Vertrauensverlust

JPMorgan: Mit den Auslieferungszahlen hat sich Tesla ins eigene Fleisch geschnitten

08.04.19 20:04 Uhr

JPMorgan: Mit den Auslieferungszahlen hat sich Tesla ins eigene Fleisch geschnitten | finanzen.net

Das Auslieferungsvolumen Teslas im ersten Quartal 2019 ist deutlich schwächer ausgefallen als zuvor befürchtet. Hat dies nun auch Konsequenzen für Elon Musks Verteidigung gegen die Vorwürfe der SEC?

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Deutlich geringeres Produktions- und Auslieferungsvolumen

Mitte vergangener Woche wurde bekannt, dass Tesla im ersten Quartal dieses Jahres deutlich weniger Autos ausgeliefert hat als zunächst gedacht. Insbesondere mit der Auslieferung des Model 3 tat sich der Konzern schwer - es gab Probleme, die Fahrzeuge nach Europa und China zu bringen. In einer ersten Reaktion brach die Tesla-Aktie daraufhin am Donnerstag zeitweise um über 10 Prozent rein, zum Handelsschluss blieb noch ein Minus von 8,23 Prozent bei 267,80 US-Dollar.

"Trotz des Vorziehens der Nachfrage vom ersten Quartal 2019 auf das vierte Quartal 2018 aufgrund des Rückgangs der Bundessteuergutschrift übertrafen die US-Bestellungen für Model 3-Fahrzeuge deutlich das, was wir in Q1 liefern konnten. Wir bekräftigen unsere bisherige Prognose von 360.000 bis 400.000 Fahrzeuglieferungen im Jahr 2019", hieß es in der Pressemitteilung des Autobauers von Mittwochnacht.

Teslas Glaubwürdigkeit geschädigt

JPMorgan-Analyst Ryan Brinkman befürchtet nun, Tesla und insbesondere Elon Musk könnten künftig mit einem erheblichen Glaubwürdigkeitsproblem zu kämpfen haben, das Vertrauen der Anleger dürfte durch diesen Vorfall ein Stück mehr verloren gegangen sein.

"Die Lieferprognose für das Gesamtjahr wurde in der Pressemitteilung so formuliert, dass sie auf der vorherigen Ebene von 360.000 bis 400.000 Einheiten bestätigt wurde, was unserer Ansicht nach einen wichtigen Grundsatz der rechtlichen Verteidigung des CEO Elon Musk gegen die SEC untergräbt - dass sein Tweet vom 19. Februar, dass Tesla im Jahr 2019 rund 500.000 Fahrzeuge herstellen wird, keine neuen Informationen waren, die eine Vorgenehmigung erfordern", erklärte Brinkman.

Im Anschluss an diesen Tweet warf die Securities and Exchange Commission (SEC) Musk vor, gegen die Vereinbarung vom vergangenen Herbst verstoßen zu haben. Damals hatten sich die beiden Parteien darauf geeinigt, dass der Tesla-Chef alle Tweets bezüglich des Autobauers im Vorfeld genehmigen lassen muss, die den Tesla-Kurs bewegen könnten.

Dieser Tweet vom Februar habe durchaus das Potenzial gehabt, den Kurs zu bewegen, so die SEC. Musk hingegen ist sich nach wie vor keiner Schuld bewusst und hält daran fast, dass diese Informationen nicht wesentlich gewesen seien und keine Überprüfung benötigten.

Vertrauensverlust durch wirre Kommunikation

"Selbst wenn man argumentieren könnte, dass die offizielle Ganzjahresprognose irgendwie von 360-400K Lieferungen zum Zeitpunkt des Aktionärsbriefes auf 350-500K des Model 3 allein nur wenige Stunden später, auf 420-600K Gesamtproduktion am 28. Februar - und nun wieder auf 360-400K Lieferungen - gestiegen ist, würden die Unordnung und Inkonsistenz dieser Kommunikation aus unserer Sicht das Vertrauen der Anleger weiter schwächen", kommentierte Brinkman.

Vergangenen Donnerstag hatte schließlich eine weitere Gerichtsverhandlung stattgefunden. Die SEC scheiterte mit dem Versuch, Musk wegen Missachtung des Gesetzes verurteilen zu lassen. Das Ergebnis der Verhandlung: Musk muss erneut mit der US-Börsenaufsicht über seine Social Media-Aktivitäten verhandeln. Die New Yorker Richterin gab den beiden Parteien zwei Wochen Zeit, den Streit beizulegen und eine einvernehmliche Lösung zu finden. Im Anschluss an die Verhandlung zeigte sich Musk ungewöhnlich zurückhaltend. Gegenüber Reportern erklärte er, er sei "glücklich" und "beeindruckt von der Analyse der Richterin", er habe zudem "großen Respekt für das Rechtssystem".

Brinkman zeigt sich dennoch nach wie vor zögerlich, denn die "inzwischen klare Inkongruenz von den Ausblickserklärungen des CEOs mit der Guidance der offiziellen Unternehmensführung" könnte die Wahrnehmung künftiger Managementkommentare beeinträchtigen, das Vertrauen der Anleger noch weiter schwächen und sogar den Aktienkurs weiterhin unter Druck setzen.

Die US-Bank JPMorgan senkte ihr Kursziel für Tesla-Aktien als Reaktion auf die vorgelegten Zahlen, die Brinkman zufolge "erheblich schlimmer als befürchtet" ausfielen, von 215 auf 200 US-Dollar und beließ die Einstufung auf "Underweight". Brinkman zeigte sich besorgt, dass die Zahlen eine schwächere Gewinnentwicklung im Auftaktquartal bedeuten könnten.

Redaktion finanzen.net

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Bildquellen: Hattanas Kumchai / Shutterstock.com, Joe Scarnici/WireImage/Getty Images

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