Börsenexperten: Direct Listings wie bei Spotify und Slack sind bei der Preisbildung effizienter als IPOs
Seit dem erfolgreichen Börsengang von Spotify sind Direct Listings ein großes Thema an den Aktienmärkten. Einige Experten halten diese Methode sogar für effizienter als einen IPO.
Werte in diesem Artikel
• Hype um Direct Listings
• Neuer Trend mit Vor- und Nachteilen
• Experten unterstützen Direct Listings
Als der schwedische Musikstreaming-Dienst Spotify am 3. April 2018 an die New Yorker Börse ging, sorgte er auch deshalb für Aufsehen, weil er nicht das klassische Verfahren eines IPO wählte, sondern sich als erstes großes Unternehmen für ein Direct Listing entschied. Seither ist ein regelrechter Hype um das Thema entstanden. Im Juni 2019 folgte der Messenger-Dienst Slack bei seinem Börsendebüt an der NYSE dem Vorbild von Spotify und wählte als zweites prominentes Technologieunternehmen den ungewöhnlichen Weg einer Direktplatzierung.
IPO vs. Direct Listing
Bei einem IPO (Initial Public Offering) handelt es sich um ein erstmaliges öffentliches Angebot von Wertpapieren an der Börse und somit das erste Listing einer Aktie, welche interessierten Anlegern angeboten wird. Dabei nimmt das Unternehmen die Hilfe von Banken in Anspruch, die den Börsengang begleiten.
Dagegen wird bei einem Direct Listing auf zahlreiche Unterstützungsleistungen der Investmentbanken verzichtet. So erfolgt beispielsweise keine Kurspflege, mittels derer die Banken üblicherweise in den ersten Wochen nach dem Listing allzu starke Kursschwankungen verhindern. Außerdem gibt es beim Direct Listing im Vorfeld keinen von Banken organisierten Preisbildungsprozess und damit keine Kursgarantie. Der Startpreis wird erst in einer Eröffnungsauktion an der Börse durch Angebot und Nachfrage ermittelt. Auf diese Weise spart sich das Unternehmen die relativ teuren Bankdienstleistungen, aber andererseits kann die Kursentwicklung in den ersten Tagen schon sehr volatil sein.
Experten unterstützten Direct Listings
Direct Listings sind auch beliebt bei VC-Kapitalgebern, die schon früh in das Startup-Unternehmen investiert haben. Denn da es hierbei keine Sperrfrist für Altaktionäre gibt, können die Risikokapitalgeber (Venture Capital-Geber) ihre Aktien schon ab dem ersten Handelstag veräußern, sollten sie dies wünschen.
Nun hat sich auch Michael Grimes bei einem Event von "StrictlyVC" positiv zu Direktplatzierungen geäußert. Demnach hält der Morgan Stanley-Investmentbanker den Preismechanismus für "absolut" effizienter.
Morgan Stanley hatte die Direct Listings sowohl von Spotify als auch von Slack organisiert. Die Bank hat dabei die Auktionen geleitet, mittels derer der Preis ermittelt wurde, bei dem sich Kauf- und Verkaufsaufträge deckten. Außerdem hat sie sichergestellt, dass genügend Liquidität vorhanden war, damit die Listings glatt über die Bühne gehen konnten.
Ähnlich wie Grimes hatte sich auch Marktanalyst Michael Hewson vom Handelshaus CMC Markets UK kurz nach der Direktplatzierung von Slack geäußert: Ein Direct Listing sei in gewisser Hinsicht gegenüber einem klassischen IPO der bessere Weg, um den Marktwert eines an die Börse gehenden Unternehmens zu bestimmen. Denn bei dieser Methode fehlten die Investmentbanken, die den Börsenwert künstlich erhöhen könnten.
Auch für den Tech-Investor Bill Gurley sind Direct Listings die bessere Alternative. IPOs bezeichnete er hingegen als "schlechten Witz".
Trend könnte anhalten
Das Thema Direct Listings dürfte die Börsianer jedenfalls weiter beschäftigen. So wird etwa spekuliert, dass sich auch der Apartment-Vermittler Airbnb bei seinem Börsengang für diesen Weg entscheiden könnte.
Redaktion finanzen.net
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