investmentbank Barclays geht davon aus, dass die deutschen Autobauer beim Thema E-Mobilität ihren Rückstand gegenüber Platzhirsch Tesla schon in Kürze mehr als wettmachen. Sie verweist auf die 2018 und 2019 anstehenden Markteinführungen attraktiver und profitabler Elektromodelle von BMW, Mercedes, Audi, Porsche und Volkswagen (VW). Die Konkurrenten verfügen über 100 Jahre an Produktionserfahrung sowie Größenvorteile und seien führend bei neuen Technologietrends, so Church.
Zu einem ganz anderen Urteil kommt Alexander Haissl von der Privatbank Berenberg. Mit einem Kursziel von 470 Dollar sieht er für die Aktie noch über ihren bisherigen Rekordstand hinaus ordentlich Luft nach oben - folgerichtig rät er zum Kauf. In seiner bereits im Februar veröffentlichten Studie schloss Haissl zwar künftige Probleme nicht aus, sah die Model-3-Produktion aber auf einem guten Weg.
Das macht die Aktie
Zum Börsengang von Tesla vor nunmehr gut acht Jahren kostete die Aktie lediglich 17 Dollar, die Marktkapitalisierung lag bei 226 Millionen Dollar. Danach dümpelte sie jahrelang unter 50 Dollar vor sich hin. Ab Mitte 2013 - kurz nachdem das Unternehmen an der Pleite und einem Verkauf an den Internetkonzern Alphabet vorbeigeschrammt war - zogen dann sowohl der Aktienkurs als auch die Handelsumsätze an der Börse deutlich an. Mit vorübergehenden Rückschlägen ging es hoch bis auf 383 Dollar, zwischenzeitlich war Tesla an der Börse mehr wert als die US-Autoriesen General Motors und Ford, die mit ihren Absatzzahlen in einer ganz anderen Liga spielen.
Von diesem im Juni 2017 erreichten Rekordwert ging es seitdem aber kräftig bergab - aktuell kostet die Aktie 293 Dollar. Damit beträgt die Marktkapitalisierung knapp 50 Milliarden Euro, womit Tesla zwar noch vor Ford liegt, aber wieder hinter GM. Vom weltgrößten Autobauer VW trennen das Unternehmen derweil Welten - die Wolfsburger sind auf Basis des derzeitigen Euro-Dollar-Kurses an der Börse mehr als doppelt so viel wert wie Tesla.
NEW YORK (dpa-AFX)
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